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Rund 80 Prozent der alleinlebenden Studierenden sind von Armut betroffen

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Von: Pia Seitler

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Studentin und leerer Geldbeutel.
Viele Studierende müssen von 802 Euro im Monat leben. © Panthermedia/Westend61/Image/Collage/BuzzFeed

Studierende sind nicht nur häufiger, sondern auch schwerer von Armut betroffen als die Gesamtbevölkerung. Die Situation könnte sich angesichts der aktuellen Preissteigerungen noch verschlimmern.

Studierende sind nicht nur besonders häufig, sondern auch besonders schwer von Armut betroffen. Das geht aus einer Studie der Forschungsstelle des Paritätischen Gesamtverbands hervor. 30 Prozent aller Studierenden in Deutschland sind demnach arm und von denjenigen, die alleine leben, sind es sogar 79 Prozent.

Armut wird in Deutschland über das Haushaltseinkommen und die daraus folgenden Möglichkeiten an gesellschaftlicher Teilhabe definiert, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Als arm oder armutsgefährdet gelten demnach Menschen, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens auskommen müssen. Das liegt 2021 laut Handelsblatt bei 4100 Euro brutto im Monat. Im Netz teilen Menschen, dass sie von Armut betroffen sind und erzählen aus ihrem Alltag.

Das mittlere Einkommen der von Armut betroffenen Studierenden liege bei 802 Euro. Damit betrage der Abstand zur Armutsschwelle 463 Euro. Die sogenannte „Armutslücke“, also der Abstand zu einer finanziellen Situation jenseits von Armut, ist groß. Überproportional von Armut betroffen seien dabei nicht nur Ein-Personen-Haushalte (79 Prozent), sondern auch Studierende im BAföG-Bezug (45 Prozent), heißt es von den Autor:innen der Studie.

Hohe Inflation: Verschuldung und Studienabbrüche drohen – warnt der Paritätische Gesamtverband

Das Ausmaß könnte aktuell noch schlimmer sein, denn die vorliegenden Daten wurden 2020 erhoben und die Forscher:innen fragten nach dem Vorjahreseinkommen, also dem aus dem Jahr 2019. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind demnach noch nicht mit einberechnet. Gerade studienbegleitende Nebenjobs sind in dieser Zeit weggebrochen und haben die finanzielle Situation von Studierenden stark beeinträchtigt.

Auch angesichts der aktuellen Preissteigerungen drohten weitere harte Belastungen, Verschuldung und Studienabbrüche für viele arme Studierende, warnt der Paritätische Wohlfahrtsverband. „Das Versprechen von Fortschritt, Chancengleichheit und gleichen Möglichkeiten für alle junge Menschen ist nicht viel wert, wenn es nicht gelingt, Studierende wirksam vor Armut zu schützen und ihnen den Rücken für eine Ausbildung, frei von existenzieller Not, zu stärken“, so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. „Die altbackenen Klischees des fröhlichen Studentenlebens bei wenig Geld, aber viel Freizeit, sind absolut überholt und haben mit der Lebenswirklichkeit und dem Studiendruck heutzutage nichts mehr zu tun.“

Paritätische Gesamtverband fordert mehr Bafög und weniger bürokratische Hürden

Der Paritätische Gesamtverband fordert deshalb eine stärkere Bafög-Anhebung, als von der Ampel-Koalition geplant. Mit der geplanten Anhebung um fünf Prozent werde keine strukturelle Verbesserung erreicht, hieß es vom Paritätischen Gesamtverband, wie die dpa berichtet. Angesichts der aktuellen Inflationsrate reiche die Anpassung nicht einmal aus, um die Kaufkraft zu erhalten. „Notwendig ist daher eine angemessene Anhebung der BAföG-Bedarfssätze und deren automatische und regelmäßige Fortschreibung“, fordert der Verband.

„Vor dem Hintergrund steigender Wohnkosten müssen die Bedarfssätze angepasst und ein Notfallmechanismus ergänzt werden. Studierende aus Bedarfsgemeinschaften benötigen überdies mit einer Studienstarthilfe Unterstützung. Dabei müssen insgesamt bürokratische Hürden in der Beantragung und Verwaltung abgebaut, also schlanker, schneller und digitaler gestaltet werden“ heißt es in einem Statement des Paritätische Gesamtverbands.

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