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11 Gründe, warum der „perfekte Zeitpunkt“ fürs Kinderkriegen Quatsch ist

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Von: Jana Stäbener

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Mutter und Kind/Baby in einem hellen Raum.
Was ist das perfekte Alter, um Kinder zu bekommen? Diese Frage sollte man sich nicht stellen – wir haben 11 Gründe, warum. © Westend61/IMAGO

Zu alt, zu wenig Karriere: Gerade Frauen fragen sich oft, wann der „perfekte Zeitpunkt“ ist, um Kinder zu bekommen. 11 Gründe, warum das Quatsch ist.

Im Schnitt sind deutsche Personen, die ihr erstes Kind bekommen, 29,9 Jahre alt. Und sie werden immer älter, zeigen Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis). Obwohl 60 Prozent der Millennials lieber einen Hund statt ein Kind wollen, sind die Geburtenzahlen 2021 erstmals wieder leicht angestiegen. Im Jahr 2021 wurden laut Destatis 795 492 Baby geboren – rund 22.000 mehr als 2020. Begründet wird der Anstieg mit der relativ stabilen Lage auf dem Arbeitsmarkt in Verbindung mit der Corona-Pandemie, in der sich einige Paare entschieden: „Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, ein Kind zu bekommen“.

Wann sollte man Kinder bekommen – welches Alter ergibt Sinn?

Aber gibt es den „perfekten Zeitpunkt“, um Kinder zu bekommen, überhaupt? Gerade in Bezug auf die Karriere fragen sich viele – vor allem gebärende Personen – nach dem idealen Alter. Denn die „Arbeitswelt der Zukunft“ sieht düster aus, da muss man nur arbeitende Eltern anschauen, die es schwer haben, Care-Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Kein Wunder bringen selbst Politiker:innen wie Anton Hofreiter ihr Kind in eine Kabinettssitzung – Karriere und Kind ist für viele Berufstätige schließlich immer noch ein Drahtseilakt und hindert sie daran, „zu früh“ Kinder zu bekommen.

Auf der anderen Seite gibt es viele Menschen, die vor einer zu späten Schwangerschaft abraten und der Meinung sind, da könne so viel schiefgehen. Junge Mütter und Väter haben kein Geld, heißt es – alte Eltern sind verkopft und lesen zu viele Ratgeber. Ja was denn jetzt? Die Journalistin @plastiktanne aus Stuttgart scherte sich noch nie um solche Meinungen von außen und hat einfach auf ihr Herz gehört – sie bekam genau dann ein Kind, als es sich für sie richtig anfühlte, erzählt sie @naberwasgeht im Interview (siehe Video unten).

11 Gründe, warum es den „perfekten Zeitpunkt“, um Kinder zu bekommen, nicht gibt

Sie ist damit das beste Beispiel dafür, dass es ihn nicht gibt – den „perfekten Zeitpunkt“, um Kinder zu bekommen. Aber hier noch einmal 11 Gründe, warum es wirklich keinen Sinn ergibt, dass du entweder auf den idealen Zeitpunkt wartest oder den eigenen Kinderwunsch wegen der Karriere hinten anstellst.

  1. Das biologisch „perfekte“ Alter, um Kinder zu bekommen, liegt laut Reproduktionsmediziner:innen zwischen 20 und 25. Das ist aber in unserer heutigen Gesellschaft so selten, dass du dich daran sowieso nicht orientieren kannst.
  2. Ja es stimmt: wenn du eine Person mit Uterus bist und Kinder bekommen kannst, nimmt deine Fruchtbarkeit ab etwa 32 ab. Das bedeutet, mit 35 oder gar mit 37 schwanger zu werden, ist schwieriger als mit 30.
  3. Aber: Eine Studie der University of Southern California fand 2016 heraus, dass eine Frau ab 35 – zumindest mental gesehen – in der besten Verfassung ist, um Kinder zu bekommen. Anscheinend liegt das an den angestiegenen Sexualhormonen, die besonders bei „älteren“ Müttern die Gehirnfunktionen verbessern.
  4. Eine weitere Erhebung in den USA kam laut Business Insider zu der Erkenntnis, dass Frauen, die ihr erstes Kind mit etwa 35 bekamen, im Schnitt über 44.400 Euro mehr pro Jahr verdienten, als die, die ihr erstes Kind mit etwa 20 bekamen. Gerade das spricht also dafür, Kinder eher ein paar Jahre später, als früher zu bekommen – ein Kind ist für viele inzwischen nämlich Luxus – bis zum Studium kostet es 230.000 Euro.
  5. Im Interview mit der Welt sagt Claudia Wiesemann, Medizinethikerin von der Universität Göttingen: Je höher der Bildungsstand der Eltern sei, desto mehr könnten sie das Kind unterstützen und konsequent erziehen. Grund dafür sei die bewusste Entscheidung für ein Kind, denn „Wunschkinder sind glücklichere Kinder“, sagt sie der Welt.
  6. Auf der anderen Seite sind junge Eltern belastbarer, können eher Nächte durchmachen und sind teilweise gelassener, weil sie sich nicht zu viele Gedanken über die „perfekte“ Erziehung machen. Laut einem Kinderarzt sollten Eltern an die Erziehung allgemein anders rangehen – Perfektionismus sei keine Lösung.
  7. Dazu kommt, dass du als junge Mutter oder junger Vater lernst, was wirklich wichtig ist und lockerer mit spontanen Herausforderungen umgehen kannst, schreibt Zeitjung. Jüngere Eltern lernen so nicht nur früh Multitasking, sondern auch, ihr Leben besser zu priorisieren und haben durch ihr Kind eine völlig neue Perspektive auf die Welt.
  8. Ein Beispiel dafür ist Sylvie Nicol, die einzige Frau im Henkel-Vorstand, die zu Welt sagt: „Meine Kinder haben meine Karriere tatsächlich beflügelt. Je größer sie wurden, desto mehr haben sie mich motiviert.“ Sie habe immer versucht, selbst über die nächsten Karriereschritte zu entscheiden und sich nicht drängen lassen – das habe auch in Verbindung mit ihrer Mutterrolle gut funktioniert.
  9. Laut Katharina Wrohlich, die die Forschungsgruppe Gender Economics am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin leitet, solltest du dich als Mutter/Person, die Kinder austragen kann, überhaupt nicht auf den richtigen Zeitpunkt konzentrieren – sondern viel mehr auf deine:n Partner:in. Warum? Weil die Frage, wie die unbezahlte Care-Arbeit nach der Geburt aufgeteilt wird, wichtiger ist, als alles andere. Hier schreiben wir darüber, dass Care-Arbeit noch immer Frauensache ist: „Der Staat setzt auf Töchter, die sich um ihre Eltern kümmern“.
  10. Die Ökotrophologin Karin Uphoff rät laut Welt zu mehr Geduld – auch beim Job. „Wir haben viele aktive Jahre zur Verfügung, müssen nicht Anfang 40 schon mit dem kompletten Leben fertig sein.“ Wichtig sei es, mit den eigenen Kräften Haus zuhalten und sich Care-Arbeit partnerschaftlich zu teilen – dann könne auch die Karriere noch später durchstarten.
  11. Wenn du und dein:e Partner:in also einen Kinderwunsch habt, dann solltet ihr also nicht auf den perfekten Zeitpunkt warten – denn den gibt es nicht. Es gibt genauso viele Dinge, die dafür sprechen, jung Mutter zu werden, wie es Argumente gibt, noch länger zu warten. Wichtig ist, dass ein Kind in DEIN Leben passt. Lass dich weder von anderen Menschen unter Druck setzen, noch von deiner „Karriere“ abschrecken und bekomme dann Kinder, wenn es sich für dich und dein:e Partner:in richtig anfühlt.

Mehr Listicles? Hier 11 Alarmsignale, dass du zu nett zu anderen bist.

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