Die bisherigen Einschränkungen für Werbetreibende seien eine Grauzone, findet Christina Rummel, Geschäftsführerin der Hauptstelle für Suchtfragen. „Man darf Jugendliche zwar nicht zeigen, aber seien wir mal ehrlich: Werbung für Alkohol ist schon sehr jugendlich gestaltet“, sagt sie im Gespräch mit BuzzFeed News Deutschland. „Die Maßnahmen, die Zigarettenwerbung einschränken, sind ein gutes Vorbild – sowas wünschen wir uns gerne auch für den Alkohol.“
Die DHS setze sich schon sehr lange dafür ein, dass es ein umfassendes Werbeverbot für Alkohol gibt. „Das steht ja auch schon im Koalitionsvertrag der Ampel“, betont Rummel. Dort heißt es auf Seite 87: „Bei der Alkohol- und Nikotinprävention setzen wir auf verstärkte Aufklärung, mit besonderem Fokus auf Kinder, Jugendliche und schwangere Frauen. Wir verschärfen die Regelungen für Marketing und Sponsoring bei Alkohol, Nikotin und Cannabis.“ Rummel findet diese Formulierung jedoch schwammig. „Leider gibt es hier noch keinerlei Angaben, was Regeln fürs Marketing eigentlich bedeuten“, so die Geschäftsführerin der DHS.
Im Koalitionsvertrag heißt es auch, dass Cannabis legalisiert werden soll. Auf Twitter wird Karl Lauterbach wegen der Cannabis-Legalisierung gefeiert.
Ob sich ein Werbeverbot konkret auf die Todeszahlen auswirken würde, lasse sich nicht sagen. „Es wäre auf jeden Fall ein Gewinn“, sagt sie. Allgemein sei Deutschland mit der „Verhältnisprävention“ derzeit noch zu zögerlich, schreibt die DHS auch in einem offenen Brief an den Ausschuss für Gesundheit im Bundestag. „Verhältnisprävention“ bedeute, dass die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst werden. Werbung für alkoholische Getränke weiter einzuschränken, sei hier nur „ein Baustein aus einem ganzen Paket wirkungsvoller Maßnahmen“, sagt Rummel gegenüber BuzzFeed News.
Auch die Verfügbarkeit sei in Deutschland ein großes Problem. „Man kommt ja fast 24 Stunden am Tag an Alkohol, das ist in anderen Ländern besser geregelt“, so Rummel. Außerdem sei auch der Preis für Alkohol viel zu gering: „Da können sich Jugendliche ohne große Hindernisse an einem Abend betrinken“, kritisiert sie. In einem Positionspapier spricht sich die DHS auch für eine Beschränkung des Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit ein – auch, um Belästigungen vorzubeugen.
„Die Aktionswoche Alkohol ist jedenfalls eine gute Gelegenheit, gerade für Erwachsene, ihre Vorbildfunktion beim Trinken zu hinterfragen“, so Christina Rummel. Sie rät dazu, sich ab und an selbst zu fragen: