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Wegen Affenpocken: WHO rät schwulen Männern, Geschlechtspartner zu reduzieren

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CHICAGO, July 26, 2022: Ein MFA verabreicht eine Dosis des Affenpocken-Impfstoffs
Ein medizinischer Angestellter in Chicago verabreicht eine Dosis des Affenpocken-Impfstoffs, der die Übertragung des Virus stoppen soll. © Vincent Johnson/Xinhua/IMAGO

Für Affenpocken gibt es vor allem einen Übertragungsweg: Geschlechtsverkehr. Die WHO rät schwulen Männern deswegen vor allem, ihre Geschlechtspartner zu reduzieren.

Männer, die Sex mit Männern haben, sollten „vorerst“ ihre Partnerzahl reduzieren und den Sex mit anderen Personen überdenken, um die weltweite Ausbreitung der Affenpocken, über deren Symptome und Infektion wir hier berichten, zu stoppen. Das sagte der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch, 27. Juli 2022.

Der Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, erklärte auf einer Pressekonferenz in Genf (siehe Tweet unten), dass 98 Prozent der mehr als 18.000 Affenpocken-Fälle, die der Organisation in letzter Zeit gemeldet wurden, unter Männern aufgetreten sind, die mit anderen Männern schlafen. Er bat die Mitglieder dieser Gemeinschaft auf, sich dringlichst angesichts des Gesundheitsnotstands zu schützen.

Affenpocken Übertragungswege: „Männer, die Sex mit Männern haben“

„Dies ist ein Ausbruch, der gestoppt werden kann, wenn Länder, Gemeinschaften und Einzelpersonen sich informieren, die Risiken ernst nehmen und die notwendigen Schritte unternehmen, um die Übertragung zu stoppen und gefährdete Gruppen zu schützen“, sagte Tedros. „Für Männer, die Sex mit Männern haben, bedeutet dies vorerst, die Zahl ihrer Sexualpartner zu reduzieren, den Sex mit neuen Partnern zu überdenken und mit jedem neuen Partner die Kontaktdaten auszutauschen, um bei Bedarf eine Nachverfolgung zu ermöglichen“, riet er.

Rosamund Lewis, technische Leiterin für Affenpocken beim WHO-Programm für gesundheitliche Notfälle, riet diesen Männern, Orte zu meiden, die als Übertragungsweg fungieren könnten, „wie belebte Orte, an denen viel körperlicher Kontakt zwischen Menschen stattfinden, die bereits gefährdet sind“. Der neue WHO-Ratschlag geht über die Empfehlungen der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC hinaus. Diese schlug bisher lediglich vor, dass Männer, die Sex mit Männern haben, Hautkontakt vermeiden, wenn eine Person einen Ausschlag hat, bei dem es sich um Affenpocken handeln könnte.

Botschaft von WHO über Übertragungswege von Affenpocken muss bei Menschen ankommen

Diese Bitte der WHO, die Affenpocken-Übertragungswege noch einmal zu überdenken, wenn man selbst schwul ist, kommt inmitten eines Aufschreis von vielen in der LGBTQIA+-Community aufgrund mangelnder klarer Kommunikation, wie es der Guardian schreibt. Diese gebe es vonseiten der Gesundheitsbehörden, wie Washington Post berichtet und einer verpfuschten Reaktion der Regierung, wie unter anderem The New York Times berichtete.

Laut Andy Seale, WHO-Berater für sexuell übertragbare Infektionen, sei der Vorschlag, sexuelle Aktivitäten zu reduzieren „eine Botschaft in einem Paket von Prävention-Botschaften, die bei den Menschen ankommen muss“. Insbesondere Männer, die Sex mit Männern haben, werden außerdem aufgefordert, sich weiter über das Virus zu und seine Übertragung zu informieren, bei sich selbst und auch bei anderen auf Symptome zu achten und bei Bedarf ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, so Seale.

„Hauptübertragungsweg“ für Affenpocken ist „langanhaltender Kontakt beim Sex“

Nach Angaben der WHO haben sich Affenpocken in 78 Ländern ausgebreitet, aber es wurden nur fünf Todesfälle gemeldet. Etwa zehn Prozent der Infizierten wurden zur Behandlung ihrer extremen Schmerzen in ein Krankenhaus eingeliefert. Laut Lewis bewege sich die WHO auf einem schmalen Grat, bei dem Versuch, klarzustellen, dass zwar jede:r Affenpocken bekommen kann, dass aber derzeit vor allem Männer, die mit Männern schlafen, betroffen seien. Weil es hauptsächlich sie betrifft, könnte Homosexuellen aufgrund der Affenpocken eine neue Stigmatisierung drohen.

„Es ist sehr schwierig, diese Botschaft zu vermitteln“, so Lewis. Der „Hauptübertragungsweg“ für das Virus sei bisher der „enge, intime, persönliche, langanhaltende Kontakt beim Sex“ gewesen, sagte Seale, aber es habe auch einige wenige Fälle der häuslichen Übertragung gegeben.

Die WHO hat Expert:innen für sexuell übertragbare Infektionen einberufen, „um die Einstufung von Affenpocken als Geschlechtskrankheit zu diskutieren“. Laut Seale sei dieses Gremium jedoch noch nicht bereit dafür. „Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass die Krankheit eindeutig beim Sex übertragen wird, sodass sie sie als sexuell übertragbar bezeichnen können. Sie sahen sich jedoch nicht in der Lage, zu behaupten, dass es sich um eine sexuell übertragbare Krankheit handelt“, sagte er.

Affenpocken-Ausbruch: WHO ruft offiziell globalen Gesundheitsnotstand aus

Die US-Gesundheitsbehörde „Food and Drug Administration“ (FDA) gab am Mittwoch via Twitter (siehe unten) bekannt, fast 800.000 zusätzlichen Dosen des Affenpocken-Impfstoffs in den USA zu verteilen, nachdem ein dänischer Produktionsbetrieb diese offiziell zertifiziert hatte. Der US-Gesundheitsminister Xavier Becerra bezeichnete die Maßnahme der FDA als „einen entscheidenden Schritt nach vorn in unseren Plänen zur Stärkung und Beschleunigung unserer Reaktion auf die Affenpocken.

Hierzu gehöre auch die Verteilung eines sicheren und wirksamen Impfstoffs an diejenigen, die dem höchsten Risiko einer Exposition gegenüber den Affenpocken ausgesetzt seien. Der Regierung Biden wurde vorgeworfen, zu vorsichtig und zu langsam auf den Ausbruch zu reagieren, den die WHO am 25. Juli 2022 offiziell als globalen Gesundheitsnotstand eingestuft hatte. Auch in Deutschland sei das Gesundheitssystem nicht ausreichend für Affenpocken gerüstet, klagt ein Infizierter.

WHO warnt vor Übertragung trotz Impfung: „braucht einige Wochen, bis der Impfstoff wirkt“

Sowohl Tedros als auch Lewis warnten, dass Männer, die eine Impfung erhalten haben, weiterhin vorsichtig sein und nicht davon ausgehen sollten, „sofortigen Schutz“ zu haben. „Es braucht einige Wochen, bis der Impfstoff wirkt und eine Immunreaktion hervorgerufen wird, das bedeutet, dass jemand, der gegen Affenpocken geimpft wird, auch nach der Impfung weiterhin Schutzmaßnahmen ergreifen und sicherere Entscheidungen treffen muss“, so Lewis.

Ähnliches gilt sicher auch für Corona, vor allem weil viele Menschen nach einer Infektion an Long Covid leiden – eine Krankheit, die viele Ärtz:innen nicht ernst nehmen.

Das Unternehmen, das den in den USA am häufigsten verabreichten Affenpocken-Impfstoff, Jynneos-Impfstoff, herstellt, gibt an, dass für einen vollständigen Schutz zwei Dosen erforderlich sind. Nach Berichten der Washington Post, würde in Städten wie New York, San Francisco und Washington, DC, jedoch vorerst eine Ein-Dosis-Strategie verfolgt werden, um so viele Impfungen wie möglich zu verabreichen, solange der Impfstoffvorrat noch begrenzt ist.

Autor ist David Mack. Dieser Artikel erschien am 27. Juli 2022 zunächst auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Aranza Maier.

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