5 Tweets, die uns ermahnen, bei Raketeneinschlägen wie in Polen erst mal ruhig zu bleiben
In Polen schlagen Raketen ein. Ein Angriff Russlands spekulieren Politiker:innen und Medien. Leute, chillt doch erst mal, mahnen Desinformationsexpert:innen wie Pia Lamberty.
In der Nacht auf Mittwoch, den 16. November, schlugen Raketen in Polens Grenzgebiet zur Ukraine ein. Auf Twitter und anderen sozialen Netzwerken ging es derweil rund. Menschen waren sich sicher: Jetzt bricht der dritte Weltkrieg aus. Dabei waren die Raketen nach Angaben von Präsident Andrzej Duda kein gezielter Angriff auf das Nato-Land. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich um eine ukrainische Flugabwehrrakete, sagte Duda laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) am Mittwoch in Warschau.
In Polen Raketen eingeschlagen: Nichts deutet auf„absichtlichen Angriff auf Polen“ hin
„Nichts, absolut nichts, deutet darauf hin, dass es sich um einen absichtlichen Angriff auf Polen handelte“, betonte Duda. „Was passiert ist, nämlich, dass eine Rakete auf unser Territorium fiel, war keine vorsätzliche Handlung. Es war keine gezielte Rakete, die auf Polen gerichtet war.“ Nach bisherigen Erkenntnissen sei die Flugabwehrrakete, die in Polen eingeschlagen ist, eine S-300 aus russischer Produktion, die in den 70er-Jahren hergestellt wurde.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi (dessen grünes T-Shirt zum Symbol wurde) hatte zuvor Russland beschuldigt, die Raketen abgefeuert zu haben. Viele Politiker:innen, auch in Deutschland, sprangen auf diese Aussage an. So twitterte die FDP-Politikerin und Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann: „Nicht nur haben russische Raketen offenbar Polen und damit NATO-Gebiet getroffen, sondern auch zu Toten geführt. Das ist das Russland, mit dem hier einige offenkundig und absurderweise immer noch ‚verhandeln‘ wollen.“

Über Rakete in Polen verbreiten sich Gerüchte – dritter Weltkrieg bricht aus?
Mittlerweile hat Strack-Zimmermann den Tweet (genau wie andere User:innen ihr voreiligen Tweets auch) wieder gelöscht. „Ich habe mich auf gestrige Informationen bezogen, die unklarer sind, als sie gestern bei der Übermittlung schienen. Ich bin Polen für seine besonnene Haltung sehr dankbar und werde die Ergebnisse des Nordatlantikrates aufmerksam abwarten“, schreibt sie am Mittwochmorgen. Manche User:innen spekulierten gestern, der dritte Weltkrieg breche aus oder die Nato müsse sich nun wegen eines Nato-Bündnisfalls verteidigen. Auch die Bild-Zeitung soll diese Gerüchte aufgegriffen haben.
Der Raketeneinschlag in Polen zeigt, wie schnell sich Informationen im digitalen Zeitalter verbreiten – und das noch bevor sie von mehreren Quellen bestätigt wurden. So geschieht es schnell, dass sich Fake News verbreiten, so wie diese hier zum Ukraine-Krieg, die erschreckend erfolgreich waren. Die Desinformationsexpertin Pia Lamberty twitterte deswegen schon am Dienstagabend: „Es hilft niemanden, wenn Gerüchte verbreitet werden oder wild spekuliert wird. Jetzt heißt es abzuwarten.“
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verweist ebenfalls darauf, dass der Raketeneinschlag sorgfältig untersucht werden muss. „Jede voreilige Festlegung verbietet sich.“ Klar sei jedoch, dass all das ohne Russlands Angriffskrieg gegen die #Ukraine nicht passiert wäre, twittert er. Hier fünf Twitter-Reaktionen, die uns ermahnen, bei solchen Ereignissen erst einmal ruhig zu bleiben.