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9-Euro-Ticket könnte Luftqualität verbessern – Straßenverkehr ist „größte Faktor für die Luftbelastung“

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Von: Jana Stäbener

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Bahn in der Natur und Frau, die tief einatmet.
Verbessert das 9-Euro-Ticket auch die Luft in unseren Städten? Expertinnen halten das zumindest für möglich. © Shotshop/IMAGO/Panthermedia/IMAGO (Collage)

Das 9-Euro-Ticket sorgt in deutschen Innenstädten wohl für weniger Stau – aber wie sieht es eigentlich mit der Luftqualität aus? BuzzFeed News hat bei Umweltverbänden nachgefragt.

Das 9-Euro-Ticket kam gut an – jedenfalls kauften es Millionen Menschen und fahren damit überall in Deutschland kostenfrei. Chaos ist da vorprogrammiert – diese 13 Tweets fassen das erste Juniwochenende mit 9-Euro-Ticket gut zusammen. Aber war durch die Maßnahme der Ampel-Regierung auch weniger auf den Straßen los? Die Antwort darauf lautet angeblich ja. Das hat eine Analyse des Verkehrsdatenspezialisten „Tomtom“ für die Deutsche Presse-Agentur (dpa) nun herausgefunden. Für 23 von 26 untersuchten Städten zeigt sie einen Rückgang des Stauniveaus – verglichen mit der Zeit vor Einführung des 9-Euro-Tickets. BuzzFeed News Deutschland hat bei zwei Expertinnen für Luftreinhaltung nachgefragt, ob das schon positive Effekte für die Luft unserer deutschen Großstädte hat.

9-Euro-Ticket sorgt für weniger Stau in deutschen Städten

Tomtom-Verkehrsexperte Ralf-Peter Schäfer sagt über die Analyse gegenüber der dpa: „Pendler haben bei der Fahrt mit dem Auto in die Arbeit und nach Hause in fast allen untersuchten Städten im Juni weniger Zeit verloren als noch im Mai.“ Das sind gute Nachrichten, denn wer zur Arbeit pendelt, schadet womöglich seiner Gesundheit.

Aber wie kamen die Experten bei Tomtom zu diesen Ergebnissen? Sie verglichen die Staus im Berufsverkehr an Werktagen in den Kalenderwochen 20 und 25. Die Zeiträume wurden so gewählt, um Auswirkungen von Ferien und Feiertagen zu umgehen. „In den ersten Tagen nach Einführung des 9-Euro-Tickets haben die Daten von Tomtom noch kaum Auswirkungen der Maßnahme auf den Autoverkehr gezeigt. Mittlerweile lässt sich jedoch in fast allen untersuchten Städten in Deutschland ein positiver Effekt auf den Verkehrsfluss feststellen“, sagte Schäfer der dpa.

„Man kann davon ausgehen, dass sich die Luftbelastung und auch der Lärm reduziert haben“

„Weniger Stau – bedeutet das auch eine bessere Luftqualität?“, fragen wir von BuzzFeed News Deutschland Dorothee Saar, die Leiterin des Bereichs „Verkehr und Luftreinhaltung“ bei der Deutschen Umwelthilfe. „Genaue Daten haben wir nicht, da müsste man genau untersuchen: wo ist der Stau normalerweise und wo steht eine Messstation“, gibt die Expertin zu bedenken. Dennoch: „Man kann davon ausgehen, dass sich die Luftbelastung und auch der Lärm reduziert haben.“ Weniger Stau, das bedeute aus ihren Augen immer weniger Autos – also auch weniger Schadstoffemissionen. In diesem Fall seien das vor allem Stickstoffdioxide.

Laut Susan Kessinger vom Umweltbundesamt, sei es schwierig, den positiven Effekt der Schadstoffverringerung auf die Luftqualität zu quantifizieren. Vor allem deshalb, „weil meteorologischen Bedingungen einen hohen Einfluss auf die Konzen­tration der Schadstoffe“ haben. Sie erklärt: „Wetterlagen mit Wind und Niederschlag führen zu einer Verdünnung der freigesetzten Schadstoffe, wohingegen Wetterlagen mit wenig Wind und geringem vertikalen Luftaustausch zu einer Anreicherung der Schadstoffe in der Atmosphäre führen können.“

Deswegen könnte ein Rückgang der Emissionen durch weniger Straßenverkehr durch ungünstige meteorologische Einflüsse sogar kompensiert werden – das mache unmittelbare Schlüsse erst nach einer „Wetterbereinigung“ zulässig.

9-Euro-Ticket funktioniert – umso wichtiger, jetzt ein Klima-Ticket zu planen

Dorothee Saar ist trotzdem optimistisch. „Dass das 9-Euro-Ticket zu weniger Stau führt, ist ein gutes Signal – auch wenn wir noch keine Messdaten haben“, sagt sie BuzzFeed News Deutschland. „Wir wissen, dass der Straßenverkehr der größte Faktor für die Luftbelastung in den Städten ist.“ Umso wichtiger sei es nun, dass die Bundesregierung sich jetzt Gedanken mache, wie man das 9-Euro-Ticket in ein Klimaticket verwandeln werden könne. Seit 200 Tagen regiert die Ampel-Koalition: Fridays for Future ist enttäuscht.

„Es sollte dauerhaft unkomplizierter und bezahlbarer öffentlicher Nahverkehr für alle ermöglicht werden“, das fordert die Deutsche Umwelthilfe. In Wien zum Beispiel gebe es das schon – für 365 Euro im Jahr. „Wichtig wäre aber auch da, dass es keine Tarifgrenzen gibt und das Ticket deutschlandweit genutzt werden könnte“, so Saar. Besonders wichtig ist diese Forderung vor allem deshalb, weil nach dem 9-Euro-Ticket eine böse Überraschung drohen könnte: Im ÖPNV sollen die Preise steigen.

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