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TikToker entlarvt Dieter Nuhr – warum diese Worte nicht geschlechtsneutral sind

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Von: Friederike Hilz

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Jemand blättert durch ein Wörterbuch. Das Bild ist verschwommen.
Was ist grammatikalisch korrekt, was nicht? © Panthermedia/IMAGO

Gendern, ja oder nein? Sprachwissenschaftler Simon Meier-Vieracker erklärt, den Unterschied zwischen Scheibenwischer und Fensterputzer.

Dieter Nuhr hat sich über das Thema Gendern bei einem Auftritt lustig gemacht und sagt stolz „Ich bohre meine Löcher weiter nicht mit der Bohrer:in.“ Der Sprachwissenschaftler Simon Meier-Vieracker erklärt auf TikTok, ob Worte wie „gedownloadet“ korrekt sind oder warum es zwei verschiedene Aussprachen von „Balkon“ gibt. Auch übers Gendern klärt er auf.

Nuhr ist überzeugt: „Das Wort ‚Lehrer‘ bezeichnet definitiv nicht einen männlichen Lehrer [...]. Erst, wenn man die Endung -in anhängt, wird aus dem geschlechtsneutralen Lehrer eine Frau.“ Weiter sagt Nuhr, für männliche Lehrer gäbe es keine eigene Bezeichnung, was er als Benachteiligung bezeichnet.

Auch Markus Söder hält wenig vom Gendern. Twitter-User:innen zeigen, wie heuchlerisch das ist.

Dieter Nuhr spricht in seinem Bühnenprogramm über „lehren“ und „Lehrer“.
„Lehrer“ ist geschlechtsneutral, da ist sich zumindest Dieter Nuhr sicher. © @fussballinguist via TikTok.de

Person oder Ding?

Warum gendern wir das Wort „Lehrer“, aber nicht das Wort „Bohrer“? Erst einmal scheinen die Worte „Lehrer“ und „Bohrer“ sehr ähnlich: Beide leiten sich von den Verben „lehren“ beziehungsweise „bohren“ ab und werden durch das Anhängen der Endung „-er“ an den sogenannten Wortstamm gebildet, das erkennt auch der Comedian. Wo ist also der Unterschied? Ganz einfach, „ein [Lehrer] ist eine Person und ein [Bohrer] ein Gegenstand [...] und das ist aus grammatikalischer Sicht ein Unterschied“, erklärt Meier-Vieracker.

„Gegenstände haben kein Geschlecht, allenfalls ein grammatikalisches. Personen hingegen, haben sehr wohl ein Geschlecht“, so der Sprachwissenschaftler. Die deutsche Sprache kann durch verschiedene Endungen Informationen über das biologische und/oder soziale Geschlecht einer Person transportieren, das muss erst einmal nicht mit dem grammatikalischen Geschlecht übereinstimmen. Ein Beispiel: „das Mädchen“.

Ein Gericht hat entschieden: Misgendern ist verboten.

Die Endung macht den Unterschied

Bedeutet das also, dass Worte wie „Lehrer“ geschlechterneutral sind? Nein. Aber warum? Dafür müssen wir uns die Endung genauer anschauen, wie auch Meier-Vieracker erklärt.

Mann erklärt etwas vor einem Screenshot von Wörtern mit der Endung -in.
Für weibliche Personenbezeichnungen gibt es die Endung -in. © @fussballinguist via TikTok.de

Endungen können im Deutschen mehrere Informationen tragen, bei Verben verraten sie zum Beispiel, wer und wie viele Personen gemeint sind. „Die Endung -er trägt, zusätzlich zum Genus Maskulinum, auch die semantische Information männlich. Das ist seit vielen Jahrhunderten so“, erklärt der Wissenschaftler. Aus diesem Grund habe sich für weibliche Personenbezeichnungen die Endung -in etabliert. Zwar ist das Geschlecht nicht in allen Kontexten relevant, doch „dass ‚Lehrer‘ per se geschlechtsneutral ist, ist empirisch falsch“, so Meier-Vieracker.

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