Deutsches Jugendinstitut: Für geflüchtete Kinder „rechnet sich jeder Euro“
Kinder von Asylsuchenden sind besonders von Armut betroffen. Neben der Kindergrundsicherung helfen frühe Bildungsangebote, sagt Susanne Lochner vom Deutschen Jugendinstitut.
Armutsbetroffene Familien können sich Schwimmkurse und Co. oft nicht leisten. Das soll sich bald ändern. Finanzminister Christian Lindner steht Forderungen nach mehr Geld für die geplante Kindergrundsicherung jedoch skeptisch gegenüber. „Nicht alles, was wünschenswert ist, geht sofort“, sagte der FDP-Chef dem Nachrichtenportal t-online am 22. Februar.
Die Kindergrundsicherung soll nach den Plänen des Bundesfamilienministeriums 2025 eingeführt werden und bisherige staatliche Leistungen vom Kindergeld über den Kinderzuschlag bis hin zur finanziellen Unterstützung für Klassenfahrten und Freizeit zusammenführen. Durch weniger Bürokratie, mehr Übersicht und eine zentrale Plattform sollen auch viele Familien erreicht werden, die bisher wegen Unkenntnis oder bürokratischer Hürden ihnen zustehende Gelder nicht abrufen.

Kinder von Asylsuchenden haben ein hohes Armutsrisiko
Lindner wies darauf hin, dass die Kinderarmut vor allem durch Zuwanderung gestiegen sei. „Nehmen wir also das Beispiel einer Familie, in der die Eltern keine Arbeit haben und kein Deutsch sprechen. Überweisen wir ihnen dann einfach mehr Geld? Oder investieren wir in die Sprachförderung von Eltern und Kindern? Und in das Bemühen, die Eltern in den Arbeitsmarkt zu integrieren?“ Davon profitierten auch Kinder nachhaltig, erklärte der Finanzminister.
„Tatsächlich wächst ein überproportional großer Anteil an Kindern, die selbst zugewandert sind, in Armutsgefährdungslagen auf“, sagt Susanne Lochner vom Deutschen Jugendinstitut gegenüber BuzzFeed News DE. Kinder von Asylsuchenden, die auf Leistungen des Asylbewerberleistungsgesetzes angewiesen sind, haben laut dem Bildungsbericht 2022 ein hohes Armutsrisiko. Dasselbe gilt für Kinder, die in Deutschland geboren sind und einen Migrationshintergrund haben.
Frühe Bildungsangebote für geflüchtete Kinder in Armut – zusätzlich zu Kindergrundsicherung
„Natürlich ist sprachliche Förderung sowohl für migrierte Eltern, als auch ihre Kinder von besonderer Bedeutung und ein früher Einstieg in die Kita gerade bei Kindern, die vorrangig mit Deutsch als Zweitsprache aufwachsen, von Relevanz für den weiteren Werdegang“, stimmt Lochner dem Finanzminister zu. Einen Zusammenhang mit der Kindergrundsicherung sieht sie jedoch nicht. „Diese soll ja dafür sorgen, dass Leistungen für Kinder gebündelt und der Grundbetrag unabhängig eines Bezugs von Sozialleistungen gewährt werden.“
Lochner findet es gut, wenn Kinder, die in Armut aufwachsen und womöglich noch Zuwanderungserfahrungen haben, durch frühe Bildungsangebote gefördert werden. Die sollen allerdings zusätzlich zur Kindergrundsicherung gewährleistet werden. „Wir wissen, dass aus volkswirtschaftlicher Sicht jeder Euro, der in der frühen Kindheit investiert wird, sich im Lebensverlauf durch eine höhere Rendite rechnet als spätere Interventionen.“ (mit Material der dpa)