Harry-Potter-Fans erzählen, wie J. K. Rowlings Transfeindlichkeit ihre Beziehung zur Reihe verändert hat
„Jetzt kann ich die Bücher nicht mehr lesen und es fühlt sich wirklich so an, als hätte ich eine*n Freund*in oder Partner*in verloren.“
J. K. Rowlings transfeindliche Aussagen haben für tonnenweise Reaktionen von Harry-Potter-Fans aus aller Welt gesorgt. Auslöser war ein Tweet im Juni, als sie sich über die Formulierung „Menschen, die menstrurieren“ lustig gemacht hatte.
Zur Erklärung: Nicht alle Menschen mit Menstruation identifizieren sich als weiblich. Die Autorin hat ihre problematischen Tweets daraufhin in einem transfeindlichen Essay verteidigt, was noch mehr Leute auf die Barrikaden gebracht hat.
Im September hat Rowling unter ihrem Pseudonym Robert Galbraith ein neues Buch veröffentlicht: Troubled Blood. Auch dieses Werk hat wegen seiner transfeindlichen Botschaft für viel Aufsehen gesorgt. Die Reaktionen auf ihre Haltung mögen unterschiedlich ausgefallen sein. Doch in einem Jahr, das so maßgeblich für den Kampf für soziale Veränderungen zu sein scheint, sind ihre diskriminierenden Kommentare schwer zu ignorieren.

Das hat uns dazu inspiriert, die Mitglieder der BuzzFeed-Community zu fragen, wie J. K. Rowlings transfeindliche Äußerungen ihre Beziehung zur Harry-Potter-Reihe verändert haben. Folgendes hatten sie uns zu sagen:
1. „Während meiner schwierigen Kindheit hat mir die Harry-Potter-Reihe eine Zuflucht geboten, wenn es rau wurde.“
„Inzwischen bin ich Mitte 20 und halte einige Elemente der Bücher für ziemlich problematisch. Schon die Darstellung der Gringotts-Kobolde und die Behandlung von Cho Chang sind fragwürdig, doch Rowlings Transphobie ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
Es ist ist traurig aber wahr, dass vieles, was wir als Kinder geliebt haben, tatsächlich mit Hass erfüllt ist. Einige Menschen können darüber hinwegsehen, aber ich nicht. Für mich ist die Magie von Harry Potter verschwunden.“
2. „Ich bin eine Transfrau und das habe ich unter anderem dann erkannt, als ich gelesen habe, wie Hermine beim Weihnachtsball ihre feminine Seite zeigt.“
„Ich hatte mir gewünscht in einem Kleid wie ihrem zu einem Tanz der Mittelstufe zu gehen ... J. K. Rowlings Kommentare haben höllisch wehgetan.“ —wholivesinashue
3. „Ich will mit ihr absolut nichts mehr zu tun haben.“
„Ich bin alle meine Bücher und Fanartikel losgeworden. Außerdem hatte ich bereits drei Sitzungen, um mein Tattoo von den Heiligtümern des Todes entfernen zu lassen. Ich kann niemanden unterstützen, der so eine verdrehte Sicht auf andere Menschen hat.“ —theiam
4. „Zu Beginn der Pandemie hatte ich begonnen, die Bücher erneut zu lesen. Denn für mich sind sie eine Quelle des Trosts, so wie eine*n alte*n Freund*in zu besuchen.“
„Als ,Sie, die nicht genannt werden darf‘ ihre transfeindlichen Kommentare abgegeben hat, war ich hin- und hergerissen, ob ich die Bücher weiter lesen sollte. Ich habe viel darüber nachgedacht und kam zu folgendem Schluss: Jedes Mal, wenn ich die Bücher lese, spende ich an eine Wohltätigkeitsorganisation für Transmenschen.“

5. „J. K. Rowlings Transfeindlichkeit hat mir das Herz gebrochen.“
Meine Freundin und ich sind beide transgender. Ihre Angriffe auf Transmenschen sind so unnötig. Rowling kann durch ihre große Plattform und ihren Einfluss so viel Schaden anrichten. Harry Potter war die eine Sache in meinem Leben, die mir immer Freude bereitet hat. Jetzt kann ich die Bücher nicht mehr lesen und es fühlt sich wirklich so an, als hätte ich eine*n Freund*in oder Partner*in verloren.“ —wilburcgraham
6. „Mein Verständnis von ihr als Autorin hat sich auf jeden Fall verändert.“
„Wie es dazu kam, dass sie die Harry-Potter-Reihe schrieb, hat mich sehr inspiriert. Doch jetzt habe ich das Gefühl, als sei sie wirklich davon überzeugt ist, dass das, was sie sagt, Tatsache ist. Ich unterstütze sie nicht, aber ich unterstütze die Harry-Potter-Schauspieler*innen, die sich gegen J. K. Rowlings transfeindliche Kommentare gestellt haben.“ —arieus1984
7. „Ich bin ziemlich verwirrt und verletzt. Ich habe drei ziemlich große Harry-Potter-Tattoos, aber mir blutet das Herz für die Trans-Community, die von J.K. Rowling marginalisiert wird.“
„Ich habe beschlossen, keine neuen Harry-Potter-Fanartikel mehr zu kaufen und auch nicht in die Themenparks zu gehen. Ich will ihr kein Geld mehr geben, um ihren Hass zu verbreiten.“—jjchambers1986
8. „Vor dem Hintergrund von J. K.Rowlings Transfeindlichkeit erscheinen viele der diskriminierende Situationen, die in Harry Potter vorkommen, in einem ganz neuen Licht.“
„Sie hat vorgegeben, sich für Diversität einzusetzen, indem sie verkündete, Dumbledore sei queer. Doch hat sie die Figur nicht so geschrieben. Als lesbische Frau bin ich absolut entsetzt, wie sie den ,Schutz‘ queerer Cis-Frauen benutzt, um Transfrauen zu diskriminieren.“—katiet45e11fa7f
9. „Ich arbeite in einer öffentlichen Bibliothek und habe Dutzende junge Leute mit Harry Potter bekanntgemacht und erlebt, wie die Bücher ihnen Magie brachte, genau wie mir damals.“
„Zwar besitzen die Bibliotheken ihre Bücher bereits, aber ich habe das Gefühl, dass ich meinen Enthusiasmus diesen Kindern gegenüber nicht mehr so offen zum Ausdruck bringen kann wie früher. Es ist so traurig, wenn sich herausstellt, dass Idole so schadhafte Ansichten vertreten.“ —francescao3
10. „Ich habe mich vor Kurzem als lesbisch geoutet und als ich von J. K. Rowlings Tweets gehört habe, kam mir das alles surreal vor.“
„Sie war eines meiner Idole, aber jetzt ist sie ein transfeindliches Ärgernis. Ich werde nicht aufhören, die Bücher zu lesen oder Cosplays der Figuren zu machen, aber ich werde so viele Menschen wie möglich über ihre transfeindlichen Kommentare aufklären.“ —miss_maggs
11. „Als ich in meiner Kindheit die Bücher gelesen habe, habe ich mir J. K. Rowling immer als allwissende Erzählerin vorgestellt, die mir von Außenseitern vorliest, die eine magische Welt retten, in der Unterschiede geschätzt werden.“
„Jetzt kommt mir das alles so widersprüchlich vor. Wie kann jemand mit so einer Haltung wie der ihren über eine Gruppe von Außenseitern schreiben, die sich zusammentun, um einen bigotten Schurken zu besiegen, der eine homogene Gesellschaft will? Das ergibt für mich keinen Sinn. Es wird noch eine lange Zeit dauern, bis ich die Bücher wieder lesen kann.“ – colleend9

12. „J. K. Rowlings Transphobie hat in der Harry-Potter-Community viele diskriminierende Menschen zum Vorschein gebracht.“
„Zu erkennen, wie Freund*innen ihre transfeindlichen Kommentare verteidigen, nur weil Harry Potter ,Kult' ist, war widerwärtig. Einigen dieser Leute ist Genderpolitik völlig egal (ein Problem für sich) und sie sind über Nacht transfeindlich geworden, weil sie lieber ihr gegenüber loyal sind.“—meryska
13. „Ich bin trans und ihre Kommentare haben mich fertiggemacht.“
„Ich werde meine Harry-Potter-Bücher und -Filme nicht entsorgen, aber ich glaube nicht, dass ich in der nächsten Zeit in der Lage sein werde, sie zu lesen bzw. anzusehen. Ich weiß, man sollte Kunst und Künstler*in trennen, aber das fällt mir nicht leicht – es wird einige Zeit brauchen.“ —kirsimac
14. „Ich liebe die Harry-Potter-Reihe immer noch, aber aufgrund von Rowlings Kommentaren fällt es mir schwer, die Bücher zu lesen. Daher lese ich stattdessen jedes Mal Fanfiction.“
15. „Ich hatte von J. K. Rowling ein gewisses Maß an Achtsamkeit erwartet. Stattdessen bekamen wir dieses haltlose ,Essay‘, in dem sie Transidentität als ,soziale Seuche‘ beschreibt und Genderkliniken mit queerer Konversionstherapie vergleicht.“
„Ich kann so eine erschütternde, schädliche Galle nicht verzeihen – nicht einmal ihr. Ich kann richtig und falsch unterscheiden und es wäre falsch, ihre Arbeit weiter zu unterstützen.“—edenalexander
16. „Ich weigere mich, mir von J. K. Rowling die Magie von Harry Potter wegnehmen zu lassen. Harry Potter war alles, was ich hatte, als ich als Kind gemobbt wurde.“
„Ich erlaube ihr nicht, mir diese Momente zu stehlen. Ich werde Harry Potter immer lieben und schätzen. Zugleich werde ich ihre fürchterlichen Ansichten verurteilen. Dennoch gebe ich ihr nicht die Macht, meine Erinnerungen zu beflecken – ich weigere mich.“—kes715
17. „Ich habe aufgehört, meine Halskette der Heiligtümer des Todes zu tragen.“
„Bisher konnte ich sie noch nicht wieder anlegen. Ich bin soweit nicht in der Lage, mit meinen Gefühlen in Einklang zu kommen, und ich weiß auch nicht, ob ich das jemals kann. Es kommt mir so vor, als ob alles, was ich je geliebt habe, von Hass besudelt wurde.“—maggiem45481cd39
18. „Diese Reihe war ein sicherer Ort für marginalisierte und missbrauchte Menschen, doch J. K. Rowling hat diese Sicherheit zerstört.“
„Sie hat aus Queerness Kapital geschlagen und es nicht geschafft, sie zu repräsentieren, als es an der Zeit war. Ich schätze die Reihe und was sie mir über die Jahre bedeutet hat. Doch ich kann mich nicht dazu durchringen, irgendetwas zu kaufen oder anzusehen, wenn ich weiß, dass sie damit Geld macht. Wenn sie nicht so sehr davon profitieren würde, würde ihr vielleicht klarwerden, dass sie mit solch ernsthaften Grenzüberschreitungen nicht davonkommt.“ —jessicat4fbb3029f
19. „Ein enger Freund von mir hat sich in der Oberschule als trans geoutet.“
„Vor seiner Transition hat er einen Großteil seiner Stärke aus der Lektüre von Harry Potter bezogen. Daher hat mein Freund in Harry und in Rowling unmittelbar einen Helden verloren, als ihre Transfeindlichkeit herauskamen. Er hatte Fanartikel und wollte zur Wizarding World of Harry Potter. Jetzt kann er nicht einmal mehr das Symbol der Heiligtümer des Todes ansehen, ohne sich schlecht zu fühlen.“ —cescamac

Anmerkung der Redaktion: BuzzFeed positioniert sich absolut gegen Diskriminierung und Hetzreden. Wir stehen zur LGBTQ+-Community und zu allen Fans, die in der Harry-Potter-Reihe ein Zuhause gefunden haben. Wir wollen Fans einen sicheren Ort bieten. Wenn ihr, wie wir, Transrechte leidenschaftlich unterstützt, erfahrt mehr oder spendet hier.
Die Beiträge wurden gekürzt und der besseren Verständlichkeit halber bearbeitet.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Englisch.