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Aldi verspricht mehr Tierwohl – Twitter-User:innen kritisieren Haltungsformen

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Von: Moritz Bletzinger

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Immerhin: Aldi will Produkte aus Stallhaltung bis 2030 aus dem Sortiment nehmen.
Immerhin: Aldi will Produkte aus Stallhaltung bis 2030 aus dem Sortiment nehmen. © Imago/MIS/Dean Pictures

„Jetzt auch mehr Tierwohl“: Verspricht Aldi. Einigen Twitter:User:innen führt das jedoch noch nicht weit genug.

Aldi Nord und Aldi Süd kündigen einen gemeinsamen Schritt an. Der Discount-Riese will bei seinen Fleisch- und Wurstwaren sowie bei der Frischmilch auf mehr Tierwohl achten. Produkte aus Stallhaltung fliegen aus dem Sortiment.

Keine Stallhaltung mehr ab 2030: Aldi Nord und Süd versprechen Einsatz für mehr Tierwohl

Von heute auf morgen bekommt Aldi das nicht hin. Auf den Unternehmenswebsites beschreiben Aldi Nord und Aldi Süd den gleichen Stufenplan:

Wichtig: Bei allen Prozentangaben bezieht sich Aldi auf den Umsatz, nicht den Anteil im Sortiment. Das heißt: 2023 hat Aldi nicht unbedingt fast ausschließlich Waren aus gehobener Haltung angeboten, sondern damit den größten Teil der Einnahmen gemacht. Die Kund:innen scheinen dem Discounter deutlich zu zeigen, was sie wollen.

Haltungsformen in Deutschland: Was bedeuten die Nummern? Steckt wirklich mehr Tierwohl drin?

Haltungsform 1, 2, 3 und 4. Was bedeuten diese Nummern eigentlich? Die Website haltungsform.de gibt detailliert Auskunft, was die Kennzeichnung für welche Tiere beschreibt. Wir zeigen am Beispiel der Rindermast, dass die Unterschiede teils gar nicht so groß sind.

ProgrammHaltungsform 1Haltungsform 2Haltungsform 3Haltungsform 4
PlatzTier bis 150 kg: 1,5 m²; über 400 kg: 2,2 m²Bis 150 kg: 1,5 m²; über 400 kg: 3 m²Bis 150 kg: 1,5 m²; über 400 kg: 4 m²Bis 100 kg: 1,5 m²; über 400 kg: 5 m² und mindestens 1 m² pro 100 kg
HaltungStallhaltung erlaubt, AnbindehaltungLaufstallhaltung, keine Anbindehaltung für BullenLaufstallhaltung mit Laufhof, keine AnbindehaltungLaufstallhaltung mit ständigem Zugang zu Auslauf, keine Anbindehaltung
FütterungQS-zugelassene FuttermittelQS-zugelassene FuttermittelFuttermittel ohne Gentechnik während der MastphaseFuttermittel ohne Gentechnik während der Mastphase, mind. 60 Prozent der Futtermittel aus eigenem Betrieb oder Region, mind 60 Prozent der Trockenmasse Raufutter in der Tagesration
EnthornungBis sechs WochenBis sechs WochenBis sechs WochenNur im Ausnahmefall
GesundheitsmonitoringKeine UnterschiedeKeine UnterschiedeKeine UnterschiedeKeine Unterschiede
PrüfrhythmusNach QS-PrüfsystematikNach ITW-PrüfsystematikMindestens einmal jährlichMindestens einmal jährlich
Verpflichtende ProgrammeQS oder vergleichbarITW oder vergleichbarTeilnahme an einem in der Haltungsform registrierten ProgrammTeilnahme an einem in der Haltungsform registrierten Programm

Das zeigt: Auch Siegel 4 bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Tiere glücklich über eine Weide hüpfen durften. Die gesetzlichen Regeln für den Platzbedarf sind sehr locker, auch Haltungsform 4 garantiert nicht viel Raum pro Tier.

Sicherlich macht Aldi einen Schritt in die richtige Richtung und richtet sich nach dem, was die Kund:innen wollen. „Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher legen Wert auf mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung. Hierauf haben wir reagiert und haben in den vergangenen Jahren unser Tierwohl-Sortiment, zum Beispiel Bio-Fleisch, weiter ausgebaut. Das können wir auch dank der Unterstützung unserer Kundinnen und Kunden, die diese Ware immer stärker nachfragen“, schreibt Aldi Nord. Die Inflation hat diesen Trend aber leider ausgebremst.

#Haltungswechsel: Aldi verkündet Tierwohl-Plan auf Twitter

„Jetzt auch mehr Tierwohl bei gekühlten Fleisch- und Wurstwaren“, twitterte der Discounter am 9. Februar unter dem Hashtag „#Haltungswechsel“.

Einigen führt das noch nicht weit genug: Haltungsform 3 und 4 sei laut einer:m Twitter-User:in immer noch Tierquälerei und mache keine Aussage über den Gesundheitszustand der Tiere. Eine andere Person fragt sich: „Warum überhaupt Tierprodukte verkaufen?“ und eine andere schlägt vor: „Ihr habt doch schon viele tolle Ersatzprodukte, geht lieber den Weg konsequent weiter.“

Ein paar Likes hat der Post aber dann doch auch abgestaubt. Schlecht ist die Nachricht, dass Aldi einen Schritt zu mehr Tierwohl machen will, sicherlich nicht. Mehr geht immer. Dann wird es manchen Deutschen aber auch schnell wieder zu viel. Hier sind neun Tweets von „Fleischessern, die von Umerziehung labern“, weil Lidl weniger Fleisch anbieten will.

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