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13 veraltete Erziehungstipps, die problematisch und gefährlich sind

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Links: Eine Frau, die ein Medikament in der Hand hält und sich über ein Baby lehnt. Text: Morphium beim Zahnen. Rechts: Ene Frau, die einen Kinderwagen schiebt. Der Kinderwagen ist mit einem großen roten „X“ durchgestrichen.
Diese Erziehungsratschläge sind ziemlich unvorstellbar. © ZUMA Press/IMAGO/Panthermedia / IMAGO

„Getreide sollte ab dem zweiten oder dritten Tag gefüttert werden, püriertes Gemüse nach zehn Tagen, püriertes Fleisch nach vierzehn Tagen.“

Ich bin kein Experte ODER gar ein Elternteil, also hör auf keinen Fall auf mich, wenn es um Erziehungsratschläge geht. Aber es ist vermutlich ebenso eine gute Idee, nicht auf diese veralteten Ratschläge zu hören, die früher neuen und erwartenden Eltern gegeben wurden.

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Hier sind 13 überholte Erziehungsratschläge:

1. Gib deinem Baby ein Schmalzbad.

Olivenöl
Olivenöl © imagebroker/Imago

Du kennst vielleicht Sophia Lorens anti-ageing Olivenölbäder, aber Ärzt:innen haben früher auch geglaubt, dass Babys Ölbäder bekommen sollten, „sobald die Nabelschnur und die Augen die nötige Aufmerksamkeit erhalten haben“.

Diese Bäder wurden entweder in Schmalz, Olivenöl, Süßöl oder flüssiger Vaseline durchgeführt. Das Baby sollte von Kopf bis Fuß bedeckt und dann mit „einem alten weichen Leinentuch“ abgerieben werden.

Heute wird den Eltern geraten, keine Öle oder Feuchtigkeitscremes für ihre Babys zu verwenden, bis sie mindestens einen Monat alt sind. Und selbst dann bezweifle ich, dass Vollbäder mit Schmalz sehr häufig verschrieben werden.

2. Sei niemals besorgt oder wütend.

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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten die Ärzt:innen eine einfache Methode zur Vorbeugung von Säuglingskoliken (anhaltendes Weinen ohne klare Erklärung): nicht besorgt oder wütend sein. Einfach, nicht wahr? So lautete ihre Argumentation:

„Wenn sich die Mutter kurz vor der Stillzeit große Sorgen macht oder ohne Bedacht ‚sehr wütend‘ wird, ... [führt] das oft nicht nur zu Koliken beim Kind, sondern häufig auch zu schweren Krämpfen.“

Nach neun Monaten Schwangerschaft, der Geburt und der Tatsache, dass du jetzt ein Neugeborenes hast, musst du einfach mal relaxen. Ist doch ganz einfach.

In Wirklichkeit gehen Stress oder Ängste nicht über die Muttermilch auf das Baby über – mach dir also keine Sorgen, es ist in Ordnung, sich ab und Sorgen zu machen.

3. Trink ein Pint Guinness pro Tag, wenn du schwanger bist.

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Heute wissen wir, dass es nicht sicher ist, Alkohol zu konsumieren, wenn man schwanger ist oder versucht schwanger zu werden. Im Jahr 1916 wurde schwangeren Müttern jedoch empfohlen, täglich ein halbes oder sogar ein ganzes Pint Guinness zu trinken. Damals hat man geglaubt, dass es eine gute Eisenquelle sei.

Wie sich herausstellte, ist Guinness nicht wirklich eisenhaltig und es wird sicherlich nicht empfohlen, es während der Schwangerschaft oder Stillzeit zu trinken.

4. Umarme dein Kind nicht!

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Das stimmt, Zuneigung – insbesondere körperliche – war ein absolutes Tabu! In den späten 1920er Jahren hat ein Verhaltensforscher den Eltern geraten, den Kindern gegenüber „vollkommen objektiv“ zu sein.

Es wurde geschrieben: „Umarme und küsse [sie] nie, lass sie nie auf deinem Schoß sitzen. Wenn es sein muss, küsse sie einmal auf die Stirn, wenn sie dir gute Nacht sagen. Gib ihnen am Morgen die Hand.“

Ich will ja nicht urteilen, aber wenn du deinem Kind morgens die Hand gibst, wird es zu einem Arsch heranwachsen.

5. Gib deinem Kind keinen „weichen“ Namen.

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Den Eltern wurden sogar Ratschläge zur Namensgebung ihrer Kinder gegeben. Sie rieten ihnen, ihren Kindern keine Namen zu geben, die immer beliebter werden, weil sie dann als „eine Person in der Masse“ aufwachsen.

Noch merkwürdiger ist, dass Eltern davor gewarnt wurden, ihren Kindern zu „weiche“ Namen zu geben. In einem Artikel wurde geschrieben: „Versuchen Sie, nicht zu weiche Namen zu verwenden. Namen wie Lenora Molloy fehlt es einfach an Rückgrat.“

Ich entschuldige mich bei allen Lenoras und Molloys, die diesen Artikel lesen, denn ich nehme an, dass der Autor einen persönlichen Rachefeldzug gegen jemanden mit diesem Namen geführt hat.

6. Geh direkt zum Toilettentraining über.

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Heutzutage beginnen die meisten Eltern mit dem Töpfchentraining, wenn ihr Kind zwei oder zweieinhalb Jahre alt ist. In den 1930er Jahren hat die US-Regierung eine Broschüre herausgegeben, in der den Eltern empfohlen wurde, fast unmittelbar nach der Geburt mit dem Töpfchentraining anzufangen. Sie haben erwartet, dass ein Kind mit sechs bis acht Monaten aufs Töpfchen gehen konnte!

7. Lass dein Baby vor dem Fenster in einem Käfig hocken.

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Stell dir vor, du und dein:e Partner:in seid frischgebackene Eltern. Ihr wohnt aber in einer Wohnung in der Stadt – wie stellst du sicher, dass dein Neugeborenes genug frische Luft bekommt? Am besten ist es natürlich, wenn du es in einen kleinen Käfig steckst, der mehrere Stockwerke über der Straße hängt.

So haben es einige Eltern in den 1930er Jahren gemacht. Der Käfig konnte auch als Bett benutzt werden und hatte Vorhänge, um den Luftzug aus dieser Höhe zu verhindern.

8. Ignoriere dein weinendes Baby, sonst wird es zu einem Sozialisten.

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In den 60er Jahren warnten einige Ärzt:innen, dass Mütter, die „ihrem Kind keinen Zeitplan auferlegen“, „einen Erwachsenen hervorbringen, der von anderen erwartet, dass sie ihm aus der Patsche helfen“.

Dr. Walter W. Sackett Jr. ist mit dieser kühnen Vorhersage sogar noch weiter gegangen und hat geschrieben: „Wenn wir unseren Kindern beibringen, dass sie alles auf Abruf bekommen, müssen wir uns eingestehen, dass wir damit möglicherweise die Saat des Sozialismus legen.“

Ärzt:innen haben den Eltern (insbesondere Müttern, weil … du weißt schon), sich von schreienden Babys zu entfernen und sie Tag und Nacht zu ignorieren. Wenigstens haben wir etwas, worauf wir unsere hyperkapitalistische Gesellschaft schieben können, nämlich die sozialismusresistenten Erziehungsstrategien der 60er Jahre!

9. Säuglingen wurde Opium verabreicht, um ihr Zahnen zu lindern.

Mrs Winslow‘s Soothing Syrup
Das ist dann doch eine extreme Maßnahme. © ZUMA Press/Imago

In den 1800er Jahren wurde „Mrs. Winslow‘s Soothing Syrup“ an Eltern verkauft, die ihre zahnenden Babys beruhigen wollten. Das wirklich Erschreckende daran ist, dass sie nicht wussten, dass der Sirup Morphium enthielt. Es wird angenommen, dass er die Ursache für zahlreiche Todesfälle in ganz Amerika war.

Diese „Heilmittel“ wurden angeblich in zierliche Flaschen abgefüllt und mit beruhigenden Namen versehen.

10. Empfindliche Kinder sollten Schokoladenmilch trinken.

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Wenn dein Baby oder Kleinkind einen empfindlichen Magen hatte, wurde ihm etwas empfohlen, das praktisch Schokoladenmilch und Brot war.

Hier ist das genaue Rezept: „Cadbury‘s Cocoa Essence, zu gleichen Teilen mit kochendem Wasser und frischer Milch zubereitet und leicht mit Würfelzucker gesüßt, ist eine wunderbare Nahrung für ein zartes Kind. Dazu sollte Brot mit Butter gegessen werden.“

Ich will nicht lügen, ich hätte diese Mahlzeit wahrscheinlich geliebt, als ich ein kleines Kind war.

11. Halte dein Kind physisch davon ab, am Daumen zu lutschten.

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In einem Buch aus den 1920er Jahren heißt es: „Daumen-, Finger- oder Schnullerlutschen sind allesamt schmutzige Angewohnheiten und sollten frühzeitig unterbunden werden.“

In dem Buch werden verschiedene Lösungen für diese „schmutzige“ Angewohnheit vorgeschlagen: „Die Enden der Finger und die Ränder der Nägel können mit einer Lösung aus Aloe oder Chinin bestrichen werden. In extremen Fällen kann eine Schiene auf die vordere Beuge des Ellenbogens gelegt werden, um zu verhindern, dass die Hand zum Mund geführt werden kann.“

Ich bin mir nicht sicher, ob das Anlegen einer Schiene eine sinnvolle Maßnahme ist, um Kinder vom Daumenlutschen abzuhalten ...

12. Säuglinge und Kleinkinder sollten niemals in einem Kinderwagen mitgenommen werden.

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Manche haben Müttern geraten, ihre Säuglinge oder Kleinkinder niemals in einen Kinderwagen zu setzen, sondern diese wenn nur im Arm zu halten.

Henry Chavasse hat geschrieben: „Wenn das Kind in einem Kinderwagen sitzt, ist es kalt und ungestützt und sieht aus wie ein Häufchen Elend, das überall nach Trost sucht und keinen findet.“ Er sagte auch, dass Kinderwägen ein Kind dazu bringen würden, sich zu bücken und es „krumm und rundschultrig“ zu machen.

Es scheint, als hätte Chavasse einen persönlichen Rachefeldzug gegen Kinderwägen geführt, denn er sagte auch:

„Sie sind ein öffentliches Ärgernis, da sie gegen die Beine und zwischen die Beine der Menschen gerollt werden und eine fruchtbare Quelle für gebrochene Schienbeine, verstauchte Knöchel, zerquetschte Hühneraugen und die gereizten Gemüter der Fußgänger:innen, die unglücklicherweise in ihre Reichweite kommen.“ Diesem Mann wurde definitiv durch einen Kinderwagen Unrecht zugefügt.

13. Babys sollten ab dem zweiten Tag feste Nahrung zu sich nehmen.

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Genau wie beim Toilettentraining war man damals auch sehr darauf bedacht, dass Babys sehr viel schneller Erwachsenennahrung zu sich nehmen, als es heutzutage geraten wird.

Hier einige solcher Ratschläge: „Getreide sollte ab dem zweiten oder dritten Tag gefüttert werden, püriertes Gemüse nach zehn Tagen, püriertes Fleisch nach vierzehn Tagen, Fruchtsaft nach drei Wochen, Lebertran nach vier Wochen, Eier nach fünf Wochen, Süßigkeiten wie Obst und Pudding nach sechs Wochen und Speck und Eier nach neun Wochen.“

Zum Vergleich: Ärzt:innen raten heute, Babys ab dem sechsten Monat langsam an andere Nahrung zu gewöhnen. Dabei sollen Säuglinge zunächst keine salzigen Lebensmittel wie Speck oder zuckerhaltige Speisen wie Pudding und Fruchtsäfte bekommen.

Kennst du noch weitere veraltete Erziehungsratschläge? Lass es mich in den Kommentaren wissen!

Nur weil wir jetzt aber in modernen Zeiten leben, heißt das nicht, dass nicht trotzdem noch veraltete und problematische Erziehungsmethoden angewandt werden. In einem unserer Artikel haben Leute erst neulich 20 problematische Erziehungstrends diskutiert.

Dieser Post wurde übersetzt von einem Post von Benjamin Dzialdowski.

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