In „Black Widow“ geht‘s nicht nur um Natasha, sondern auch um die Gräueltaten an Millionen junger Mädchen

„Black Widow“ beeindruckt nicht nur mit geballter Action, sondern auch durch die starke Auseinandersetzung mit den Schrecken des Menschenhandels.
„Black Widow“ ist endlich da! Und Marvel hat mit diesem Film einen ganz schönen Hammer abgeliefert.
Dieser Film bringt alles, was ich erwartet habe, und mehr. Es gibt viel Drama, aber trotzdem auch viel Comic Relief. Endlich tauchen wir in Natashas Vergangenheit ein und ich bin sowas von Fan dieser Familiendynamik.

PLUS! Der Film bringt uns Yelena Belova (alias meine Königin, Florence Pugh).

Die Natasha in ihrem eigenen Film verarscht. So meta.
Was für mich aber wirklich herausgestochen ist, war die Symbolik in diesem Film. Ganz besonders, als es um Menschenhandel und die reproduktiven Rechte von Frauen geht.

„Black Widow“ (Marvel): MASSIVE SPOILER voraus!!!!!!!!
„Black Widow“ ist natürlich nicht der erste Marvel-Film, der Probleme in unserer Gesellschaft thematisiert: In „Black Panther“ ging‘s um Isolationismus und Unterdrückung. „Falcon and the Winter Soldier“ hat sich um Polizeibrutalität und globale Proteste gedreht.
Doch „Black Widow“ hat großartige Arbeit dabei geleistet, die Schrecken des Menschenhandels darzustellen und trotzdem ein unterhaltsamer Marvel-Film zu sein.

Der Vorspann – für viele der erschreckendste in der MCU-Geschichte – zeigt die Gehirnwäsche, die an Orten stattfindet, an denen Opfer von Menschenhandel oft untergebracht sind.

Opfer werden konstant daran erinnert, niemandem von außerhalb zu trauen. Gleichzeitig wird ihnen solche Angst gemacht, dass sie glauben, selbst bei einer Flucht keinen Zufluchtsort zu finden.
Scheinbar endlos lange schwenkt die Kamera über die Gesicht der verängstigten Mädchen, denen in diesem Moment ihre Identität geraubt wird, bevor sie in den Roten Raum geschickt werden.

In einer unheimlich realistischen Szene werden Natasha und Yelena gewaltsam voneinander getrennt und völlig aufgelöst in große Lieferwagen gebracht.


Der Marvel-Film zeigt gnadenlos auf das Grauen des Menschenhandels, darunter potenziell tödliche Experimente am Menschen.

Ich habe bisher in keinem Marvel-Film einen so düsteren Vorspann gesehen, doch er ist absolut notwendig.
Was mich zu dem wahrscheinlich herzzerreißendsten Teil des Films bringt: Melina, Natashas und Yelenas Adoptivmutter. Opfer von Menschenhandel werden oft von Menschen verkauft, die ihnen nahe stehen. Melina ist selbst ein Produkt des Roten Raums. Und obwohl sie später zur Heldin wird, zeigt ihre Beteiligung an der ersten Gefangennahme ihrer Töchter den Teufelskreis des Missbrauchs, in dem die Familien der Opfer stecken können.

Dann haben wir da die Szene, in der Yelena Alexei den Vorgang einer unfreiwilligen Hysterektomie erklärt, die Entfernung des Uterus. Nach ihrem Training im Roten Raum werden die Mädchen einer Zwangssterilisation unterzogen, was zur Folge hat, dass sie ihre Periode nicht mehr bekommen und nicht schwanger werden können.

Der Umgang mit dem Thema mag in dieser Szene etwas unsensibel sein. Fakt ist jedoch, dass Zwangssterilisation in der Vergangenheit oft ein Mittel war, um Gruppen unterdrückter Menschen zu kontrollieren. Die Opfer von Menschenhandel – insbesondere Sexhandel – sind keine Ausnahme.
Dann haben wir im Finale den Moment, in dem Natasha, den Mann nicht angreifen kann, der für ihr Leid verantwortlich ist. Da Dreykov allen Widows eine Pheromonsperre auferlegt hat, die sie daran hindert, sich gegen ihn zu wehren.

Eine Pheromonsperre ist natürlich erfunden, die Symbolik des Kontrollverlusts ist jedoch real. Opfer von Menschenhandel werden häufig Drogen (insbesondere Opioiden) ausgesetzt, damit Missbrauchstäter*innen sie leichter manipulieren und ausbeuten können.
Und schließlich die Zeile, die beinahe mein Herz gebrochen hat, als Dreykov sagt: „... mit Hilfe der einzigen Ressource, von der es auf der Welt zu viel gibt: Mädchen.“

Weltweit ist jedes dritte Opfer von Menschenhandel ein Kind. Und in Ländern mit niedrigem Einkommen machen Kinder die Hälfte der Opfer von Menschenhandel aus.
All die Gräueltaten, die Yelena und Natasha ertragen müssen, machen das Ende des Films umso stärker. Natasha bricht sich gewaltsam die Nase, um die Pheromonsperre wirkungslos zu machen, wodurch Dreykovs Kontrolle über sie endet und sie sich ein für alle Mal befreit.


Sie übernimmt wieder selbst die Kontrolle und ihr Recht auf einen freien Willen. Für mich war dieser Moment symbolisch für die Stärke, Widerstandskraft und das Überwinden der Gräuel, die Opfer von Menschenhandel ertragen müssen.
Ich applaudiere Marvel und Regisseurin Cate Shortland dafür, dass sie einen Film geschaffen haben, der sich mit einem so wichtigen Thema befasst, das dem Publikum dadurch leichter zugänglich wird.

Ein Grund, warum dieser Film so großartig ist, besteht darin, dass er nicht nur von einer knallharten Superheldin handelt, sondern von einer knallharten Superheldin, die gegen den Horror der realen Welt kämpft UND gewinnt.
Was hältst du von Natashas Hintergrundgeschichte, der Symbolik des Films und der Bedeutung von „Black Widow“ im MCU? Verrate es uns in den Kommentaren. Und wenn du den Film bereits gesehen hast und dich für die Comicbuchvorlage interessierst, kannst du hier alles über die „Black Widow“-Charaktere nachlesen.
Übersetzt von einem Post von Andria Moore.