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Öffis bei vielen unbeliebt: Mehrheit der Deutschen will weiter Auto fahren

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Von: Pia Seitler

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Bahn von innen.
Nur 16 Prozent der Deutschen nannten die Bahn in einer Umfrage als ideales Verkehrsmittel. © Alexander Isreb/Pexels/Collage/BuzzFeed

70 Prozent der Befragten nennen in einer Umfrage das Auto als das Verkehrsmittel, das ihre Bedürfnisse am besten erfüllt. Beim ÖPNV sind es nur zwölf Prozent.

Die Bundesregierung will die Treibhausgasemission in Deutschland drastisch reduzieren, um die Klimaziele einzuhalten. Die Politik wirbt deshalb immer wieder dafür, das Auto stehenzulassen und stattdessen mit Bus und Bahn zu fahren. Zuletzt mit der Einführung eines 9-Euro-Monatstickets für Bus und Bahn von 1. Juni bis 31. August. Das soll die Bürger von hohen Energiekosten entlasten und Bus und Bahn populärer machen. Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland fährt allerdings nach wie vor am liebsten mit dem Auto, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.

70 Prozent der Befragten nannten in einer Umfrage das Auto als das Verkehrsmittel, das ihre Bedürfnisse am besten erfüllt. Dabei sind elektrische Autos inbegriffen. Zug, S-Bahn, Straßenbahn und Bus rangieren dagegen hinter Gehen und Radfahren. Das Umfrageinstitut Yougov befragte insgesamt 4173 Menschen. Auftraggeber war die Versicherung HUK Coburg. Die HUK veröffentlichte ihre Mobilitätsstudie nach 2021 zum zweiten Mal.

ÖPNV: Bus, Bahn und Fahrrad bei Deutschen deutlich weniger beliebt als das Auto

Nur 16 Prozent nannten die Bahn dabei als ideales Verkehrsmittel. Bei Bus beziehungsweise S-Bahn und Straßenbahn waren es jeweils nur 12 Prozent. 32 Prozent nannten das Fahrrad beziehungsweise E-Bike und 29 Prozent der Befragten gehen am liebsten zu Fuß. Die Befragten mussten sich nicht für ein Verkehrsmittel entscheiden, Mehrfachantworten waren möglich.

Die HUK veröffentlichte ihre Mobilitätsstudie zum ersten Mal 2021. Auffällig an der aktuellen Umfrage ist, dass vor allem das Gehen deutlich weniger beliebt ist: Vor einem Jahr hatten noch 38 Prozent gesagt, dass sie am liebsten zu Fuß unterwegs seien. 2021 war das Auto für 73 Prozent der Befragten das ideale Verkehrsmittel. Auch wenn es ganz leicht an Beliebtheit verloren hat und öffentliche Verkehrsmittel leicht gewonnen haben, hat sich am grundsätzlichen Bild nichts Wesentliches geändert.

Umfrage zu Mobilität: Kosten bei Vekehrskonzept wichtiger als Umweltschutz

Ebenso spielen die Kosten für viele Bürger:innen eine größere Rolle als der Umweltschutz: Auf die Frage nach den wichtigsten Inhalten eines Verkehrskonzepts antworteten 49 Prozent, dass Mobilität für alle Bevölkerungsgruppen bezahlbar sein solle. 37 Prozent plädierten für generell niedrigere Kosten. Dagegen sagten nur 26 Prozent, dass der Verkehr keine Treibhausgase erzeugen solle.

„Für die Mehrzahl der Deutschen ist das alleinige Zurückdrängen des Autos keine zielführende Zukunftsstrategie, auch nicht in den Städten“, sagte HUK-Vorstandsmitglied Jörg Rheinländer zur dpa. Die Umfrage fand im Januar und Februar statt, also vor Beginn des Ukraine-Kriegs und dem darauf folgenden Benzinpreissprung. Ob die aktuellen Ereignisse einen Einfluss auf die Einstellung der Deutschen haben, lässt sich aus der Umfrage nicht ableiten.

Nur ein Viertel der Deutschen fährt regelmäßig ÖPNV

Eine Umfrage des Portals Verivox aus dem März lässt ebenso darauf schließen, dass nur gut ein Viertel der Bevölkerung regelmäßig Bus und Bahn fährt. Das Heidelberger Unternehmen ließ nicht nach der Beliebtheit von Auto, Rad oder Bus und Bahn fragen, sondern schlicht danach, wie häufig die jeweiligen Verkehrsmittel genutzt werden.

Demnach fahren mehr als zwei Drittel (67 Prozent) oft oder sehr oft mit dem Auto, 95 Prozent zumindest gelegentlich. In den Städten benutzen knapp zwei Drittel Fußwege, auf dem Land weniger als die Hälfte (46 Prozent). Nur 26 Prozent fahren regelmäßig mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Daten stammen laut Verivox aus einer repräsentativen Online-Umfrage der Innofact AG mit 1011 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Vor diesem Hintergrund sehen vor allem Politiker aus ländlichen Regionen das von der Bundesregierung geplante neun-Euro-Ticket skeptisch. Aus Sicht des Deutschen Landkreistages kommt das Ticket nämlich vor allem Fahrgästen in den Städten zugute. Als Maßnahme zur Rück- und Neugewinnung von Kunden für den öffentlichen Nahverkehr sei die Tarifsenkung gerade in den ländlichen Räumen kaum geeignet, sagte Präsident Reinhard Sager der dpa. Besser wäre es, die Milliarden in die Verbesserung des Streckennetzes und engere Taktung zu investieren.

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