1. BuzzFeed
  2. News

Wie Rudi Völler zeigt, dass er zur Kategorie „Alte weiße Männer“ gehört

Erstellt:

Von: Jana Stäbener

Kommentare

Rudi Völler spricht im Interview mit der Frankfurter Rundschau übers Gendern. Obwohl es „nicht sein Ding“ ist. Dann lass es doch einfach, findet unsere BuzzFeed-Autorin.
Rudi Völler spricht im Interview mit der Frankfurter Rundschau übers Gendern. Obwohl es „nicht sein Ding“ ist. Dann lass es doch einfach, findet unsere BuzzFeed-Autorin. © Arne Dedert/dpa

Ex-Fußballprofi Rudi Völler sagt in einem Interview, Gendern sei „nicht sein Ding“. Der Ex-Fußballprofi folgt dabei einer ganz eigenen Logik.

MEINUNG

Im Interview mit der Frankfurter Rundschau spricht der DFB-Sportdirektor und ehemalige Fußballstar Rudi Völler neben Fußball auch übers Gendern. Und über die Regenbogenbinde, mit der es „dann irgendwann auch mal gut“ sein müsse. Ach, und über soziale Netzwerke. Die findet er nämlich maximal unnötig. „Früher“, da habe man sich zu einem Fußballspiel noch so eine Meinung gebildet, heute schaue man nur noch auf Social Media nach, beschwert sich der 62-Jährige.

„Ich werde übrigens auch nicht gendern. Gendern ist nicht mein Ding“, fügt er dann noch ungefragt hinzu. Okay. Und jetzt? Fußball ist auch „nicht mein Ding“. Steuererklärungen machen ist „nicht mein Ding“. Fette Autos sind „nicht mein Ding“. Genau deswegen schenke ich diesen Sachen ungefähr so viel Beachtung, wie so ziemlich jede Person jeder AGB im Internet: nämlich keine. Wenn Gendern „nicht dein Ding“ ist, Rudi, dann halt doch einfach deine Klappe.

Rudi Völler will nicht Gendern und lieber an der „alten Schreibweise“ festhalten

Rudi Völler spricht im Interview auch davon, dass er aus Hanau komme, der Grimm-Stadt. Hier hätten die Gebrüder Grimm nicht nur Märchen gesammelt, sondern auch an der deutschen Sprache „geschliffen“. „Deshalb kann ich als Hanauer mit voller Überzeugung sagen, dass ich an der alten Schreibweise festhalten werde.“ Uff. Wer erzählt ihm, dass die Grimm-Märchen ursprünglich in altdeutscher Sprache verfasst wurden und er nach dieser Logik bei jedem „Tor“ der deutschen Nationalelf „Thor“ jubeln müsste?

Früher, da war alles besser. Da gab es keine Sprachpolizei und keine neuen Worte, keine TikTok-Trends und kein Gendern. Da ging es den Leuten noch gut. Hust. Was Völler im Interview so von sich gibt, könnte kein typischeres Beispiel für Kulturpessimismus sein. Eine Haltung, die den „zivilisatorischen Fortschritt als Zerfalls- oder Zerstörungsprozess einer Kultur ansieht“. (Welche Kultur, fragt man sich da zurecht. Die der grölenden Fußballfans, die sich seit Jahrzehnten mit Bierflaschen bewerfen? Aber das ist ein anderes Thema.)

„Ich stelle mich ja auch nicht hin und schreibe ungefragt, wie ich Fußball finde“

„Ich mache nicht jeden Trend mit, das sollte man auch mir zugestehen“, sagt Völler zum Gendern. Ist ja gut, denke ich mir da. Musst du ja auch nicht. Aber muss das die ganze Welt wissen? Ich stelle mich ja auch nicht hin und schreibe ungefragt, wie ich Fußball finde und dass ich niemals Fußballspielerin werden will. Denn weil ich das Konzept und den Hype um Fußball nicht verstehe, kann ich mir dazu nämlich gar keine fundierte Meinung bilden. Und genauso ist es bei Rudi Völler und dem Thema Gendern auch.

Der Ex-Fußballprofi hat keinerlei Recht und keinerlei Grund, das Wort überhaupt in den Mund zu nehmen. Dass er es trotzdem tut, ist ein weiteres gutes Beispiel dafür, dass Gender-Gegner:innen viel lieber übers Gendern reden, als alle anderen, denen sie das immer so gern vorwerfen. Es zeigt, dass Rudi Völler zu der Sorte Männern gehört, die Angst vor der Zukunft haben und das bei jeder Gelegenheit sagen müssen. Die hat Sophie Passmann in ihrem Buch vor einigen Jahren mal definiert. Wie hießen die doch gleich? Ah. „Alte weiße Männer“, mit scharfem „ß“ wohlgemerkt, denn „weise“ ist an dieser Angst echt gar nichts.

Mehr zum Thema Gendern? Auch Markus Söder wettert immer wieder liebend gerne gegen inklusive Sprache.

Auch interessant

Kommentare