Airbnb verbietet Häuser anzubieten, in denen früher versklavte Menschen gelebt haben

Die neue Richtlinie wurde eingeführt, nachdem die Plattform wegen eines Inserats über eine „Sklavenhütte aus den 1830er Jahren“, das auf TikTok viral ging, stark kritisiert wurde.
Airbnb wird nicht mehr erlauben, dass Häuser angeboten werden, in denen früher mal versklavte Menschen gelebt haben. Darunter fallen auch ehemaligen Plantagen, so zumindest das Unternehmen in einem Antidiskriminierungsbericht.
Als Teil einer neuen Richtlinie, die Mitte Dezember bekannt gegeben wurde, wird die Website für Ferienvermietungen Gebäude auf ehemaligen Plantagen verbieten, „wenn diese Gebäude schon während der Zeit der Sklaverei existierten und noch immer auf dem Grundstück vorhanden sind“. Es soll somit jedes Gebäude ausgeschlossen werden, das jemals versklavte Menschen beherbergte und auch speziell für diesen Zweck gebaut wurde. Das verbietet es den Vermieter:innen „sklavenbezogene Merkmale“ als Verkaufsargument aufzulisten.
Airbnb soll keine Plantagen, auf denen Menschen versklavt wurden, als Hochzeitslocation romantisieren
Einige Bildungstouren oder Veranstaltungen, die sich auf die Geschichte der Sklaverei beziehen, werden weiterhin auf der Website aufgeführt, „wenn sie mit seriösen Partner:innen und Expert:innen durchgeführt werden“, so das Unternehmen in dem Bericht über seine Bemühungen zur Bekämpfung von Diskriminierung auf der Plattform.
Die neue Richtlinie, die für US-Immobilien gilt, wurde auf Anregung des Architekten für Denkmalschutz, Jobie Hill, und nach Gesprächen mit „Color of Change“, einer Online-Organisation für mehr Gerechtigkeit, aufgestellt. In der Richtlinie wird Airbnb dazu aufgefordert, keine Plantagen, auf denen Menschen früher versklavt wurden, als potenzielle Hochzeitslocation zu romantisieren.
30 Objekte in den USA entfernt, die gegen die Richtlinien verstoßen
Airbnb nimmt aktiv Angebote zurück und „wird weiterhin Fälle bewerten, wenn sie auftauchen“, sagte Ben Breit, ein Airbnb-Sprecher, gegenüber BuzzFeed News US. „Derzeit haben wir Angebote und Erfahrungen im Zusammenhang mit etwa 30 Objekten, die gegen unsere Richtlinien verstoßen, entfernt“, so Breit.
Evan Feeney, stellvertretender Kampagnendirektor von „Color of Change“, sagte, die neue Richtlinie von Airbnb sei ein „branchenweit führendes Verbot der Verherrlichung und Vermarktung der Sklaverei“, von dem man hoffe, dass andere Ferienwohnungsvermietungsplattformen es nachahmen werden. „Der einzige Ort, an dem jetzt Plantagen [auf Airbnb] aufgelistet werden können, sind speziell kuratierte Erlebnisse, die einen historischen Wert haben und nicht als eine Form von Profit oder Unterhaltung gedacht sind“, sagte er.
Was ist passiert?
Laut Feeney wandte sich „Color of Change“ erstmals 2019 an Airbnb, weil auf der Website des Unternehmens Plantagen vermietet wurden, auf denen Menschen früher versklavt wurden. Das Unternehmen geriet im Juli dieses Jahres auch wegen einer dieser „Sklavenhütte“ auf seiner Plattform unter Beschuss, nachdem ein TikTok darüber viral gegangen war.
Das „Panther Burn Cottage“ auf der Belmont Plantation in Greenville, Mississippi, wurde als „Sklavenhütte aus den 1830er Jahren“ beschrieben, die „auch als Hütte für Pächter genutzt wurde“, und preist die „breiten Zypressenbretter, original vom ersten Bau in den 1830er Jahren stammen“, an.
„Das ist nicht im Geringsten in Ordnung“, sagt Anwalt Wynton Yates, der das TikTok-Video gepostet hat. „Wie kann es für jemanden in Ordnung sein, sowas zu vermieten – einen Ort, an dem Menschen als Sklaven gehalten wurden – und das auch noch als Bed & Breakfast?“
Airbnb entschuldigt sich
Airbnb entfernte das Angebot von seiner Website und entschuldigte sich dafür, nicht früher gehandelt zu haben. „Immobilien, die früher Sklaven beherbergten, haben auf Airbnb keinen Platz“, hieß es damals in einer Erklärung. Der Eigentümer des Hauses, Brad Hauser, entschuldigte sich ebenfalls und sagte, die Vermietung der Hütte sei ein Vermächtnis des früheren Eigentümers, das Hauser nicht mehr fortführen wolle, berichtete CNN.
Breit sagt, dass Airbnb nach Yates‘ TikTok begonnen habe, eine Richtlinie für sklavereiähnliche Objekte und Erfahrungen zu prüfen. Wie der Eintrag in Greenville romantisierten und verherrlichten viele der Einträge auf der Plattform Häuser, in denen versklavte Menschen lebten, und stellten sie „als einen Ort des Glücks und der Freude und der guten alten Zeit“ dar, sagt Feeney.
„Wir sollten entsetzt sein, wenn jemand versucht, Häuser zu vermieten, in denen Schwarze versklavt wurden“
„Diese Orte sollten wirklich für die Schwierigkeiten und schrecklichen Taten, die hier geschehen sind, in Erinnerung bleiben. Sie sollten nicht als Quelle für Profit und Unterhaltung dienen“, sagt er. „Genauso wie wir entsetzt wären, wenn jemand versuchen würde, Konzentrationslager in Österreich, Deutschland und Polen als Ferienwohnung zu vermieten, sollten wir hier in den Vereinigten Staaten genauso entsetzt sein, wenn jemand versucht, Häuser zu vermieten, in denen Schwarze über Hunderte von Jahren versklavt wurden“, sagte Feeney.
Rassismus und Diskriminierung sind noch immer ein wichtiges Thema innerhalb unserer Gesellschaft. Gerade in Bereichen, wie der Medizin, ist es von lebenswichtiger Bedeutung antrainierte Muster und Vorurteile aktiv zu bekämpfen.
Autorin ist Clarissa-Jan Lim. Der Artikel erschien am 15. Dezember 2022 auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Mine Hacibekiroglu.