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Mal ganz im Ernst: Was soll der Quatsch mit der „Berliner*innen Luft“

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Von: Jana Stäbener

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Das Kultgetränk Berliner Luft gendert für Toleranz und Vielfalt seinen Namen. Warum das kein Grund ist, Luftsprünge zu machen.

Das Getränk „Berliner Luft“ kennt jede:r. Obwohl es nur mit viel Fantasie an die wahre Berliner-Luft erinnert (die pendelt sich meiner Meinung nach eher irgendwo zwischen U-Bahn-Schacht, Döner und Dosenbier ein) ist das Getränk Kult. Der Spirituosenhersteller Schilkin änderte nun für rund 500.000 Flaschen den Namen des beliebten Pfefferminzlikörs – und zwar in: „Berliner*innen Luft“. Coole Aktion, bei der Gender-Gegner:innen der Atem stockt? Wohl kaum.

Mal ganz im Ernst: Was soll das mit der „Berliner*innen Luft“?

Die PR-Profis bei Berliner Luft (Pardon Berliner*innen Luft) sind nicht die Ersten, die das Gendern als Marketing-Aktion nutzen. Man will schließlich fortschrittlich sein und auch ein bisschen „woke“, am besten die Personifizierung von Fortschritt und Toleranz. Ein Ziel, das auch die Stadt Pantin in Frankreich hat und deswegen für ein Jahr ihren Namen gendert – aus Pantin wird Pantin(e). Mal ganz im Ernst: Was soll das?

Versteht mich bitte nicht falsch. Natürlich ist es begrüßenswert, wenn sich eine Stadt oder ein Unternehmen klar dafür positioniert, Frauen und LGBTQIA+-Personen mithilfe von Sprache sichtbar zu machen. Aber doch nicht so! Gendern soll für Gleichberechtigung sorgen. Studien beweisen, dass Mädchen sich Berufe eher zutrauen, wenn sie gegendert werden. Gendern soll bewirken, dass wir, wenn wir den Begriff „Politiker:innen“ hören, eben nicht nur an alte weiße Männer im Anzug denken.

Der Spirituosenhersteller Schilkin änderte bei 500.000 Flaschen den Namen des beliebten Pfefferminzlikörs – und zwar in: „Berliner*innen Luft“.
Der Spirituosenhersteller Schilkin änderte bei 500.000 Flaschen den Namen des beliebten Pfefferminzlikörs – und zwar in: „Berliner*innen Luft“. © IMAGO / Future Image/Collage

Wenn nun aber eine Stadt oder Likör einen männlichen Namen hat, dann ist Gendern da einfach fehl am Platz. Wer um alles in der Welt muss sich angesprochen fühlen, wenn von „Berliner Luft“ die Rede ist? Berlin selbst vielleicht ok. Aber dass Städte queer sein können, ist selbst mir neu. Marketing-Aktionen wie Pantin(e) und die Berliner*innen Luft meinen es gut, ziehen das Gendern aber ins Lächerliche und sorgt bei Gender-Gegner:innen ungewollt für einen langen Atem.

Hier acht Produktnamen, die man eher ändern müsste als Berliner:innen Luft.

Es ist wichtig, dass wir beim Gendern unperfekt bleiben

Wenn Podcaster:innen von Gäst:innen oder von Mitglieder:innen sprechen, wenn Unternehmen die Marketingkeule herausholen und ihre Produkte umbenennen (auch wenn es wirklich nur gut gemeint ist), dann spielt das den Menschen in die Karten, die Gendern als lächerlich bezeichnen. Es hilft denen, die schon immer gewusst haben wollen, dass ihnen eine „Gender-Ideologie“ aufgedrückt wird (einer von ihnen Rudi Völler, der sich auch ungefragt zum Gendern äußerte). So vertieft sich der Graben zwischen Konservativen und „Woken“ immer mehr. Und das halte ich für gefährlich.

Es muss nicht alles immerzu gegendert werden. Einfacher Idiotentest: Wenn du die Augen zu machst und bei einem Wort nur an eine Flasche Likör mit türkisfarbenem Etikett denkst, ist es wahrscheinlich unnötig, den Namen des Getränks zu gendern (ja, Idiotentest gendere ich aus dem gleichen Grund nicht). Geht es jedoch um Autor:innen, Ärzt:innen und Busfahrer:innen, dann ergibt Gendern ziemlich viel Sinn. Deswegen ist es wichtig, dass wir beim Gendern flexibel – und vor allem unperfekt – bleiben.

Bist du Gender-Expert:in oder hast du genug von Sternchen? In unserem Quiz findest du raus, wie Gendern wirklich geht.

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