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Wissenschaftler: „Hafermilch ist keine Lösung“ - weder für die Klimakrise, noch für Hungersnöte

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Von: Pia Seitler

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Barista macht einen Cappuccino und eine Kuh
In den meisten Cafés können sich Kund:innen inzwischen entscheiden: Kuhmilch oder Hafermilch? © Tyler Nix/Unsplash/imago/YAY Images/Collage/BuzzFeed

Immer mehr Verbraucher:innen verzichten auf Kuhmilch. Sie komplett mit Hafermilch zu ersetzen, sei allerdings falsch, sagt ein Agrarwissenschaftler.

Einen Cappuccino bitte. „Mit Hafermilch oder Kuhmilch?“ – die Frage folgt inzwischen beinahe in jedem Café in deutschen Großstädten. Pflanzliche Mitalternativen liegen im Trend. Besonders Hafermilch kommt in vielen Cafés zum Einsatz, weil sie sich gut aufschäumen lässt. Immer mehr Menschen verzichten auf Kuhmilch und wählen stattdessen Pflanzendrinks aus Soja, Hafer, Mandel oder Kokosnuss. 2021 lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Kuhmilch bei 50 Kilogramm. 2014 betrug er noch 56,3 Kilogramm, wie die Tagesschau berichtet. In Ostdeutschland ist vegetarische oder vegane Ernährung dabei deutlich weniger verbreitet als im Westen. Sojaschnitzel oder Hafermilch haben hier einen schwereren Stand.

Individuelle Gründe für den reduzierten Konsum von Kuhmilch gibt es viele: Allergien und Unverträglichkeiten, Geschmack, Klima, Umwelt oder Massentierhaltung. Der Agrarwissenschaftler Wilhelm Windisch findet Hafermilch zwar grundsätzlich gut, aber nur, solange sie eine Ergänzung zur Kuhmilch sei und sie nicht komplett ersetze, denn:Für die Klimakrise ist Hafermilch keine Lösung, für das Problem der Welternährung auch nicht“, erklärt er im Interview mit der Frankfurter Allgemeine (FAZ).

Kühe liefern umsonst jede Menge Kalorien und Eiweiß – mehr als Hafermilch

Es sei ein Denkfehler, dass fürs Klima und die Welternährung eine rein vegane Landwirtschaft viel besser sei. Denn Kühe fressen am liebsten Gras und das, was bei der Produktion pflanzlicher Lebensmittel übrigbleibt. „Das heißt, sie holen mehr aus der Biomasse heraus, als ohne sie für die Ernährung der Menschheit zur Verfügung stünde – weil ihr Verdauungstrakt wahre Wunder tut“ so Windisch zur FAZ. Das Futter für die Milchkühe können Menschen nicht essen, deshalb können Landwirt:innen sie füttern, ohne dass sie dem Menschen etwas wegfressen.

Hafermilch enthalte außerdem viel weniger Eiweiß als Kuhmilch. Die Viehhaltung liefere uns hingegen praktisch umsonst jede Menge Kalorien und Eiweiß. Wenn wir sie weglassen würden und auf rein vegane Landwirtschaft umsteigen, müsste man die Produktion veganer Lebensmittel enorm erhöhen, sagt der Agrarwissenschaftler. „Dann müssen die Schlepper mehr über die Felder fahren, es muss mehr Stickstoffdünger ausgebracht werden – und die CO2-Emissionen steigen.“

Kühe fressen das, was bei der Produktion von Hafermilch übrig bleibt

Dem Vorwurf, dass es das Futter für Kühe aber auch nicht ohne Emissionen gebe, entgegnet der Agrarwissenschaftler, dass man als Futtermittel auch einfach noch mehr von dem verwenden könne, was bei der Produktion von veganen Lebensmittel anfalle. „Biomasse ist das Wertvollste, was wir haben auf unserem Planeten“, sagt Windisch. Er fordert eine Kreislaufwirtschaft, in der die Lebensmittelindustrie das nutzt, was bei der Produktion von veganer Nahrung übrig bleibt. „Das müssen wir transformieren in Nahrung, und dafür sind die Wiederkäuer unschlagbar.“

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