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Der „Bridgerton-Effekt“ führt uns in die Irre – für Schwarze war das Leben im historischen Großbritannien hart

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Von: Robert Wagner

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Netflix-Serie «Bridgerton» erhält Ableger um Königin
Die Schwarze Schauspielerin Golda Rosheuvel (M.) als Queen Charlotte, umgeben von teils Schwarzen Hofdamen. Nur drei von vielen Besetzungen in „Bridgerton“, die für Kontroversen sorgten. © Liam Daniel/dpa

Die Netflix-Serie „Bridgerton“ sorgt für mehr Diversität, vermittelt aber ein falsches Bild von der Geschichte. Das sagt die Schwarze Autorin Sara Collins.

Die Ende 2020 veröffentlichte Serie „Bridgerton“ gehört zu den bisher erfolgreichsten Produktionen von Netflix und sorgte von Beginn an für Kontroversen. Grund: Sie spielt in der englischen Adelsgesellschaft der Zeit um 1820 und besetzt viele weiße Rollen mit Schwarzen Schauspieler:innen. Queen Charlotte, die Ehefrau des damaligen britischen Monarchen George III., wird von einer Schwarzen Frau (Golda Rosheuvel) gespielt.

Die Schwarze Autorin Sara Collins kritisiert, die Erfolgsserie „Bridgerton“, die mittlerweile auf drei Staffeln verlängert worden ist, würde den Zuschauern ein falsches Bild von der Geschichte vermitteln. „Bridgerton ist eine Fantasiegeschichte. Es ist eine hübsche Fantasie, aber was mir wirklich wichtig ist: Wir sollten den Blick für die Wahrheit nicht verlieren“, zitiert der britische Guardian die Schriftstellerin. An diesem sogenannten „Colorblind Casting“ gibt es immer wieder Kritik, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.

„Bridgerton-Effekt“ führe Menschen in die Irre

Die in Jamaika geborene Collins hat den historischen Roman „Confessions of Fannie Langton“ geschrieben, der vom britischen TV-Sender ITV beziehungsweise dessen Streamingdienst ITVX als Dramaserie verfilmt wurde. Er handelt von einer Schwarzen Sklavin im England des frühen 19. Jahrhunderts und wurde 2019 mit dem britisch-irischen Costa-Buchpreis ausgezeichnet. Die darauf basierende Serie erscheint im kommenden Dezember und ist ein Konkurrenzprojekt, mit dem ITVX dem in Bedrängnis geratenen Platzhirsch Netflix Zuschauer:innen abjagen will.

Collins lobt Netflix dafür, mit Serien wie „Bridgerton“ mehr Diversität in historische Stoffe zu bringen. Sie sehe aber die Gefahr, dass die Zuschauer:innen dafür „abgestumpft“ werden könnten, wie schwierig das Leben Schwarzer Menschen im historischen Großbritannien tatsächlich war, weil sie in dieser Serie eine Schwarze Aristokratengesellschaft vorgesetzt bekommen. „Aber waren wir nicht Königinnen und Herzoginnen“, könnten People of Colour glauben und so in die Irre geführt werden, sagt Collins.

Serie auf Basis von Sara Collins Roman unterscheidet sich vom „farbenblinden“ Casting

Dem Guardian sagte Collins, die Besetzung der auf ihrem Buch basierenden ITVX-Serie unterscheide sich grundsätzlich vom „farbenblinden“ Casting der Konkurrenzproduktion von Netflix und lege Wert auf einen Cast, der die historisch „richtigen“ Hautfarben repräsentiert („colour-focused casting“ im Original). „Confessions of Fannie Langton“ wolle die Geschichte der Sklaverei aus einem anderen Blickwinkel beleuchten und versuche, eine gesellschaftliche Nische der Vergangenheit zu erkunden, „die die Geschichte nur unvollständig erzählt hat.“

Sara Collins Geschichte um eine Schwarze Sklavin ist fiktiv, orientiert sich aber an der historischen Realität. Wir zeigen dir hier elf Schwarze Frauen, die tatsächlich gelebt und Geschichte geschrieben haben.

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