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Menschen erzählen von ihren Erfahrungen mit Mobbing und diese machen mich echt sprachlos

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Von: Nadja Goldhammer

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Auf einem Schulhof stehen einige Kinder im Kreis, dazwischen liegt ein Kind am Boden und wird offensichtlich von den anderen gemobbt.
Mobbing ist noch immer ein alltägliches Problem. © bonn-sequenz/Imago

Mobbing ist alles andere als „harmlos“.

Viele von uns haben Erfahrungen mit Mobbing gemacht. Einige mehr, einige weniger. Viel zu oft werden Angelegenheiten wie diese als kindische Spielereien abgetan und ignoriert. Mobbing kann jedoch massive seelische Schäden bei den Opfern hinterlassen und das ist Grund genug, dieses Thema immer und immer wieder anzusprechen.

Wir wollten deshalb auch mit unserer BuzzFeed Deutschland-Community über das Thema sprechen und haben auf Facebook gefragt, welche Erfahrungen Leute mit Mobbing gemacht haben. 

Auf unsere Frage haben wir mehrere hundert Antworten erhalten. Dafür wollen wir uns bei allen bedanken, die ihre Erfahrungen geteilt haben, um auf Mobbing und dessen Folgen aufmerksam zu machen. Da wir nicht alle Kommentare hier mit dir teilen können, habe ich eine Auswahl zusammengestellt, die zeigt, in wie vielen Formen Mobbing auftreten kann. Auch ehemalige Mobber:innen haben sich gemeldet und ihre heutige Sicht auf ihr Verhalten geteilt.

Man sieht viele rote Spielfiguren, die eine einzelne blaue Figur umzingeln, was das Mobbing symbolisieren soll.
Mobbing ist ein großes Problem an deutschen Schulen. ©  teutopress/Imago

Hinweis: Im Folgenden werden Themen wie körperliche, sowie psychische Gewalt und Suizid angesprochen, die ungewollte Emotionen auslösen können.

1. „Ich war als Kind sehr frühreif und genetisch gut ausgebaut. Was leider dazu führte, dass mir mit 11 schon Brüste wuchsen und das sehr schnell.“

„Ich wurde zwar vorher schon gemobbt, da ich auf eine reine Mädchenschule ging, aber ab da war es ganz schlimm. Man verpasste mir den Spitznamen ,Monstertitte‘, den ich bis heute hasse und der meinem Selbstwertgefühl alles andere als guttat.“

-Alexandra E.

2. „Ich war eher ein Mobber. Ich habe Schwächere fertig gemacht und bin im Rudel mitgezogen. Ich schäme mich heute sehr dafür und bin ein hoffentlich besserer Mensch geworden.“

-De Ines

3. „In der Schulzeit kamen immer so Sachen wie ,Sching, Schang, Schong, Chinatussi, Japse‘ ...“

„Und als ich älter war so Sätze wie ‚Ach du kannst deutsch?‘, ‚Was kostest du?‘, ‚Kann man dich kaufen?‘ Dazu wurde ich oft gedemütigt, getreten oder geschlagen (bis ich ca. 14 Jahre alt war) und ich hatte niemanden, der mich geschützt oder verteidigt hat, außer damals meine Oma. Diese hat dann immer die Schule angerufen oder Elternteile. Das hat nichts gebracht, Schule und Eltern haben mit den Kids geredet, aber manchmal wurde es noch schlimmer, sodass ich irgendwann nichts mehr erzählt habe zu Hause. Jetzt bin ich selbst Mama und ich würde alles dafür tun, dass meine Kinder nicht dasselbe durchmachen müssen.“

-Lina M. W.

4. „Oh je, die Schulzeit. Ich bin verprügelt, fast nackt ausgezogen und in den Schnee geworfen worden. Alle riefen nur durchs Schulhaus ‚Hey, Butterfass‘! Ja, ja, danke für die Essstörungen.“

-Sandra S.

5. „Die gesamte Schulzeit. Meistens wegen meines Gewichts (ich bin sehr dünn, genetisch bedingt).“

„U.a. als ich in der Schulmittagspause beim Bäcker was zu essen geholt hatte, kam ein beliebtes Mädchen mit ihren Freundinnen zu mir und hat mich gefragt, warum ich mir überhaupt was zum Essen kaufe, wenn ich es eh wieder auskotze.
Das habe ich zwar noch nie getan und werde ich auch nie. Die Situation hat sich aber so in meinen Kopf eingebrannt, dass ich Angst habe, etwas beim Bäcker zu kaufen, wenn Teenies oder Jugendliche in der Nähe sind.“

-ローラ クロフト

6. „Ich war oft krank als Kind. Man hat mich Simulantin geschimpft und mir richtig fiese Streiche gespielt.“

„Irgendwann in der sechsten Klasse haben mir dann beide Lehrer:innen inklusive Mitschüler:innen + beste Freundin einen Streich gespielt (was für einen ist ja egal). Damals dachte ich oft an Selbstmord. Es war einfach schlimm, dass die Lehrer:innen auch mitgemacht haben und das auch noch lustig fanden. In der Oberstufe wurde es besser, aber sowas bleibt bei einem.“

-Pricilla P.

7. „Es wurde behauptet, ich würde stinken, obwohl das gar nicht stimmte und man hat mich gemieden und so getan, als hätte ich eine hochansteckende Krankheit.“

„Eine Zeit lang haben einige Mitschüler einen auf nett gemacht und so getan, als wären wir Freunde und nach einer Weile war es vorbei und sie haben wieder angefangen, auf mir rumzuhacken. Ich habe bis heute Probleme damit, anderen zu vertrauen. Außerdem hat in der siebten Klasse ein ehemaliger Freund behauptet, wir wären nie Freunde gewesen. Das tat weh.“

-Astrid M.

8. „Ganz klassische Ausgrenzung anfangs: Bei Gruppenarbeiten wurde man nicht einbezogen, im Sport war man die Letzte, die gewählt wurde, auf dem Schulhof stand man alleine da.“

„Es ging irgendwann weiter mit offensichtlicheren Mobbingattacken. Ich wurde beim Staffellauf beschimpft, dass ich zu langsam wäre, weil ich ja so hässlich sei, war es Bremshässlichkeit. Ich wurde auf offener Straße ausgelacht, es wurde mit dem Finger auf mich gezeigt und getuschelt. Ich wurde als dumm abgestempelt, weil ich nicht so hübsch war, wie die anderen Mädchen in meinem Alter (...)

Von einem Mädchen wurde ich mit Zigarettenstummeln verbrannt. Man trat mir in den Hintern auf dem Schulhof und empfahl mir eine Schönheitsoperation, so sei ich ja nicht zu ertragen. Ich wurde „Das Ding“ genannt, man klebte sich Fotos von mir vom Fotoshooting der Klasse auf die Rucksäcke, um sich gegenseitig zu ärgern, klebte mir Kaugummi auf den Stuhl und bespuckte mich.

Mir wurde jahrelang eingetrichtert, ich sei dumm, hässlich und ekelhaft, bis ich es selbst glaubte. Ich habe sehr lange geschwiegen und es niemandem gesagt, helfen konnte mir sowieso keiner. Hätte ich geredet, ich hatte die Büchse der Pandora geöffnet und alles noch schlimmer gemacht.

Das Ganze ist 20 Jahre her, viele Wunden sind aber noch immer nicht verheilt und einiges davon wird niemals vergessen sein. Bis heute kann ich mich nicht selbst akzeptieren und wertschätzen und bis heute zweifle ich an mir selbst. Dafür rede ich heute aber offen darüber, um darauf aufmerksam zu machen, wie viele Gesichter Mobbing hat und was es langfristig anrichten kann.“

-Katja B.

Ein Mädchen sitzt auf einer Wiese und schaut traurig zu Boden, während zwei weitere Mädchen im Hintergrund über sie reden.
Einige Schüler:innen werden von anderen ausgegrenzt. © YAY Images/Imago

9. „Während meiner ersten Ausbildung, war ich Teil der Mobber. Wir hatten einen Azubi, der von der kompletten Firma gemobbt wurde.“

„Damals war das für mich völlig ok. Mit 15 bis 18 Jahren gehörte das eben zur Umgangsform im Handwerk dazu und er war auch selber schuld und alle haben es gemacht ... Heute habe ich begriffen wie kacke das damals von mir und allen anderen war und denke mit viel Scham an diese Zeit zurück. Schlimm, was Gruppenzwang in einer Gesellschaft auslösen kann.“

-Sören F.

10. „5. - 10. Klasse. Unter anderem im Bus auf dem Heimweg angespuckt. Keiner hat reagiert.“

-Alicja B.

11. „Meine Handynummer wurde damals so oft weitergegeben, bis ich Tag und Nacht von einem (offensichtlich) pädophilen Mann belästigt wurde.“

„Mein Vater hat herausgefunden, wie und durch wen er zu der Nummer kam und ich hatte ab dem Moment eine neue Geheimnummer, die nur meine Familie hatte. Freunde konnten mich eine ganze Zeit lang nur über das Festnetz erreichen.
Ich weiß nicht mehr viel von damals, mein Hirn hat extrem viel aus diesen Jahren verdrängt, aber das ist wahrscheinlich auch besser so.“

-Jaqueline M.

12. „Als in der Grundschule meine komplette damalige Klasse um mich herum stand und mich bespuckte.“

-Christina C.

13. „Oh, da gibt es einiges …  Eines davon war, dass wir Sportunterricht hatten und uns danach duschen mussten.“

„Ich hatte eigentlich immer einen Badeanzug zum Duschen an, weil ich mich für meine überflüssigen Pfunde schämte.
Vorab, es gab nur eine Dusche für alle. Zuerst gingen die Mädels duschen, danach die Jungs.
An dem Tag hatte ich ein wenig mehr Selbstwertgefühl und ließ den Badeanzug zum Duschen weg.
Tja … ich wurde in der Gemeinschaftsdusche von den Mädels eingesperrt und sie ließen die Jungs in dem Glauben, wir wären alle fertig mit duschen … Ich war ca. 9 oder 10 Jahre alt.“

-Nadine E.

14. „Grundschule ... Ich bin auf der Toilette eingesperrt und von Mitschülern gezwungen worden, mich zu entkleiden...“

„... oder auf der weiterführenden Schule. Mir wurden die Haare im Physik-Unterricht angezündet. Ich wurde generell ausgegrenzt, nur weil ich nicht auf Markenkleidung stand und andere Musik hörte.“

-Lune T.

15. „Ich wurde festgehalten und mein Gesicht mit Edding bemalt. Die Lehrerin kam rein und machte nichts. Ich musste noch extra fragen, ob ich mir mein Gesicht waschen darf.“

-Annika J.

16. „Ein Kollege hat sich umgebracht. Aber nicht mal das hat den Rest gestoppt, weiterzumachen.“

-Renate v. S.

17. „Man hat mir vor fast vier Jahren am Abend in einem Getränk offensichtlich K.O.-Tropfen verabreicht. Am Morgen konnte ich mich jedenfalls an nichts erinnern. Man hat mich anschließend gezielt fertig gemacht und gemobbt. Ich leide deshalb immer noch an Panikattacken und schweren Depressionen.“

-Martin J. H.

18. „Ich wurde aufgrund von finanziellen Problemen gemobbt von der 1. Klasse an. Na ja, was soll man dazu noch sagen, außer, dass keine Waffe mehr weh tut, als eine die Emotionen verletzt.“

-Johannes S.

Ein kleiner Junge sitzt in einem Schulflur auf dem Boden. Im Hintergrund ist eine Gruppe anderer Kinder, die auf ihn zeigen und über ihn lachen.
Mobbing ist ein häufiges Problem unter Kindern und Jugendlichen. © emil umdorf/Imago

19. „Ich wurde in der Schule von Mitschülern mit Stecknadeln misshandelt, mein ganzer Körper war blutig und mein Vater schnappte mich und erstattete Anzeige bei der Polizei.“

„Am nächsten Tag gab es ein Gespräch beim Schuldirektor mit einer Elternvertreterin, der Klassenlehrerin, den Eltern der betreffenden Kinder, meinem Vater und mir (...) Da meinte der Vater eines Jungen: ‚Na, wegen so ein bisschen Neckerei muss man sich ja auch nicht so haben und wenn man nichts sagt, scheint es doch irgendwie auch Spaß zu machen!‘ Das war meine persönlich schlimmste Erfahrung.“

-Kathrin M.

20. „Mobbing durch Lehrer, welches das Kind ins KH brachte und etliches mehr. Soviel zu unseren tollen Pädagogen. Nicht immer sind die Kinder/Jugendlichen die Bösen.“

-Nicole B.

21. „Ab der 7. Klasse ging es bei mir los. Meine beste Freundin hatte sich von mir abgewandt. Ich wusste nicht mal den Grund. Zwei Mitschüler:innen haben es dann auf mich abgesehen. Meine anderen Freund:innen wollten dann auch nichts mehr mit mir zu tun haben.“

„Ich saß in der Klasse irgendwann nur noch alleine. Meine Noten wurden so schlecht, dass ich die 9. Klasse wiederholen musste. In dem Schuljahr habe ich dann neue Freunde gefunden. Leider mussten diese die Klasse wiederholen und der ganze Spuk ging wieder von vorne los. Es war so schlimm, dass ich in der 10. Klasse mehrmals versucht habe mich umzubringen. Zum Glück haben meine Eltern das herausgefunden und ich bin nach einem sehr guten Hauptschulabschluss von der Schule gegangen. Bei meiner Ausbildung hatte ich Angst, wieder so zu enden. Zum Glück hatte ich mich geirrt und die Schule hat wieder Spaß gemacht.“

-Nadine A.

Obwohl ich bei vielen Storys schon wirklich schlucken musste, sind das längst nicht alle Geschichten. Allein unter den Kommentaren waren knapp über 350 Kommentare mit schockierenden Szenen, die auch heutzutage noch an deutschen Schulen für viele Kinder alltäglich sind.

Wenn du selbst betroffen bist und keine Hilfe in deinem Umfeld findest oder nicht weißt, wie du mit dieser Situation umgehen sollst, findest du im Folgenden wichtige Hilfsangebote und Ressourcen:

Beratung für Eltern und Kinder

Bei der Nummer gegen Kummer gibt es sowohl eine kostenfreie Hotline für Kinder und Jugendliche (116-111, Mo-Sa 14-20 Uhr), als auch für die Eltern betroffener Kinder (0800-111-0550, Mo-Fr 9-17 Uhr, dienstags und donnerstags bis 19 Uhr.)

Suizidgedanken/Psychische Erkrankungen

In Deutschland gibt es viele verschiedene Telefonseelsorgestellen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit anonym Beratung am Telefon anbieten. Die bundeseinheitlichen Telefonnummern 0800-1110111 oder 0800-1110222 sind kostenlos.

Die Telefonseelsorge bietet auch Beratung im Internet an.

Egal in welcher Form, Mobbing ist NICHT okay und es gibt keine Entschuldigung dafür. Denn kein Mensch hat das verdient. Wenn du davon betroffen bist oder es in deinem Umfeld mitbekommst, dann sieh nicht weg!

Die Antworten wurden teilweise gekürzt und/oder besseren Verständlichkeit halber bearbeitet.

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