Der Primark-Hype ist schon länger vorbei, der Ruf durch diverse Recherchen und Dokumentationen über Kinderarbeit oder Hungerlöhne immens beschädigt.
Doch der Wahnsinn hat damit ja kein Ende. Er hat einfach nur ein anderes, genauso problematisches Gesicht.
Das chinesische Modeunternehmen Shein zum Beispiel wird wegen seiner enormen Größe von Medien oft als Fast-Fashion-Riese bezeichnet. Primark und Shein? Ein bisschen wie David gegen Goliath. Die Berge landen bei Shein nicht mehr in strumpfartigen Taschen, sondern in TikTok-Videos. Das neue Grauen nennt sich Shein-Haul: TikToker:innen präsentieren stolz ihre Einkäufe, die zu allem Überfluss noch getrennt in Plastik verpackt sind:
Aber nicht nur deshalb ist Shein unerträglich. Die Arbeitsbedingungen sind, wie man erwarten könnte, furchtbar (nach einer Recherche des Magazins Public Eye kommen 75-Stunden-Wochen vor). Außerdem sollen die Chemikalien in der Kleidung besonders giftig sein.
H&M, Zara, Bershka und Co sind nicht besser. Jedes der Unternehmen musste sich bereits wegen Kinderarbeit rechtfertigen, wie „Aktiv gegen Kinderarbeit“ offenlegt. Selbst Luxusmarken wie Gucci und Louis Vuitton produzieren der Initiative zufolge teilweise mit Kindern. Bekanntlich ist Kinderarbeit nur die Spitze des Eisbergs schlechter Arbeitsbedingungen.
Egal, wo man kauft: Shoppen ist immer problematisch und es kann immer sein, dass du jemanden damit ausnutzt. Die einzige Lösung dagegen ist, es weniger zu tun. Und hier liegt genau die Schwierigkeit: Den meisten jungen Konsument:innen ist nämlich längst bewusst, dass Fast-Fashion schlecht ist. Trotzdem shoppen sie unermüdlich weiter. Mit der Bezahlfunktion Klarna shoppt sich die Gen Z teilweise sogar in den Ruin.
Das Problem ist, dass sich Konsum tief in die Identität der Gen Z eingebrannt hat. Auf Instagram und TikTok werden wir ständig mit Konsum konfrontiert. Influencer:innen tun zum Teil nichts anderes, als Produkte zu bewerben. Auch dann, wenn sie es unter dem Label #Deinfluencing tun und nur ausgewählte Produkte anpreisen.
Influencer:innen wirken eher wie Freund:innen oder Vorbilder und nicht wie Verkäufer:innen. Zum Beispiel, wenn sie Werbung von einer neuen Tasche mit Postings zum ersten, schönen Sommertag verbinden. Uns ist längst bewusst, dass Influencer:innen uns damit indirekt zum Kauf auffordern.
Trotzdem suggerieren solche Fotos: Shoppen gehört dazu. Denn warum sollte ich mir für den ersten Parkbesuch des Jahres nicht auch eine neue Tasche gönnen? Leisten kann ich sie mir ja (einigermaßen). Das ist gefährlich, denn es normalisiert meiner Meinung nach den übermäßigen Konsum.
Auf Instagram und TikTok wird zurzeit viel über Mental Health aufgeklärt. TikTok-Videos zu mentalen Problemen wie ADHS gehen viral, die Betroffenen helfen können. Darüber aufklären, dass Shoppen eine schlechte Idee ist, tut niemand. Der Grund ist klar: Die Influencer:innen auf den Plattformen verdienen damit ihr Geld.
Ich wünsche mir endlich eine Social-Media-Kampagne gegen Shopping. Und zwar nicht gegen einzelne Fast-Fashion-Unternehmen (die gibt es zuhauf) – einfach gegen diesen enormen Überfluss.