1. BuzzFeed
  2. Entertainment

5 peinliche deutsche ESC-Flops und 5 Auftritte, die unsere Ehre gerettet haben

Erstellt:

Von: Nadja Rödig

Kommentare

Stefan Raab war Top beim ESC 2000. Alex Swings, Oscar Sings 2009 eher ein Flop.
Die deutsche ESC-Geschicht ist einfach etwas holprig. © ARD

Kann jemand Stefan Raab bitte ins Fernsehen zurückholen?

Am Samstag ist es mal wieder so weit: Der Eurovision Song Contest steht an und ich bin SEHR gespannt, wie Deutschland dieses Jahr abschneiden wird. Über alles außer 0 Punkte würde ich mich persönlich schon sehr freuen. Das wurde immerhin ziemlich schnell ziemlich langweilig. Denk nur an die letzten 20 Jahre zurück, insgesamt betrachtet wäre Deutschland wohl nur selten überhaupt ins Finale gekommen. Aber als eine der Top 5 haben wir eben den Luxus, mit so vielen schlechten Beiträgen anzutreten, wie wir es für richtig halten. Und das waren allein seit der Jahrtausendwende viele.

Ich habe mich nochmal durch unsere musikalische Landesgeschichte geguckt und für dich die schmerzhaftesten Flops gesammelt. Und zum Ausgleich die wenigen Beiträge, die uns etwas auffangen konnten. Weil ich noch nicht sooo alt bin, habe ich damit ab 2000 angefangen. Bei den Klassikern nehme ich es mir nicht heraus zu urteilen.

Also dann lass uns ein paar Jahre zurückgehen ...

1. FLOP: Alex Swings Oscar Sings! mit „Miss Kiss Kiss Bang“ - Platz 20 (2009)

Nie in der Geschichte des ESCs gab es von Deutschland einen Beitrag, der ESC-iger war. Irgendwer muss sich wohl gedacht haben: „Jetzt lasst uns doch mal richtig fett auf die Kacke hauen.“ Anders kann ich mir diesen Auftritt nicht erklären. Um die Highlights einmal zusammenzufassen: ein Dude am Klavier. Ein anderer in super engen, silbernen Hosen. Heiße Tanzmoves, mit plötzlicher Steppeinlage. Die obligatorischen Backgroundtänzerinnen. Und völlig random: Dita Von Teese.

Das Ganze hätte sich zu einem ersten Platz addieren sollen, aaaaber gut ... immerhin waren wir nicht letzter. Und obwohl es mir damals als Teenager stellvertretend unglaublich peinlich war, finde ich es inzwischen immerhin unterhaltsam.

2. TOP: Lena mit „Satellite“ - Platz 1 (2010)

Nach dem jüngsten Super-GAU ein Jahr zuvor, musste 2010 Stefan Raab auf seinem weißen Ross angeritten kommen, um die deutsche ESC-Ehre zu verteidigen. Das hat bekanntlich so gut funktioniert, dass viele bis heute noch ESC gucken. Zumindest für mich war Lena der einzige Grund, damit anzufangen. Vor ihr war das nur „diese cringe Veranstaltung, die bei Opa einmal im Jahr im Fernsehen läuft“. Spaß ... selbst der hat das nicht mehr geguckt.

Gefühlt versucht Deutschland seitdem das Erfolgsrezept zu wiederholen: eine singende Person. Radiotauglich. Keine große Choreo oder Bühnenshow. Aber dazu kommen wir ...

3. FLOP: Malik Harris - mit „Rockstars“ - Platz 25 (2022)

... jetzt. Wir kommen jetzt dazu. Dabei muss man vorweg schieben: nichts gegen Malik Harris (oder die andern Pop-Künstler:innen der letzten Jahre). 100 Punkte kriegt er von mir allein schon für seine politische Message am Ende. Aber radiotaugliche Songs sind nun mal nicht gleich ESC-taugliche Songs. „Rockstars“ war cute. Das Setup war cute. Die Lichtshow war okay-ish. Mehr aber halt auch nicht. Wie viele andere hätte ich viel lieber Electric Callboy auf der Eurovision-Bühne gesehen, die mit „Pump It“ den Laden wenigstens aufgeweckt hätten. Ich bin deswegen immer noch genervt, also hier aus Prinzip der Song zum direkten Vergleich:

4. TOP: Michael Schulte mit „You Let Me Walk Alone“ - Platz 4 (2018)

Ich habe mir diese Performance zum ersten Mal seit Jahren angesehen und es haut mich echt um, wie ich davon SOFORT wieder eine Gänsehaut bekomme. Unter authentische ESC-Balladen sollte dieser Song abgedruckt sein. Michael Schulte hat wirklich sein Herz hineingesteckt. Was gar nicht so einfach ist, wenn man bedenkt, wie oft so eine Performance geprobt wird. Dass die Nummer dann nicht gestelzt wirkt, ist an sich schon eine Leistung. Und wenn das ganze Publikum danach Pipi in den Augen hat, ist der vierte Platz mehr als verdient.

5. FLOP: Jamie-Lee mit „Ghost“ - Platz 26 (2016)

Eigentlich mag ich Jamie-Lees Anime-Ästhetik und auch die Idee hinter dem Bühnendesign war mal was anderes für Deutschland (also in Gegensatz zu keinem Bühnendesign) ... Aber irgendwie wirkt die Performance einfach wie eine Schulaufführung. So richtig doll motiviert ist niemand und das eine Theaterkind versucht es rumzureißen. Am Ende gibt‘s noch nicht mal ein „ausreichend“ dafür und alle um einen herum beschweren sich, obwohl sie mitverantwortlich waren. ESC und Schultheater sind ähnlich undankbar.

6. TOP: Stefan Raab mit „Wadde hadde dudde da?“ - Platz 5 (2000)

Vielleicht ist der Trick beim ESC, es nicht aufs Gewinnen anzulegen, sondern einfach Spaß zu haben. Ooooder sich nonsense Wörter zu überlegen, von denen beim Eurovision eh kaum jemand merkt, dass es Schwachsinn ist. Vielleicht war es im Jahr 2000 auch einfach Stefan Raabs Ausstrahlung oder die ABBA-würdigen Kostüme. Jedenfalls hast du etwas richtig gemacht, wenn noch 20 Jahre nach deinem Auftritt alle darüber reden, wie genial dumm er war.

7. FLOP: Jendrik mit „I Don‘t Feel Hate“ – Platz 25 (2021)

Spaß hatten Jendrik und seine Crew 2021 sicher auch. Zumindest sah es danach aus. Ich gebe sogar ehrlich zu, dass ich von dieser Performance entweder die Top 5 oder eben den letzten Platz erwartet habe. Meine Theorie ist, dass der Beitrag dafür einfach nicht weit genug ging. Wenn du Europa schon den Mittelfinger zeigst, dann volle Kajüte, selbstironisch und drüber. Trotz der optimistischen Botschaft und dem SpongeBob-Charakter des Beitrags hat es in der Form jedenfalls nur für 0 Punkte gereicht. Schade eigentlich, es war immerhin keine Ballade.

8. TOP: Roman Lob mit „Standing Still“ - Platz 8 (2012)

Zuerst jammert sie über Balladen und feiert dann doch wieder eine. Ich weiß, aber hör mir zu: Roman Lob hat den achten Platz 2012 echt verdient, auch wenn er sicher noch von der Lena-Euphorie profitiert hat. Dauernd spreche ich von ✨ authentischen ✨ Auftritten und „Standing Still“ war noch so einer. Roman hat den Song mit einem gewissen Funkeln in den Augen rübergebracht. Guck dir das Video an, dann merkst du, was ich meine. Außerdem war der Beitrag kein Schlaflied, sondern hatte direkt Ohrwurm-Potenzial. Kein Gewinner, aber passt.

9. FLOP: S!sters mit „Sister“ - Platz 25 (2019)

Der ESC 2019 ist zugeben spurlos an mir vorbeigegangen. Als ich mir „Sister“ eben wieder angehört habe, war ich mir sogar ziemlich sicher, den Song noch nie im Leben gehört zu haben. Nur könnte ich fünf Minuten, nachdem ich ihn gehört habe, dasselbe sagen. Das ist dann doch etwas zu kurzweilig für einen ESC-Hit. Der Auftritt selbst hat mich auch alles andere als vom Stuhl gerissen. Merken konnte ich mir davon nur die riesigen schwebenden Köpfe der beiden Sängerinnen, die mich sofort an „Der Zauberer von Oz“ denken lassen. Oz, Zauberer? 🎶 „We‘re Off to See the Wizard. The wonderful Wizard of Oz“ 🎶 ... Worüber haben wir gerade gesprochen?

10. TOP: Lena mit „Taken by a Stranger“ - Platz 10 (2011)

Schließen wir mit dem deutschen ESC-Wunder dieses Jahrhunderts ab. Lena hat es verdient zweimal auf dieser Liste zu erscheinen, weil sie für ein Aufatmen zwischen unseren langen Durststrecken gesorgt hat. Und wie wir nach einigen Flops feststellen konnten, lag das nicht allein an ihrem Song, sondern an ... jaaa genau, ihrer ✨ Authentizität ✨. Sie hatte Spaß, alle um sie herum haben es gemerkt, man mochte sie und im Umkehrschluss irgendwie auch Deutschland. Das hat 2011 auch ein zweites Mal funktioniert, obwohl der Song weniger upbeat und mehr düster war. Und bei unserer Bilanz kann man über einen zehnten Platz echt nicht meckern.

Bonus: Stefan Raab und Lena mit „Satellite“ - ESC Opening (2011)

Wenn einer die deutsche ESC-Ehre gerettet hat, dann war es (direkt und indirekt) Stefan Raab. Und mit Lena war er nun mal das Killer-Duo. Die Eröffnung des deutschen Eurovision Song Contests war da keine Ausnahme. Ich hätte echt nie gedacht, dass Deutschland einer der besten Gastgeber des ESC werden könnte, aber vielleicht bin ich auch einfach nur biased.

Welche deutschen Beiträge hast du beim ESC total gefeiert und für welche schämst du dich stellvertretend? Schreib es mir in die Kommentare. Und wenn du am Samstag keine große Lust hast, solange wach zu bleiben, kannst du immer noch „The Story of Fire Saga“ auf Netflix gucken. Das ist sowieso der bessere ESC.

Auch interessant

Kommentare