Adidas beendet Zusammenarbeit mit Kanye West wegen antisemitischer Kommentare

Kanye West hatte sich zuvor damit gebrüstet, dass er sich antisemitisch äußern könne, ohne Konsequenzen von Adidas fürchten zu müssen. Das scheint nun nicht mehr der Fall zu sein.
Die deutsche Sportmarke Adidas hat das Ende ihrer äußerst lukrativen Partnerschaft mit Kanye West bekannt gegeben, nachdem der öffentliche Druck wegen seiner antisemitischen und anderen beleidigenden Äußerungen des Rappers immer größer geworden war.
In einer Erklärung, in der das Ende der Zusammenarbeit bestätigt wurde, erklärte Adidas, Antisemitismus und Hassreden nicht zu dulden. „Ye‘s jüngste Kommentare und Handlungen waren inakzeptabel, hasserfüllt und gefährlich und verletzen die Unternehmenswerte der Vielfalt und Integration, des gegenseitigen Respekts und der Fairness“, so das Unternehmen.
Die Entscheidung, sich von dem Rapper und Designer, der sich jetzt Ye nennt, zu trennen, soll mit sofortiger Wirkung in Kraft treten. Adidas kündigte an, die Produktion von Produkten der Marke Yeezy einzustellen und alle Zahlungen an Ye und seine Unternehmen zu beenden. Es wird erwartet, dass die Einnahmen des Unternehmens in diesem Jahr um 246 Millionen Dollar zurückgehen werden. Weitere Einzelheiten über die finanzielle Lage des Unternehmens werden am 9. November bekannt gegeben. Ye‘s Vertreter:innen antworteten nicht sofort auf die Anfrage von BuzzFeed News US nach einem Kommentar.
Weitere Marken distanzieren sich von Kanye West und entfernen Yeezy-Produkte aus Sortiment
Anfang dieses Monats gab Adidas eine Erklärung heraus, in der es ankündigte, dass die milliardenschwere Partnerschaft mit Ye überprüft werde, nachdem er wiederholt in den sozialen Medien Führungskräfte des Unternehmens angegriffen hatte. Während seiner YZY SZN 9-Runway-Sow auf der Pariser Fashion Week, hatte er zudem T-Shirts mit der Aufschrift „White Lives Matter“ präsentiert, für die der Rapper scharf kritisiert wurde. „Nach wiederholten Bemühungen um eine private Lösung der Situation haben wir beschlossen, die Partnerschaft zu überprüfen“, so Adidas.
Am Dienstag gab auch Gap bekannt, Maßnahmen zu ergreifen, um alle Yeezy-Gap-Produkte aus seinen Geschäften zu entfernen. „Im September kündigte Gap an, die Partnerschaft mit Yeezy Gap zu beenden“, so das Unternehmen in seiner Erklärung. „Die jüngsten Äußerungen und das Verhalten unseres ehemaligen Partners unterstreichen, warum. Wir haben sofortige Schritte eingeleitet, um Yeezy Gap-Produkte aus unseren Geschäften zu entfernen, und wir haben YeezyGap.com stillgelegt.“
„Antisemitismus, Rassismus und jeglicher Hass sind unentschuldbar und werden im Einklang mit unseren Werten nicht toleriert. Im Namen unserer Kund:innen, Mitarbeiter:innen und Aktionär:innen arbeiten wir mit Organisationen zusammen, die Hass und Diskriminierung bekämpfen.“
Auch die Marke The RealReal stellt Weiterverkauf von Yeezy-Produkten ein
The RealReal, ein Wiederverkaufsmarkt für Kleidung, gab ebenfalls bekannt, dass man es Anbietern nicht mehr erlaube, Yeezys oder andere Ye-Artikel auf der The RealReal-Website anzubieten. „In den vergangenen elf Jahren hat The RealReal die vielfältige Community gefeiert, die wir aufgebaut haben, und wir sind von ganzem Herzen stolz darauf, ein Teil davon zu sein“, so das Unternehmen in einer Erklärung.
„Seit unserer Gründung haben wir uns verpflichtet, einen sicheren Raum für alle Mitarbeiter:innen, Absendersender:innen und Kund:innen zu schaffen – unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion, sexueller Orientierung und Hautfarbe – und wir werden keine abfälligen Bemerkungen tolerieren, die Diskriminierung oder Aufrufe zur Gewalt darstellen. Das jüngste Verhalten von Kanye West auf der Pariser Fashion Week und seine Bemerkungen über die jüdische Gemeinschaft sind nicht nur beleidigend, sondern auch schädlich und widersprechen allem, woran wir glauben.“
Auf Social Media wurde Kanye West wegen seiner antisemitischen Äußerungen gesperrt
Ye‘s antisemitische Tiraden führten dazu, dass seine Social-Media-Konten vorübergehend gesperrt wurden, so auch Kanye Wests Twitter-Account. In einem inzwischen gelöschten Tweet schrieb Ye, dass er sich „death con 3 On JEWISH PEOPLE“ wünsche (death con 3 steht wohl für DEFCON 3, ein Alarmstatus des US-Militärs, Anm.d.R.). Dies wiederum hatte heftige Reaktionen der Schwarzen und jüdischen Gemeinden ausgelöst. Das ist nicht das erste Mal, dass Ye‘s Verhalten Konsequenzen hatte. Anfang des Jahres wurde sein Auftritt bei den Grammys wegen seines Umgangs mit Moderator Trevor Noah abgesagt.
In einem Auszug aus einer inzwischen gelöschten Folge von Drink Champs prahlte der 45-Jährige damit, dass die Marke sich nicht von ihm trennen könne, da er einen zu großen Wert darstelle. „Ich kann buchstäblich antisemitische Dinge sagen und Adidas kann mich nicht fallen lassen ... Was nun?“ sagte Ye.
#BoycottAdidas: Der öffentliche Druck, die Partnerschaft mit Ye zu beenden, wurde immer größer
Der Clip verbreitete sich schnell im Internet, und Kritiker:innen, darunter Friends-Schauspieler David Schwimmer, forderten eine Reaktion von Adidas. Schwimmer postete den Clip zusammen mit der Nachricht „Now what“ (dt. „Was nun“), die an den Instagram-Account von Adidas gerichtet war.
Online nutzten Kund:innen den Hashtag #BoycottAdidas, um weiteren Druck auf die Marke auszuüben, während Adidas-Mitarbeiter:innen auf Plattformen wie LinkedIn langsam begannen, ihren Frust über ihren Arbeitgeber zu äußern.
Öffentlicher Druck auf Adidas: „Nichts zu sagen, sagt schon alles“
„Als Mitglied der jüdischen Gemeinschaft kann ich im Namen der Marke, für die ich arbeite, nicht länger schweigen. Nichts zu sagen, sagt schon alles“, schrieb Sarah Camhi, Trade Marketing Director bei Adidas.
„Es ist vierzehn Tage her, seitdem Kanye West angefangen hat, mit antisemitischen Phrasen um sich zu werfen, und Adidas ist still geblieben, gegenüber uns als Angstellten, als auch gegenüber Kund:innen. Wir haben die Zusammenarbeit mit Adidas-Athlet:innen wegen der Verwendung von Steroiden und einer schwierigen Zusammenarbeit, beendet, sind aber nicht bereit, Hassreden, die Aufrechterhaltung gefährlicher Stereotypen und unverhohlenen Rassismus durch einen unserer wichtigsten Markenpartner anzuprangern“, so Camhi in ihrem Posting, das inzwischen viral gegangen ist.
„Wir, als Marke, müssen es besser machen, für unsere Angestellten und unsere Communitys. Bis Adidas keine Stellung bezogen hat, werde ich nicht für Adidas einstehen.“

Immer mehr Marken distanzieren sich von Kanye West
Laut GQ, ist die Marke Yeezy seit 2013 Teil des Adidas-Portfolios und macht fast zehn Prozent des Jahresumsatzes aus. Laut der Erklärung, die das Ende der Zusammenarbeit bestätigt, bleibt Adidas der „alleinige Eigentümer aller Designrechte an bestehenden Produkten sowie an früheren und neuen Farbvarianten im Rahmen der Partnerschaft“.
Adidas reiht sich in die wachsende Liste von Marken und Unternehmen ein, die sich von Ye distanzieren, darunter Balenciaga, seine ehemaligen Agent:innen bei CAA, Def Jam und die Zeitschrift Vogue.
Autorinnen sind Ade Onibada und Paige Skinner. Dieser Artikel erschien am 25. Oktober 2022 zunächst auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Aranza Maier.