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9-Euro-Ticket: So kriegst du Geld zurück, wenn du dummerweise ein falsches Ticket gekauft hast

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Von: Jana Stäbener

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9-Euro-Ticket und Frau, die sich an den Kopf fasst, weil sie ein falsches Ticket gekauft hat.
Falsches Ticket gekauft, weil du gar nicht mehr an das 9-Euro-Ticket gedacht hast? Wir verraten, was du jetzt am besten tust. © Arne Dedert/dpa/YAY Images/IMAGO (Collage)

Du hast statt 9-Euro-Ticket aus Versehen ein teureres Ticket gekauft? So bekommst du dein Geld zurück!

Kleiner Schwank aus meinem Leben: Es ist Ende Juni, 21 Uhr an einem Mittwochabend. Ich steige aus dem ICE, der mich nach Berlin gebracht hat. Ich bin tiefenentspannt, denn die Fahrt war einfach perfekt (dass man das mal laut ausspricht?!). Keine Verspätung, ein leerer Zug und eine angenehme Sitznachbarin. Was will man mehr? Ich erinnere mich noch daran, dass ich dachte: „Bestimmt ist heute wegen des 9-Euro-Tickets so wenig los gewesen.“

Hier übrigens 13 Tweets, die das erste Wochenende mit dem 9-Euro-Ticket perfekt zusammenfassen. Der Gedanke schwebte einige Sekunden über mir – dann war er weg. Er tauchte auch dann nicht wieder auf, als ich an einem Fahrkartenautomaten der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haltmachte und mir ein 4-Fahrten-Ticket für 9,40 Euro kaufte – so wie ich es immer mache, wenn ich in Berlin bin. Der Witz: Ich habe bereits ein Nahverkehrs-Abo und damit auch ein 9-Euro-Ticket.

Erst am nächsten Tag, als ich mit meinen Kolleg:innen über das 9-Euro-Ticket sprach, fiel mir auf, wie unheimlich dumm es war, das 4-Fahrten-Ticket zu kaufen (und davon sogar schon eine Fahrt abzustempeln!). Mein Fehlkauf sorgte für einen großen Lacher. Aber bin ich die einzige, der das jemals passiert ist? Warum verkaufen die BVG überhaupt teurere Tickets als das 9-Euro-Ticket? Und vor allem: Wie bekomme ich bezüglich des 9-Euro-Tickets jetzt mein Geld zurück? Wir von BuzzFeed News Deutschland haben der Verbraucherschutzzentrale und diversen Verkehrsverbünden in Deutschland genau diese Fragen gestellt.

9-Euro-Ticket vs. Monatskarte: Verkehrsverbünde bieten weiterhin teurere Tickets an

Am Montag berichtete die Süddeutschen Zeitung (SZ), dass sich im Juni trotz des 9-Euro-Tickets, das die Luftqualität verbessern könnte, tausende Menschen mit viel teureren Monatskarten eingedeckt haben. Beim Großraum-Verkehr-Hannover (GVH) seien es vergangenen Monat 1800 Menschen gewesen. Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), bei denen auch ich mein unnötiges 4-Fahrten-Ticket gekauft habe, waren es laut SZ sogar 5000. Alle diese Menschen zahlten mehr Geld, als sie eigentlich hätten müssen. Laut Gregor Kolbe, Spezialist für Verkehrsmärkte bei der Verbraucherzentrale, ein Unding.

„Teurere Tickets (mehr als 9 Euro), die keinen Mehrwert gegenüber dem 9-Euro-Ticket bieten (z. B. Mitnahme mehrerer Personen oder eines Fahrrades), sollten gar nicht verfügbar sein“, sagt er gegenüber BuzzFeed News Deutschland. Trifft das auch auf mein falsches 4-Fahrten-Ticket zu? Ja, findet Kolbe: „Wenn in Berlin zum Beispiel ein 4-Fahrten-Ticket angeboten wird, sollten die Verbünde darauf hinweisen, dass bereits vier Fahrten im Monat teurer sind als ein 9-Euro-Ticket und der Fahrgast damit besser fahren würde.“

Auch nicht gerade verbraucherfreundlich: Nach 9-Euro-Ticket droht böse Überraschung – im ÖPNV sollen die Preise steigen.

Wegen 9-Euro-Ticket: Manche Verkehrsverbünde ändern Menüführung an Automaten

Doch nur wenige Verbünde weisen explizit auf das 9-Euro-Ticket hin. Von den 13 Anfragen, die BuzzFeed News an Verkehrsverbünde in ganz Deutschland geschickt hat, meldete sich nur ein Verbund zurück, der Kund:innen das 9-Euro-Ticket bewusst als bessere Option anzeigt. „Die Menüführungen an den Automaten und bei den digitalen Vertriebskanälen ist so gestaltet, dass der Kunde das 9-Euro-Ticket aktiv abwählen muss“, erklärt uns Martin Schenck vom Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV). Auch der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) schreibt uns: „In der Kommunikation weisen wir deutlich darauf hin, dass sich das 9-Euro-Ticket ab einer monatlichen Investition von 9 Euro rechnet“. [Anm. der Red.: Im Online-Shop kann man sich bei beiden Unternehmen dennoch ein teureres oder gleich teures Tagesticket in den Warenkorb legen.]

Andere Verbünde wie der VMT, VRN, VVW, RMV, VBN, VRS, MDV oder VBB reagierten ebenfalls auf unsere Anfrage. Sie äußerten sich jedoch nicht explizit dazu, wie sie verhindern, dass Kund:innen ein teureres Ticket kaufen. Teurere Fahrkarten sind bei allem angefragten Verbünden weiterhin im Sortiment verfügbar. Viele, wie der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) berufen sich auf eine VDV-Studie, laut der „das 9-Euro-Ticket einen Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung von 98 Prozent“ habe. Eine „komplette Herausnahme der Zeitkarten aus dem Sortiment wäre theoretisch möglich gewesen“, so ein VRS-Sprecher gegenüber BuzzFeed News Deutschland. Sie wäre jedoch zu viel Aufwand gewesen und hätte hohe Kosten verursacht.

Das 9-Euro-Ticket hat so manche Tücken, denn Jobcenter in Deutschland zahlen ÖPNV-Tickets und fordern das Geld nun von Hartz-IV-Empfänger:innen zurück: Wer Hartz-IV bekommt, könnte vom 9-Euro-Ticket also gar nicht profitieren.

9-Euro-Ticket Erstattung: So bekommst du dein Geld zurück, wenn du ein teureres Ticket gekauft hast

Laut Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und weiteren Verbünden seien Fehlkäufe eine Seltenheit. Gregor Kolbe von der Verbraucherzentrale findet, dass Verbünde, wenn sie noch „normale“ Monatstickets anbieten, eine Erstattung zum 9-Euro-Ticket einfach ermöglichen müssen. Eine Unterscheidung des Vertriebsweges, also zwischen Kauf am Automaten oder Handy dürfe seiner Meinung nach nicht erfolgen.

Solltest du also aus Versehen ein falsches Ticket statt dem 9-Euro-Ticket gekauft haben, könntest du mitunter du dein Geld von der Bahn erstattet bekommen. BuzzFeed News erklärt, was jetzt zu tun ist – so bekommst du dein Geld zurück:

  1. Bei 4-Fahrten-Tickets oder allgemein Kurzstrecken-Fahrkarten, die noch nicht entwertet wurden, lohnt es sich diese aufzuheben und im September zu nutzen. Beim MDV beispielsweise seien diese bis zum Jahresende gültig, sagt uns eine Sprecherin.
  2. Bei Monatstickets solltest du dich direkt an die Servicestelle deines direkten Nahverkehrsunternehmens wenden. Entscheidend ist hier, bei welchem Unternehmen du das Ticket gekauft hast. Dies steht meist direkt auf dem Ticket. Bei den meisten Verkehrsverbünden findet sich eine Übersicht aller Anbieter auf der Website unter dem Stichwort „Service“ oder „Kontakt“. Hier findest du dann Telefonnummern oder Adressen für eine Servicestelle in deiner Nähe. Manchmal gibt es auch einen Chatbot, dem du dein Anliegen mitteilen kannst.
  3. Achtung: Handy-Tickets werden nicht von allen Verbünden erstattet. Der MDV zum Beispiel erstattet sie nicht. Beim MVV, VBN und VVW hingegen wird kein Unterschied zwischen physischen oder digital erworbenen Tickets gemacht. Da alle Verkehrsverbünde uns mitteilten, dass sie in den drei Monaten (Juni bis August 2022) sehr kulant sein würden, was Rückerstattungen rund um das 9-Euro-Ticket anbelangt, wäre unser Tipp: Wende dich auch bei mobilen Tickets an den Service – in den meisten Fällen solltest du Glück haben und dein Geld zurückbekommen.

Das 9-Euro-Ticket war eine der ersten großen Entscheidungen der Ampel-Koalition. Hier schreiben wir über 200 Tage Ampel-Regierung: Fridays for Future enttäuscht – „man schaut zu, wie Klimaziele gerissen werden“.

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