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Wie es wirklich ist, abzutreiben

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„Manchmal empfinde ich noch Traurigkeit, aber nicht, weil ich die Abtreibung bereue.“

BuzzFeed Health hat die Mitglieder der BuzzFeed-Community gebeten, uns die Geschichte ihrer Abtreibungen zu erzählen.

Hinweis: Die hier dargestellten Berichte stammen von US-Leserinnen.

1. „Ich erfuhr drei Tage nach der Beerdigung meines Bruders, dass ich schwanger war.”

„Ich rief meine Mama an. Sie ging wohl davon aus, dass ich mich darüber freue. Ich musste dann meinem Stiefvater und meinem anderen Bruder davon erzählen. Die beiden waren ganz aufgeregt. Mein Bruder meinte sogar, seit dem Tod unseres Bruders lächle er zum ersten Mal wieder richtig. Alle maßen meiner Schwangerschaft so viel Bedeutung bei. Ein Leben war zu Ende gegangen und nun war da ein neues. Also habe ich zwanghaft versucht, mich darüber zu freuen. Aber an den Tagen danach konnte ich das einfach nicht; eigentlich konnte ich überhaupt nichts tun. Mich hat das so hart und plötzlich erwischt. Ich hockte wie ein Häuflein Elend am Boden und weinte. Mir war einfach alles zu viel.

Alle haben mich unterstützt. Doch mein Freund, mit dem ich damals seit fünf Jahren zusammen war, war der Erste, der etwas sagte, das Sinn ergab: Er meinte, ich hätte das Recht, egoistisch zu sein. Wenn ich dieses Baby wolle, dann dürfe ich so egoistisch sein, es zu bekommen. Wenn ich es nicht wolle, dann dürfe ich so egoistisch sein, es nicht zu bekommen. Es gab keine falsche Entscheidung. Ich musste einfach nur an mich selbst denken. Ausschlaggebend für meine Entscheidung war schließlich, dass ich mich mehr wie eine Mutter fühlte, wenn ich meine Katze ansah, als wenn ich an das dachte, was in mir wuchs. Eine Woche, nachdem ich von meiner Schwangerschaft erfahren hatte, entschied ich mich für eine Abtreibung mit Medikamenten.

Die Abtreibung selbst war (größtenteils) ein wunderbares Erlebnis. Alle Klinikmitarbeiter waren sehr hilfsbereit. Und ich konnte die Abtreibung zu Hause durchführen. Also kroch ich am nächsten Tag mit meinem Freund ins Bett, zog meine supercoolen Erwachsenenwindeln an, schluckte die Pillen und machte Game of Thrones an. Und ich kann euch sagen, es tat saumäßig weh ... Ich dachte ernsthaft, ich würde vor Schmerzen einen Schock kriegen. Diese Krämpfe drangen durch meinen ganzen Körper, so dass ich kaum atmen konnte. Ich ballte so heftig die Fäuste, dass meine Nägel in die Handflächen schnitten. Doch als es vorbei war, war es vorbei.”

—Maggie, 26

2. „Ich hatte gerade meinen Traumjob begonnen und wusste genau, was ich tun würde, als ich das positive Testergebnis sah.”

Eine Hand hält einen positiven Schwangerschaftstest.
„Ich war 29 und hatte einen One-Night-Stand gehabt.“ © imagebroker/Imago

„Ich war 29 und hatte einen One-Night-Stand gehabt. Ich hatte gerade meinen Traumjob gefunden und wusste genau, was ich tun würde, als ich das positive Testergebnis sah. In der sechsten Woche ließ ich eine chirurgische Abtreibung vornehmen. Es war ein bedauerliches Erlebnis, aber ich habe meine Entscheidung nie bereut.”

—anonym, 39

3. „Ich habe Abtreibungen immer strikt abgelehnt und wollte das Kind. Allerdings wusste ich, dass die Chancen sehr gut standen, dass ich bei der Geburt sterbe. Und dann wären die Kinder, die ich bereits hatte, ohne Mutter gewesen.”

„Ich bin glücklich verheiratet und habe schon zwei Kinder. Als mein zweites Kind geboren wurde, bekam ich eine Gehirnblutung, die mich fast umgebracht hätte. Man riet mir, keine Kinder mehr zu kriegen. Sieben Jahre später wurde ich wieder schwanger. Ich habe Abtreibungen immer strikt abgelehnt und wollte das Kind. Allerdings wusste ich, dass die Chancen sehr gut standen, dass ich bei der Geburt sterbe. Und dann wären die Kinder, die ich bereits hatte, ohne Mutter gewesen. Ich entschied mich, die Schwangerschaft abzubrechen.

In der Klink bekam ich eine Pille, die das Fortschreiten der Schwangerschaft verhindern sollte. Für den nächsten Tag bekam ich noch zwei weitere Pillen. Ich war den ganzen Tag lang heftig am Zittern und blutete entsetzlich. Ich klagte und weinte. Zwei Wochen später ging ich wieder hin, um mir bestätigen zu lassen, dass die Schwangerschaft wirklich beendet war.”

—Katie, 35

4. „Mein Freund hat gespürt, dass er mich verliert – also fing er an, Löcher in die Kondome zu stechen.”

Eine männliche Hand zieht ein Kondom aus der Verpackung.
„Er fing an Löcher in die Kondome zu stechen.“ © Wavebreak Media Ltd/Imago

„Ich war 22. Mein Freund hat gespürt, dass er mich verliert – also fing er an, Löcher in die Kondome zu stechen. Nachdem ich ihn verlassen hatte, habe ich entdeckt, dass ich schwanger war. Kurz danach wurde er verhaftet, weil er mit einer Schülerin geschlafen hatte. Er war Sonderschullehrer.

Meine Ärztin verschrieb mir eine Abtreibungspille. Es war nur wie eine starke Regelblutung. Ich bereue absolut nichts, halte es aber geheim, weil meine Familie streng katholisch ist. Ich wünschte, ich wäre stark genug, um über mein Erlebnis zu sprechen. Für mich ist es am schwierigsten, wenn eine Freundin oder Bekannte in der gleichen Situation ist und überlegt, ob sie abtreiben soll. Die meisten Frauen, die ich kenne, sagen dann, sie soll es nicht tun, weil sie es ewig bereuen würde.”

—Jen, 33

5. „Ich weiß, dass die Leute mich vielleicht verurteilen. Aber wir waren nicht bereit und wir wussten das.”

Ein positiver Schwangerschaftstest liegt neben einem Waschbecken.
„Zu dem Zeitpunkt waren wir einfach nicht bereit.“ © imagebroker/Imago

„Ich war 26 und mit meinem Partner gerade in eine andere Stadt gezogen, kurz nachdem wir die Uni abgeschlossen und beide einen neuen Job gefunden hatten. Er und ich wussten, dass wir Kinder wollten, aber zu dem Zeitpunkt waren wir einfach nicht bereit.

Heute, zehn Jahre später, sind wir verheiratet und haben zwei kleine Kinder. Ich weiß, dass die Leute mich vielleicht verurteilen. Aber wir waren damals nicht bereit und wir wussten das. Wir haben die Entscheidung nicht leichtfertig getroffen und ich habe sie nicht bereut.”

—anonym

6. „Unsere beiden Söhne waren in staatlicher Obhut und wir kämpften darum, sie wiederzubekommen. Da erfuhr ich, dass ich schwanger war.”

„Mein Mann und ich machten gerade eine schwierige Zeit durch. Unsere beiden Söhne waren in staatlicher Obhut und wir kämpften darum, sie zurückzubekommen. Da erfuhr ich, dass ich schwanger war. Wir sprachen darüber und beschlossen, dass es das Beste wäre, abzutreiben, anstatt ein Baby zu kriegen, das dann auch in staatliche Obhut käme. Meine beiden Söhne wurden im Heim misshandelt. Ich entschied mich für die Abtreibung mithilfe von Medikamenten.”

—anonym, 44

7. „Manche Leute denken vielleicht, dass mich das zu einem Monster macht. Doch wir haben das nicht emotional, sondern rein rational geregelt.”

„Ich war 25 Jahre alt und hatte gerade meinen heutigen Ehemann kennen gelernt. Als wir uns seit fünf Monaten kannten, wurde ich schwanger. Wir wussten zwar, dass wir eines Tages Kinder haben wollten, aber es war nicht der richtige Zeitpunkt – wir lernten uns selbst und einander gerade erst kennen und lebten weit weg von unseren Familien. Und in meinem tiefsten Inneren wusste ich, dass ich nicht dazu bereit war, die Art von Mutter zu sein, die ich sein wollte.

Also buchten wir ungefähr in der vierten oder fünften Schwangerschaftswoche einen Termin in einer Klinik und ließen den Eingriff vornehmen. Was mich an dem Erlebnis überraschte, war meine Ruhe und dass ich genau wusste, dass wir die richtige Entscheidung gefällt hatten. Manche Leute denken vielleicht, dass mich das zu einem Monster macht. Doch wir haben das nicht emotional, sondern rein rational geregelt.

Und heute sind wir verheiratet und erwarten unser erstes Kind! Es ist nicht verkehrt, bestimmte Dinge erst dann zu tun, wenn es dir gut passt. Kinder großzuziehen bedeutet eine riesige Verantwortung, und wenn du nicht darauf vorbereitet bist, dürfte es unglaublich schwierig werden. Es ist keine Schande, das zu tun, was für dich und deinen Partner richtig ist. Letztlich geht es niemand anderen etwas an.”

—Jane, 31

8. „Ich wollte noch nicht wissen, wie sich eine Schwangerschaft anfühlt. Ich wollte, dass es ein freudiger Moment wird – nicht einer, in dem ich mich wie ein in die Ecke getriebenes Tier fühle und mir den Arm abbeißen muss, um zu entkommen.”

BuzzFeed.de © Jenny Chang / Via buzzfeed.com

„Ich war vorsichtig gewesen, hatte verhütet und die Pille danach genommen. Beides hat bei mir versagt. Ich hatte das Gefühl, keine Kontrolle mehr über meinen Körper zu haben. Er hatte mich verraten. Die ersten Worte, die aus meinem Mund kamen, waren die, dass ich eine Abtreibung will. Ich arbeitete als Barista und lebte allein; ich hatte kaum genug Geld, um für mich selbst und meine Katze zu sorgen – geschweige denn für ein Kind. Ich wollte nicht zulassen, dass ein gerissenes Kondom mein ganzes Leben ändert.

Um ehrlich zu sein: Ich war todunglücklich. Immer hatte ich schwanger werden und Mutter sein wollen. Und nun hatte ich das Gefühl, mir würde etwas aufgezwungen, das ich nicht wollte. Ich wollte noch nicht wissen, wie sich eine Schwangerschaft anfühlt. Ich wollte, dass es ein freudiger Moment wird – nicht einer, in dem ich mich wie ein in die Ecke getriebenes Tier fühle und mir den Arm abbeißen muss, um zu entkommen. Jedes Mal, wenn mich jemand fragt, was das Schwierigste an der Abtreibung war, sage ich: ‚Diese drei Tage lang schwanger zu sein.‘ Ja, ich war zu dem Zeitpunkt schon mehr als vier Wochen schwanger. Aber diese drei Tage zwischen dem Feststellen der Schwangerschaft und der Abtreibung waren am allerschlimmsten.

Da ich in einem so frühen Stadium war, konnte ich die medikamentöse Abtreibung zu Hause selbst durchführen. Ich nahm die erste Tablette in der Klinik und bekam die Anweisung, mich auszuruhen und die zweite Pille am nächsten Tag zu schlucken, wenn es mir besser ginge.

Als es vorbei war, empfand ich nur noch Erleichterung. Ich war verdammt erleichtert, nicht mehr schwanger zu sein. Es war vorüber – ich hatte das Gefühl, dass mein Körper wieder mir gehörte. Es war traurig, dass es so kommen musste, aber es war richtig. Ich weiß nicht, wie mein Leben heute wäre, wenn ich damals keine Wahlmöglichkeit gehabt hätte. Manchmal empfinde ich noch Traurigkeit, aber nicht, weil ich die Abtreibung bereue. Ich habe sie nie bereut.”

—anonym, 24

9. „Was sie angesichts der Zwangslage, in der ich war, nicht verstand: Ich identifizierte mich eigentlich als lesbisch, deshalb hatte ich meine Ehe beendet.”

„Ich war damals Anfang zwanzig und hatte ein zweijähriges Kind. Nicht lange nach meiner Scheidung verbrachte ich mit einem Freund eine Nacht mit viel Wodka und wenig Urteilsvermögen – einige Wochen später erfuhr ich, dass ich schwanger war.

Ich habe nie daran gezweifelt, dass eine Abtreibung in dem Moment das Richtige für mich war. Ich ging rein, ließ den Eingriff durchführen und schaute nie zurück. Das Schlimmste an der ganzen Tortur war, dass die Beraterin in der Klinik mit mir schimpfte, weil ich mich nach der Prozedur nicht für eine Spirale entscheiden wollte. Was sie angesichts der Zwangslage, in der ich war, nicht verstand: Ich identifizierte mich eigentlich als lesbisch, deshalb hatte ich meine Ehe beendet.

Der Eingriff an sich war zwar unangenehm, aber nicht besonders schmerzhaft. Ich kannte eine der Schwestern, die assistierten. Sie fragte mich, ob ich den Fruchtsack denn sehen wolle, und ich sagte ja. Es war interessant. Ich war etwa in der 10. bis 12. Woche und der Fruchtsack sah aus wie eine Qualle, ungefähr so groß wie eine 25-Cent-Münze. Nur ein Zellklumpen. Mehr nicht, das war alles.

Ich habe meine Entscheidung nie infrage gestellt oder mir ein anderes Ergebnis gewünscht. Mein Glück war, dass ich den Eingriff vornehmen lassen konnte und die Versicherung ihn bezahlt hat. Ich erzähle meine Geschichte nur, wenn ich glaube, dass es jemandem helfen kann. Nicht jede Frau wünscht sich das, was ‚hätte sein können‘. Nicht jede Frau empfindet einen ‚Verlust‘.

Heute bin ich glücklich mit meiner Frau verheiratet und wir haben zwei wunderschöne Kinder.”

—LJ, 33

10. „Obwohl ich die Pille danach genommen hatte, wurde ich schwanger.”

Die Pille danach aus der Packung genommen.
„Ich nahm vier Stunden später die Pille danach ein, hatte aber dennoch ein extrem ungutes Gefühl.“ © photothek/Imago

„Ich war 19 Jahre alt und in einen Typen verliebt, der mich nie richtig geliebt oder respektiert hat. Eines Abends, nachdem er ein paar Drinks zu viel hatte, nahm er mich mit nach Hause und zog sein Ding nicht raus, ohne dass ich ihm das erlaubt hätte. Ich nahm vier Stunden später die Pille danach ein, hatte aber dennoch ein extrem ungutes Gefühl. Nach einer Woche machte ich zu Hause einen Schwangerschaftstest und obwohl ich die Pille danach genommen hatte, war ich schwanger.

Der Typ, mit dem ich zusammen war, war am Boden zerstört und sagte mir, dass er sich nicht um das Baby kümmern werde. Niemand wolle mit einer 20-jährigen alleinerziehenden Mutter zusammen sein. Damals hatte ich zwei Familienmitglieder, die an Krebs litten, und ich wollte deren Welt nicht völlig zerstören. Ich war eine talentierte Studentin, der die ganze Welt offenstand. Ich wollte das Baby behalten, wusste aber nicht, wie ich die nötigen Mittel dafür auftreiben sollte.

Zwei Wochen später fuhr ich in die Klinik und nahm die Pille, die das Baby abtreiben würde. Ängstlich und allein lag ich schluchzend auf meinem Bett und versuchte, im Gebet die richtigen Worte zu finden, damit Gott mir vergeben möge. Es dauerte Jahre, bis ich lernte, mir selbst zu verzeihen. Heute weiß ich, dass meine Entscheidung das Beste für mich gewesen ist. Ich habe mir vergeben – wichtiger ist jedoch, dass ich gelernt habe, mich selbst zu lieben.”

—anonym, 26

11. „Ich hatte ein Jahr zuvor entbunden und im selben Jahr wurde mein Mann sehr krank.”

„Mit 29 Jahren ließ ich eine chirurgische Abtreibung durchführen. Ich hatte ein Jahr zuvor entbunden und im selben Jahr wurde mein Mann sehr krank. Drei Jahre später verstarb er.

Es gab für mich weder körperlich noch finanziell einen Weg, ein weiteres Kind zu versorgen. Als es vorbei war, fühlte ich mich so erleichtert wie nie zuvor, und ich habe meinen Entschluss bis heute nicht bereut. Ich beklage durchaus den Verlust dessen, was hätte sein können – jedes Mal, wenn ich mein heute 15-jähriges Kind anschaue. Aber Reue? Nein. Schuldgefühle, ja, ein bisschen. Ich empfinde in erster Linie Gewissheit, dass ich die für mich und meine Familie richtige Entscheidung getroffen habe.“

—anonym, 43

12. „Ich fuhr nach Hause und wurde umgehend rausgeworfen, aber ich bereute es nicht.”

„Ich war gerade 16 geworden, als ich erfuhr, dass ich schwanger war – also vor ungefähr fünf Jahren. Meine Eltern sind gläubige Muslime und konnten nicht begreifen, wieso ich schwanger geworden war – als ob ihre von Abstinenz geprägte Einstellung zur Sexualaufklärung doch hätte reichen müssen. Da sie sehr altmodisch waren, befahlen sie mir, das Baby zu behalten. Sie drohten, mich rauszuwerfen, wenn ich nicht gehorchte.

Für mich war das gesellschaftliche Stigma im Zusammenhang mit Teenager-Schwangerschaften jedoch genug, um mich davon zu überzeugen, dass dieses Baby raus musste, irgendwie. Außerdem war der Vater ein Junge, den ich von einer der wenigen Partys kannte, die ich je besucht habe. Ich war nicht mit ihm zusammen und noch weniger wäre ich in der Lage gewesen, mit ihm ein Kind großzuziehen.

Also fuhr ich mit meiner besten Freundin nach einer unserer Abschlussprüfungen in die Klinik. Es ging schnell und war relativ schmerzarm, abgesehen von den Krämpfen, die am nächsten Tag folgten. Ich fuhr nach Hause und wurde umgehend rausgeworfen, aber ich bereute es nicht. Die Schule schloss ich als Zehntbeste meines Jahrgangs ab. Ich wohnte bei meiner besten Freundin, bis wir beide aufs College gingen. Es war meine Entscheidung gewesen und ich will, dass jeder weiß: Wie auch immer du dich entscheidest: Es ist okay! Es ist dein Körper, dein Leben, vielleicht sogar das Leben eines zukünftigen Kindes.”

—Supriti, 21

13. „Wenn ich gewusst hätte, dass es die Pille danach gibt, hätte ich mir die Qual erspart, erst auf den Test und dann auf die Abtreibung zu warten.”

Die Zeichung eines Uterus vor grünem Hintergrund.
„Das Kondom riss, als ich mit meinem langjährigen Freund schlief.“ ©  agefotostock/Imago

„Das Kondom riss, als ich mit meinem langjährigen Freund schlief. In dem Moment, als es kaputtging, wusste ich, dass ich schwanger werden würde. Ich sehe noch heute das Datum meiner letzten Periode im Kalender. Mir war sofort klar gewesen, dass ich meinen Eisprung hatte. Wenn ich gewusst hätte, dass es die Pille danach gibt, hätte ich mir die Qual erspart, erst auf den Test und dann auf die Abtreibung zu warten.

Das war 1995 und ich war 23. Meine Karriere hatte gerade begonnen. Ich erinnere mich noch, wie ich, um mich zu bestrafen, den Herzschlag auf dem Bildschirm betrachtete. Sie spritzten mir Valium und die sehr strenge Krankenschwester wurde weich und nahm meine Hand. Ich krümmte mich auf dem Tisch, als würde mir die Seele rausgerissen. Ich weinte. Mein Freund schenkte mir Blumen. Ich blutete wochenlang. Es brach mir das Herz. Ich hatte ein Jahr lang fürchterliche Depressionen.

Das ist jetzt über 20 Jahre her und in meinem tiefsten Inneren hasse ich mich immer noch, weil ich diese Entscheidung getroffen habe. Dabei weiß ich, dass sie richtig war. Ich wäre eine schreckliche Mutter gewesen. Heute bin ich eine verdammt gute. Monate nach der Abtreibung las ich in einer Zeitschrift etwas über die Pille danach, als ich gerade beim Friseur wartete. Ich bin in Tränen ausgebrochen. Warum hatte ich von dieser Möglichkeit vorher nichts gewusst? Ich fühlte mich wütend und hilflos.”

—anonym

14. „Ich wollte dieses Baby sehr, sehr gern behalten, – es war wohl das Einzige, wofür ich jemals gebetet habe. Doch mein Ex-Partner trug diese Entscheidung nicht mit und ich habe nicht die Mittel, um Alleinerziehende zu sein.”

„Meine Abtreibung war vor genau zwei Monaten. Ich wollte dieses Baby sehr, sehr gern behalten – es war wohl das Einzige, wofür ich jemals gebetet habe. Doch mein Ex-Partner trug diese Entscheidung nicht mit und ich habe nicht die Mittel, um Alleinerziehende zu sein. Rückblickend betrachtet, hätte ich ein Kind großgezogen, das einen labilen Vater gehabt hätte, der gar kein Vater sein wollte. Ich möchte ein Kind mit einem Mann, der Vater sein will, aber nicht mit jemandem, den die Umstände zum Vatersein gezwungen haben.

Ich habe das Gefühl, wenn es um das Thema Abtreibung geht, dürfen Frauen nicht über ihre Traurigkeit sprechen. Es geht mehr darum, damit zu prahlen, die richtige Entscheidung gefällt zu haben – ‚mein Körper, meine Entscheidung‘. Aber für mich war es so herzzerreißend, abzutreiben. Ich war von mir enttäuscht, weil ich in dieser Lage war, und frustriert, weil ich keinen Partner hatte, der mich unterstützte. Ich musste diese Sache allein durchstehen. Ich schämte mich, weil ich mit meiner Familie nicht darüber reden konnte.”

—anonym, 32

15. „Wir haben an die 25.000 Dollar für Fruchtbarkeitsbehandlungen ausgegeben. Und dann ist es passiert.”

Unter einem Mikroskop werden Spermien des Vaters in eine Eizelle der Mutter injiziert.
„Wir hatten uns jahrelang mit Unfruchtbarkeit geplagt.“ © Jochen Tack/Imago

„Wir (mein Mann und ich) hatten uns jahrelang mit Unfruchtbarkeit geplagt, dann entscheiden wir uns für In-vitro-Fertilisation. Unser Kind ist das Licht unseres Lebens und ich beschloss, mich nie wieder künstlich befruchten zu lassen. Ich dachte auch, wir bräuchten nicht zu verhüten, denn die Ärzte meinten, eine natürliche Empfängnis sei ‚nahezu unmöglich‘.

Und dann, als unser Kind erst ein Jahr alt war, entdeckten wir, dass nichts unmöglich ist. Wir waren schockiert. Wir redeten und wir weinten ungefähr eine Stunde lang, doch dann entschieden wir uns für den Abbruch. Eine Woche später bekam ich einen Termin für eine ‚medikamentöse Abtreibung‘, also die Pillenvariante. Die Tablette nahm ich im Büro ein. Anderthalb Tage später nahm ich die andere Pille. Auf der Arbeit nahm ich mir einen Tag frei.

Ich bereue es nicht, schäme mich aber sehr. Wir sind 35 Jahre alt, haben beide einen Masterabschluss und verdienen 150.000 Dollar pro Jahr. Wir haben an die 25.000 Dollar für Fruchtbarkeitsbehandlungen ausgegeben. Und dann ist es passiert. Unseren Freunden und Verwandten, die noch immer ‚auf ein Wunder hoffen‘, könnten wir das nie erzählen, aber ich bin sehr glücklich mit einem Kind. Ich habe mir eine Spirale einsetzen lassen. Doch ehrlich gesagt würde ich die Sache am liebsten aus meiner medizinischen Vergangenheit streichen, denn ich habe Angst vor dem künftigen Urteil anderer Ärzte.”

—anonym, 35

16. „Mir wurde klar, dass ich meine einzige Chance, Mutter zu werden, ruiniert hatte.”

„Ich kam mit diesem Typen zusammen, als ich 29 war. Wir benutzten beim Sex Kondome, ein paarmal allerdings nicht. Beim ersten Mal hatten wir Glück. Beim zweiten Mal nicht. Nach vier Monaten Beziehung entdeckte ich, dass ich schwanger war. Ich wollte das Baby behalten, obwohl ich Angst hatte. Aber er überzeugte mich, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war; wir lernten uns ja gerade erst kennen. Ich stimmte widerwillig zu. Eine Woche und einen Tag später fuhr ich wieder zur Klinik, um die Abtreibung durchführen zu lassen.

Man führte mich in einen kleinen Raum, wo ich mich ausziehen, meine Sachen in eine vom Personal zur Verfügung gestellte Tasche packen und ein Krankenhaushemd anziehen musste. Ich erinnere mich, dass ich Staubsaugergeräusche hörte und dachte, es sei doch merkwürdig, dass sie tagsüber Staub saugen. Erst viel später bekam ich mit, dass es kein Staubsaugen, sondern das Absaugen war. Sie brachten mich in das Zimmer und begannen mit der Anästhesie. Ich wählte die Vollnarkose, denn ich wollte mich nicht an die Details erinnern. Eigentlich wollte ich gar nicht dort sein, aber er hatte mich überzeugt, dass wir irgendwann eine Familie haben würden.

Ich entdeckte im Internet eine tolle Seite, wo ich Hilfe erhielt. Allmählich akzeptierte ich, was ich getan hatte, und wurde gesund. Jahrelang fühlte ich mich weitestgehend geheilt. Mein Partner tat immer noch so, als würden wir später eine Familie haben. Als wir eine schwierige Zeit durchmachten, gestand er mir endlich, dass er sich schuldig fühle, weil er mich belogen hatte. Er habe nämlich nie Kinder haben wollen und wolle auch jetzt keine. Nun sitze ich in der Falle, weil ich zu alt bin, um eine neue Beziehung anzufangen und ein Kind zu kriegen. Ich kann es mir nicht leisten, allein zu leben. Meine Ehe ist belastet (untertrieben ausgedrückt) und mir ist klar, dass ich meine einzige Chance ruiniert habe, Mutter zu werden. Meine ganze Heilung ist den Bach runtergegangen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denke. Ich bereue es zutiefst.”

—anonym, 41

17. „Ich musste mich zwischen der Uni und dem Kind entscheiden und beschloss, die Uni abzuschließen.”

BuzzFeed.de
BuzzFeed.de © Charlotte Gomez / Via buzzfeed.com

„Während des Studiums trieb ich während der Winterpause mithilfe von Medikamenten ab. Damals war ich Doktorandin im dritten Jahr. Ich hatte einen One-Night-Stand, aber dieser Mensch war kein Teil meines Lebens.

Zu der Zeit arbeitete ich 60 bis 70 Stunden in der Woche und kam kaum über die Runden. Nachdem ich eine Panikattacke bekommen hatte, woraufhin ich eine Nacht im Krankenhaus verbringen musste, entschied ich mich für eine medikamentöse Abtreibung. Während der Abtreibung lenkte ich mich mit Netflix, Schokolade und Wein ab. Drei Tage verbrachte ich in der Badewanne oder auf der Toilette. Die Schmerzen ließen mich fast ohnmächtig werden. Ich lehnte es ab, die verschriebenen Schmerzmittel zu nehmen.

Heute, zwei Jahre später, glaube ich, dass diese Entscheidung die beste war. Ich musste mich zwischen der Uni und dem Kind entscheiden und beschloss, die Uni abzuschließen. Über meine Abtreibung spreche ich noch immer nicht offen. Ich weiß nicht, ob ich es jemals tun werde. Meine Freunde und Verwandten würden es nicht akzeptieren. Hätte ich das Kind behalten und die Uni verlassen, wäre man mir aber ebenso aus dem Weg gegangen. Ich war ratlos. Dann traf ich die Entscheidung, dass ich weder finanziell noch seelisch bereit war, Mutter zu sein.”

—anonym, 29

18. „Aber diese Erfahrung lehrte mich, dass ich irgendwann ein Kind haben wollte. Und dass es ebenso wichtig ist, mit wem ich dieses Kind bekomme.”

„Mit 31 Jahren wurde ich zum ersten Mal schwanger, nachdem ich etwa drei Jahre lang mit einem Mann eine On-off-Beziehung gehabt hatte. Tatsächlich war ich mehr als bereit, ein Kind zu bekommen. Ich war zweifellos erwachsen, beruflich lief es gut und ich war finanziell unabhängig. Aber zu dem Zeitpunkt hatte ich nie wirklich in Erwägung gezogen, ein Baby zu kriegen. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, so war es definitiv nicht möglich, mit ihm ein Baby zu haben.

Unsere Beziehung war von Anfang an schwierig, gelinde gesagt. Er war kein schlechter Mensch, sondern bloß nicht der richtige Mann, mit dem ich ein Baby haben oder eine Beziehung führen wollte. Er hat nie Kinder haben wollen. Er war hoch verschuldet. Und ihm war Familie nicht so wichtig wie mir. Als ich es ihm sagte, meinte er: ‚Lass es wegmachen.‘ Dass er es nicht wollte, wusste ich ja, aber die Art, wie er es sagte, war verletzend und harsch. Ich fühlte mich schuldig und überlegte, ob ich das Baby behalten sollte. Warum, weiß ich nicht genau. In der neunten Woche ließ ich mir endlich die Abtreibungspille verschreiben.

Interessanterweise habe ich mich nie schuldig gefühlt, nachdem ich diese Entscheidung getroffen hatte. Und ich habe seitdem keinerlei Reue empfunden. Es war an diesem Punkt meines Lebens die richtige Entscheidung. Ich würde das keiner Frau wünschen – die Last, entscheiden zu müssen, ob sie eine Schwangerschaft abbricht oder nicht. Aber diese Erfahrung lehrte mich, dass ich irgendwann ein Kind haben wollte. Und dass es ebenso wichtig ist, mit wem ich dieses Kind bekomme. Vier Jahre später bin ich nun schwanger von meinem Mann, der ein fantastischer Mensch ist. Und ich würde nichts ändern wollen.”

—Dee, 35

19. „Nach all diesen Jahren versuche ich noch immer, endgültig Frieden mit meiner Entscheidung zu schließen.”

„Ich war 17. Es gab Mädchen, die ganz ganz beiläufig darüber redeten, wie oft sie schon abgetrieben hatten. Währenddessen starb ich innerlich. Ich starb vor Schuld, Scham, Verlegenheit und all den anderen Emotionen, die uns die Gesellschaft zu empfinden befohlen hat.

Dem Vater war es egal. Einmal sagte er mir, ich solle es behalten, und am nächsten Tag erzählte er seinen Freunden, es sei nicht von ihm. Sein Cousin bot sogar an, mit mir ‚Fußball zu spielen‘ – mit anderen Worten: Er wollte mir in den Bauch treten, um eine Fehlgeburt auszulösen. Der Vater bettelte darum, dass ich abtreibe, weil er in ein anderes Mädchen an der Schule ‚verliebt‘ war. Als ich es schließlich getan hatte, behauptete er, er habe darum gebettelt, dass ich es behalte. So stellte er mich als die Böse in der Geschichte hin.

Ich schaffte nur knapp den -Abschluss. Jahrelang war ich depressiv. 2015 machte ich meinen Bachelor und zog nach New York City. Heute arbeite ich in einer tollen Anwaltskanzlei in und liebe mein Leben. Ab und zu denke ich an alles, was wir durchgemacht haben. Zuletzt habe ich gehört, er sei ein totaler Kiffer, der in einem Casino arbeitet und nebenbei mit Gras dealt. Ich weiß, dass ich richtig gehandelt habe, aber die Schuld ist bei mir geblieben. An manchen Tagen ist es schlimm, an manchen Tagen schrecklich, an manchen Tagen spüre ich nichts. Ich warte darauf, dass Gott einen Blitz nach mir schleudert. Nach all diesen Jahren versuche ich noch immer, endgültig Frieden mit meiner Entscheidung zu schließen. Doch ich habe auch gelernt, dass der Frieden vielleicht niemals kommen wird, und mich damit abgefunden. Heute bin ich glücklich.”

—Jaimie, 25

20. „Es war seltsam, den kleinen Punkt auf dem Bildschirm zu sehen.”

Eine schwangere Frau wird per Ultraschall untersucht.
„Es war seltsam, den kleinen Punkt auf dem Bildschirm zu sehen.“ © Shotshop/Imago

„In der zwölften Klasse wurde ich schwanger, nachdem ich blöderweise eine Nacht mit einem Typen verbracht hatte, der ein paar Jahre älter war als ich. Ich nahm die Pille danach, aber sie wirkte nicht. Anderthalb Monate später erfuhr ich, dass ich schwanger war. Nachdem ich eine Woche lang geweint, mit meinen Freunden geredet und es zögerlich meiner Mutter gebeichtet hatte, vereinbarte ich meinen Termin.

Ich trieb mit Medikamenten ab. Ich erinnere mich noch an den Ultraschall und daran, wie die Schwester mich fragte, ob ich auf den Bildschirm schauen möchte. Es war seltsam, den kleinen Punkt auf dem Bildschirm zu sehen. Ich nahm die ersten Pillen, fuhr nach Hause und wartete auf den nächsten Tag, um die zweite Dosis zu nehmen. Ich dachte, ich würde sterben. Stellt euch die schlimmste Zeit eures Lebens vor und multipliziert sie mal 100. Ich lag drei Stunden lang auf dem kalten Boden meines Badezimmers, weil ich nirgendwo sonst bequem liegen konnte.

Noch heute, vier Jahre danach, werde ich wegen dieser Sache manchmal emotional. Aber ich wusste, dass ich kein Baby mit einem Mann großziehen wollte, mit dem ich nicht zusammen war. Wenn ich das nicht getan hätte, dann wäre ich jetzt nicht mit meinem Freund zusammen und würde auch nicht studieren. Ich glaube, es wäre ein Mädchen geworden, und ich bedaure immer noch, dass ich mein erstes Kind nicht kennen lernen konnte ...”

—Jordan, 21

21. „Als ich aufstand, um mich anzuziehen, sah ich doch hinüber zum Bildschirm und mein Herz brach: Ich erinnerte mich an die Freude, als ich fünf Jahre zuvor dieses erste Bild von meinem Sohn gesehen hatte.”

„Als ich von meiner Schwangerschaft erfuhr, war ich seit sechs Monaten mit meinem Freund zusammen. Mit meinem Ex-Mann habe ich einen fünfjährigen Sohn und mein Freund hat eine vierjährige Tochter aus einer früheren Beziehung. Ich war wütend auf mich, weil ich nicht vorsichtiger gewesen war. Ich hatte Angst. Und ich schämte mich.

Wegen der Instabilität sowohl in finanzieller Hinsicht, als auch mit Hinblick auf die Beziehung wusste ich, dass eine Fortsetzung der Schwangerschaft nicht infrage kam. Meine Arbeitszeiten wurden gerade reduziert, die Rechnungen häuften sich. Ich glaubte nicht daran, dass mein Freund mir die finanzielle, emotionale oder psychologische Unterstützung bieten könnte, um die Schwangerschaft durchzustehen und – noch wichtiger – um das Kind nach der Geburt großzuziehen. Ich habe Abtreibungen immer befürwortet, allerdings mit der Einschränkung, dass ‚ich persönlich in keinem Fall abtreiben würde‘. Aber nun war ich 35, schwanger und vereinbarte einen Termin, um am nächsten Tag abzutreiben.

Als ich mir das Ultraschallbild ansehen sollte, um zu sehen, wie weit ich war (erst kurz vor der sechsten Woche), lehnte ich ab. Aber als ich aufstand, um mich anzuziehen, sah ich doch hinüber zum Bildschirm, und mein Herz brach: Ich erinnerte mich an die Freude, als ich fünf Jahre zuvor dieses erste Bild von meinem Sohn gesehen hatte. Unwillkürlich schossen mir die Tränen in die Augen, aber mein Bauchgefühl sagte mir trotzdem, dass meine Entscheidung richtig war.

Der Tribut, den mir die Abtreibung körperlich abverlangte, war ziemlich vorhersehbar, obwohl es mehrere Wochen dauerte, bis meine Hormone sich wieder eingependelt hatten. Ich machte ähnliche Höhen und Tiefen durch wie bei der Wochenbettdepression nach der Geburt meines Sohnes. Auf den emotionalen Rückschlag war ich allerdings nicht vorbereitet. Da ich mir bei meiner Entscheidung so sicher war, rechnete ich nicht damit, dass ich Reue empfinden würde – die Schuldgefühle waren überwältigend. Ich rechnete aus, wann der Entbindungstermin gewesen wäre. Meine Augen füllten sich jedes Mal mit Tränen, wenn ich Werbung für Babyartikel oder Babykleidung in den Läden sah. Meistens fühle ich mich als Versagerin, weil ich nicht in einer besseren Lebenslage war (erfolgreicher usw.), um ein weiteres Kind großzuziehen. Auch die Beziehung hat darunter gelitten. Mein Freund hat deswegen erhebliche Depressionen bekommen und wir haben beide eine Therapie begonnen.

Jede Frau erlebt die Abtreibung anders. Und jede Frau muss für den Rest ihres Lebens mit der Entscheidung leben. Leicht ist es für keine.”

—Angela, 35

22. „Manchmal frage ich mich mitten in der Nacht, was ich tun oder sagen werde, falls meine Tochter eines Tages zu mir kommt und in diesem gefürchteten Dilemma steckt.“

Frauenhände halten einen Rosenkranz hoch.
„Meine Familie war streng katholisch“ © YAY Images/Imago

„Als ich meine Schwangerschaft entdeckte, war ich eine 17-jährige Schülerin. Ich war ein gutes Mädchen: sportlich, gute Noten – und ich hatte einen festen Freund. Meine Familie war streng katholisch – Sex vor der Ehe und Abtreibung waren weder geduldet noch gestattet. Mein Freund und ich gerieten in Panik und wir beschlossen, die Schwangerschaft abzubrechen.

Weil ich selber mit dem Auto hinfuhr, durften sie mir nichts gegen die Schmerzen verabreichen. Ich war hellwach und bekam alles mit. Ich glaubte, dass ich die Schmerzen, die Angst und das Gefühl des Schmutzig seins, das ich empfand, verdient hätte, deshalb begrüßte ich diese Emotionen. Ich wollte nicht, dass es einfach wird. Hinterher blieb ich eine Weile im Erholungsraum und fuhr dann selbst mit dem Auto heim. Am nächsten Tag ging ich wieder in die Schule und verheimlichte erfolgreich, dass ich am Vortag einen Entschluss getroffen hatte, der mich für den Rest meines Lebens begleiten würde. Ich habe mir nie verziehen und habe mir nie erlaubt, die Sache zu vergessen.

Heute bin ich erwachsen und Mutter. Manchmal frage ich mich mitten in der Nacht, was ich tun oder sagen werde, falls meine Tochter eines Tages zu mir kommt und in diesem gefürchteten Dilemma steckt. Welchen Rat würde ich ihr geben? In welche Richtung würde ich sie leiten? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich glaube, dass jede Frau das Recht hat, diese Entscheidung selbst zu treffen. Ganz gleich, ob aus moralischen, religiösen oder rechtlichen Gründen: Es ist ihre – und nur ihre – alleinige Entscheidung. Ich glaube, dass unsere Entscheidungen Konsequenzen haben, und ich weiß, dass ich mich für meine rechtfertigen muss, und zwar vor Gott. Aber ob richtig oder falsch, die Entscheidung sollte uns überlassen werden.“

—anonym

23. „Noch immer denke ich manchmal an diesen Moment zurück, zweifele meine Entscheidung an und frage mich, inwiefern mein Leben heute anders wäre. Hätte ich trotzdem die beiden schönen Kinder, die ich jetzt habe? Wie würden sie wohl mit ihrem Geschwisterkind umgehen?”

„Mein Freund und ich waren erst seit etwa sechs Monaten zusammen, als ich schwanger wurde. Er schlug gleich vor, abzutreiben. Wir waren 21 und 22 Jahre alt und haben noch studiert. Ich war einverstanden, denn ich wusste, dass wir finanziell, mental und emotional nicht in der Lage waren, ein Kind aufzuziehen. Außerdem war ich egoistisch und wollte unsere junge Beziehung nicht gefährden.

Der Eingriff an sich ging schnell. Am schlimmsten war es, mit anzusehen, wie sie das Behältnis aus meiner nun leeren Gebärmutter holten. Danach kam ich mit einem Wärmepaket zur Erholung in einen Raum mit anderen Mädchen. Ich wurde nach Hause geschickt, nachdem ich dem Personal gezeigt hatte, dass ich nicht blutete. Insgesamt verbrachte ich dort ungefähr drei Stunden. Ich fuhr mit mittelschweren Krämpfen zurück zu meiner Freundin, aber körperlich war es insgesamt erträglich. Später am Abend ging ich sogar aus, um etwas zu trinken. Vermutlich, um den seelischen Schmerz zu betäuben.

Im Laufe der Wochen wurden die ständigen Gedanken und das Bedauern weniger. Mein Freund und ich sind heute, 10 Jahre später, noch immer zusammen und haben zwei Kinder. Noch immer denke ich manchmal an diesen Moment zurück, zweifele meine Entscheidung an und frage mich, inwiefern mein Leben heute anders wäre. Hätte ich trotzdem die beiden schönen Kinder, die ich jetzt habe? Wie würden sie wohl mit ihrem Geschwisterkind umgehen? Ich versuche aber, mich nicht allzu lange damit aufzuhalten, denn damals war es für mich die richtige Entscheidung. Die Geschichte meines Lebens, das Gute und das Schlechte, inklusive der Abtreibung: Das alles hat mich stärker gemacht und mir das wunderbare Leben gebracht, das ich heute habe.”

—K, 32

24. „Die Entscheidung, abzutreiben, fiel mir leicht. Ich war eine traurige und verängstigte Studentin, die (so empfand ich es) einen Fremdkörper im Leib trug.”

BuzzFeed.de © Sian Butcher / Via buzzfeed.com

„Ich war auf einer Uniparty unter Drogen gesetzt und wohl von vielen Männern vergewaltigt worden. Dass das passiert war, erfuhr ich erst, als eine Freundin es mir sagte. Ich glaubte ihr nicht, bis ich feststellte, dass ich schwanger war, was gar nicht sein konnte.

Die Entscheidung abzutreiben, fiel mir leicht. Ich war eine traurige und verängstigte Studentin, die (so empfand ich es) einen Fremdkörper im Leib trug. Ich fuhr mit dem Taxi hin, um den Eingriff vornehmen zu lassen, denn ich wollte niemandem davon erzählen. Allerdings brauchte ich jemanden, der mich nach Hause begleitete, daher konnte ich nicht sofort abtreiben. Ich rief meine Schwester an, die in der Nähe studierte, und sie kam zu mir. Dann fuhr ich zurück zur Klinik, zog im Keller, wo lauter Fremde waren, ein weißes Gewand an und legte mich auf eine Trage. Ich war gefasst, aber ich wette, es sah aus wie in einem Horrorfilm. Diese Kliniken sollten vielleicht freundlicher wirken.

Die Prozedur war schnell vorüber und ich bekam im Erholungsraum einen Keks und eine Limo. Am nächsten Tag ging ich zum Unterricht. Ich habe wegen dieser Party ein paar Schwierigkeiten, die jedoch nichts mit der Abtreibung zu tun haben.”

—anonym, 36

25. „Entweder ich trieb ab oder er würde mich so sehr schlagen, dass ich eine Fehlgeburt hätte.”

„Ich saß wie betäubt im Wartezimmer. Mein Gesicht war ausdruckslos und ich dachte an nichts. Neben mir saß meine Mutter und redete mit mir, um mich aufzumuntern. Sie wusste, was ich durchmachte. Ich musste diese Abtreibung machen, weil mein Ex mich fast jeden Tag windelweich prügelte. Entweder ich trieb ab oder er würde mich so sehr schlagen, dass ich eine Fehlgeburt hätte. Ich wollte nicht, aber hätte ich es nicht getan, hätte ich bei einem Mann bleiben müssen, der mich körperlich, psychisch und emotional verletzte.

Wir gingen in den Raum und ich legte mich sofort hin. Ich wollte es einfach nur hinter mich bringen. Die Schwester schloss diese kleine Glasflasche mit irgendeinem Medikament darin an meinen Tropf an. Ich weiß noch, dass ich einmal aufschrie, aber an den Schmerz erinnere ich mich nicht. Meine Mutter holte mich ab und kümmerte sich gut um mich. Ich bin ihr zutiefst dankbar. Es war ein bittersüßes Erlebnis. Ich denke noch heute an mein ungeborenes Kind. War es ein Junge oder ein Mädchen? Ich nenne es meinen Engel.”

—anonym, 20

26. „Jeder, der sagt, Frauen würden Abtreibung als eine Form der Empfängnisverhütung nutzen oder aus Egoismus abtreiben, hat offensichtlich keine Ahnung, welches Gewicht diese Entscheidung hat.”

„Ich war gerade 30 geworden und wurde schwanger, als ich erst zwei Monate mit einem Mann zusammen war. Kurz vorher war ich befördert worden und weggezogen, konnte also nicht auf die Unterstützung meiner Freunde und Verwandten zählen. Zu Hause machte ich einen Schwangerschaftstest und der war positiv; daraufhin drehte sich mir der Magen um und ich weinte mich in den Schlaf. Ich bin kein impulsiver Mensch und dafür bekannt, dass ich alle Möglichkeiten abwäge, bevor ich eine Entscheidung treffe. Mir war bewusst, dass ich ohne die Unterstützung meiner Familie, des Kindsvaters und dessen Familie nicht in der Lage wäre, meinem Kind das Leben zu bieten, das ich wollte oder kannte.

Ich erzählte dem Vater des Babys von der Schwangerschaft und wir vereinbarten, dass eine Abtreibung die bestmögliche Lösung wäre. Eine Woche später wurde ich zum Termin gefahren, bekam einen Ultraschall und meine erste Dosis Medikamente. Ich weinte auf dem gesamten Heimweg. In der Nacht nach meiner zweiten Dosis überwältigte mich der Schmerz und ich erbrach mich immer wieder. Ich bettelte meinen damaligen Freund an, mich in die Notaufnahme zu fahren, weil der Schmerz so furchtbar war. Nach mehreren Stunden ließen die Schmerzen nach und ich schlief endlich ein.

Ich verfiel hinterher in eine tiefe Depression und musste für neun Tage ins Krankenhaus, denn ich hatte einen Selbstmordversuch unternommen. Bereue ich meine Abtreibung? Absolut. War es damals die beste Entscheidung? Ja. Jeder, der sagt, Frauen würden Abtreibung als eine Form der Empfängnisverhütung nutzen oder aus Egoismus abtreiben, hat offensichtlich keine Ahnung, welches Gewicht diese Entscheidung hat. Ich habe meinen Entschluss nicht leichtfertig gefasst und es kotzt mich an, dass es Leute gibt, die den Frauen diese Entscheidung verweigern wollen.”

—anonym

27. „Es war peinlich, zum dritten Mal abzutreiben, und es hat einen hohen Tribut von meinem Körper und meinen Geist gefordert.”

„Ich habe dreimal abgetrieben. Meine erste Abtreibung war mit 20 Jahren. Ich nahm die Pille nicht und entdeckte in der 12. Woche, dass ich schwanger war. Diese Abtreibung war medizinisch notwendig, denn die Schwangerschaft war nicht durchführbar.

Ich begann danach sofort, die Pille zu nehmen, wurde aber sechs Monate später erneut schwanger. Die zweite Abtreibung war meine Entscheidung. Während dieser Abtreibung beschloss ich, mir eine Spirale einsetzen zu lassen. Diese Spirale funktionierte ungefähr anderthalb Jahre, fiel dann aber raus, ohne dass ich es merkte. Ich wurde zum dritten Mal schwanger – von jemandem, mit dem ich erst ein paar Wochen zusammen war. Auch diese Abtreibung war meine Entscheidung und mein Partner unterstützte mich den gesamten Prozess hindurch.

Es war peinlich, zum dritten Mal abzutreiben, und es hat einen hohen Tribut von meinem Körper und meinen Geist gefordert. Ich bin nicht stolz auf meine Erfahrungen mit dem Thema Abtreibung.

—Emily, 23

28. „Ich sprach mit meiner Ärztin. Es war schrecklich für sie. Ihrer besten Freundin war dasselbe passiert, mit dem gleichen Ergebnis. Sie umarmte mich, während wir beide weinten. Es war nur ein bisschen merkwürdig, da ich keinen Schlüpfer anhatte.”

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„Ich wurde mit der nicht-hormonellen Spirale schwanger.“ ©  imagebroker/schreiter/Imago

„Ich bin verheiratet, finanziell stabil und habe einen Uniabschluss. Ich wurde mit der nicht-hormonellen Spirale schwanger. Fast hätte ich gar keinen Test gemacht, – denn wieso sollte ich zu den 0,04 % der Frauen gehören, denen es passiert? Aber ich war schwanger.

Wir wollten keine Kinder. Das hatten wir schon früher beschlossen, überlegten aber noch und diskutierten darüber. Mir kam es so vor, als sei es das Ende. Als ob alles, was ich an meinem derzeitigen Leben liebe, vorbei wäre, wenn ich Kinder hätte.

Ich sprach mit meiner Ärztin. Es war schrecklich für sie. Ihrer besten Freundin war dasselbe passiert, mit dem gleichen Ergebnis. Sie umarmte mich, während wir beide weinten. Es war nur ein bisschen merkwürdig, da ich keinen Schlüpfer anhatte.

Der Eingriff an sich dauerte nur ungefähr zwei Minuten. Es tat ziemlich weh, aber nicht lange. Vielleicht war es für mich leicht, aber ich hatte keine starken Krämpfe. Die Schwester begleitete mich in den Erholungsraum und brachte mir ein paar Kekse und eine Limo. Ich empfand nichts als Erleichterung. Ich wünschte, ich würde Kinder haben wollen. Mir ist bewusst, dass es sehr viele Menschen gibt, die sich mit Unfruchtbarkeit herumplagen. Die Abtreibung war für mich voll und ganz die richtige Entscheidung.”

—anonym, 29

29. „Als ich die Binde einlegte, sah ich etwas, das ich nur als den schrecklichsten aller Anblicke bezeichnen kann.”

„Meine Abtreibung liegt jetzt einen Monat zurück und es kommt mir so vor, als würde ich niemals aufhören zu bluten. Mein Freund und ich sind seit dreieinhalb Jahren zusammen; anderthalb Jahre davon haben wir getrennt lebend verbracht. Mir fiel auf, dass meine Periode ausgeblieben war und ich kein Essen bei mir behalten konnte. Ich machte einen Test und zu meiner Überraschung war er positiv! Ich sage das, weil meine Periode wegen meines Kampfes gegen Anorexie/Bulimie zu bestimmten Zeiten meines Lebens unregelmäßig war.

Ich habe bisher keine Kinder und wir haben schon übers Kinderkriegen gesprochen; wir haben sogar schon die Namen ausgesucht. Doch als ich ihm von von den Neuigkeiten erzählte, war er nicht so überrascht oder glücklich wie ich. Während meine Schwangerschaft voranschritt, wurde ich sehr depressiv, weil ich merkte, dass wir momentan nicht in der Lage sind, uns um ein Kind zu kümmern. Außerdem hatte das ständige Kotzen einmal mehr meine Essstörung ausgelöst. Wir besprachen unsere Möglichkeiten und er schlug eine Abtreibung vor. Mir ist das Herz in die Hose gerutscht, obwohl ich seine Argumentation verstand und wusste, dass wir nicht bereit sind für ein Kind. Ich hatte die Wahl zwischen einer Pille, die ich dort nehmen sollte, und vier Pillen, die ich am nächsten Tag nehmen würde.

Innerhalb einer Stunde bekam ich die schlimmsten Krämpfe, die ich je erlebt habe. Als der lähmende Schmerz etwas nachließ, stand ich auf, um auf die Toilette zu gehen und eine Binde einzulegen. Als ich die Binde einlegte, sah ich etwas, das ich nur als den schrecklichsten aller Anblicke bezeichnen kann. Ich sah, wie das Embryo, das sich noch in seinem Sack befand, aus mir heraus und in die Toilette fiel. Ich konnte nur noch schreien und schluchzen.

Alles, was ich je wollte, war ein Kind; und als ich zum ersten Mal schwanger wurde, war ich in einer zu instabilen Lebenslage, um eins großzuziehen. Ich bin seitdem sehr emotional und blute immer noch. Die Sache hat meine Beziehung enorm belastet und seitdem ist jeder Tag ein emotionaler Kampf.”

—Ally, 29

Beiträge wurden gekürzt und/oder der besseren Verständlichkeit halber bearbeitet.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Englisch.

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