Nach 9-Euro-Ticket droht böse Überraschung: Im ÖPNV sollen die Preise steigen

Ab Juni können Fahrgäste für 9 Euro mit Regionalzügen durch ganz Deutschland fahren. Verkehrsunternehmen rechnen aber schon jetzt mit steigenden Preisen nach 9-Euro-Ticket.
Noch können die Fahrgäste mit ihrem 9-Euro-Ticket noch nicht einmal fahren, da gibt es schon die Meldung von anschließend steigenden Preisen im ÖPNV. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) rechnet nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa) nach dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets mit steigenden Preisen für Bus und Bahn.
Seit dem 23. Mai verkaufen die Deutsche Bahn und weitere Verkehrsunternehmen die Tickets mit dem die Besitzer:innen für 9 Euro im Monat mit dem Öffentlichen Personennahverkehr und Regionalzügen durch ganz Deutschland reisen können. Die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket war groß und die Deutsche Bahn hat „keinen blassen Schimmer“ wie voll es im Sommer in Bahnen und Bussen werden könnte, wie die dpa berichtet.
Höhere Spritpreise können sich nach 9-Euro-Ticket auf Ticketpreise auswirken
Hintergrund für die möglichen steigenden Preisen nach den drei Monaten mit dem 9-Euro-Ticket seien fehlende Ausgleichszahlungen des Bundes etwa für höhere Spritpreise. „Wir werden mittelfristig die fehlenden Gelder auf die Fahrpreise umschlagen müssen oder das Angebot einschränken“, sagt VDV-Präsident Ingo Wortmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), wie die dpa berichtet. „Die Ticketpreise werden also weiter steigen – nicht direkt zum 1. September, aber in den nächsten Preisrunden.“
Leider kommen wir dann in die Situation, dass Menschen, die ohnehin schon belastet sind, für ihre Fahrten mehr bezahlen müssen.
Wortmann gehe nicht davon aus, dass viele Menschen dauerhaft auf Busse und Bahnen umsteigen. „Ich sehe das Ticket durchaus positiv“, sagte Wortmann. Große Erwartungen habe er aber nicht. „Alle bisherigen Erfahrungen mit besonders günstigem ÖPNV zeigen: Zuerst muss das Angebot stimmen, der Preis ist zweitrangig.“
Volle Busse und Bahnen im Sommer wegen 9-Euro-Ticket
Die 9-Euro-Tickets sind Teil des Entlastungspakets der Ampel-Koalition wegen der hohen Energiepreise und sollen auch ein Anreiz für die weitere Nutzung des Nahverkehrs sein. Was du beim 9-Euro-Ticket beachten musst, wenn du bereits ein ÖPNV-Abo hat, erfährst du hier.
Das Angebot könne laut Wortmann zu einer aufgeladenen Stimmung in den Verkehrsmitteln führen. „Ich möchte nicht von Chaos sprechen, aber es wird sehr viele volle Züge und Busse geben“. Dies gelte insbesondere für manche Verbindungen zu Freizeitzielen wie Sylt, die Ostseeküste, das bayerische Oberland oder den Chiemgau. In Facebook-Gruppen rufen Mitglieder derzeit dazu auf, zur Veranstaltung „Chaostage Sylt 2022“ gemeinsam mit dem 9-Euro-Ticket nach Sylt zu fahren. „Bei ganz vollen Zügen droht sicherlich eine angespannte Stimmung unter den Reisenden und Fahrgästen.“ Es seien „im absoluten Extremfall“ auch Angriffe auf Mitarbeiter möglich, so Wortmann wie die dpa berichtet.
„Preiserhöhungen wären klimapolitisch kontraproduktiv“, heißt es von Verdi
„Preiserhöhungen als unmittelbare Folge der Einführung des Neun-Euro-Tickets würden den ÖPNV unattraktiv machen und wären klimapolitisch kontraproduktiv“, sagt Christine Behle, stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Verdi gegenüber BuzzFeed News Deutschland. Klar sei aber auch, dass viele Unternehmen unter erheblichem Druck stehen, die gestiegenen Anforderungen und die hohen Erwartungen zu erfüllen. Deswegen müsse der Bund jetzt dafür sorgen, dass der ÖPNV finanziell dauerhaft in die Lage versetzt werde, attraktive Leistungen zu attraktiven Preisen anzubieten. „Das hilft den Menschen und dem Klima“, so Behle.