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„C&A schiebt hochgewichtige Personen ins Internet ab“, findet ein Soziologe

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Von: Felicitas Breschendorf

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Schaufenster mit Plussize-Mode. Plussize-Mode wie diese soll es im C&A bald nicht mehr geben.
Plussize-Mode wie diese soll es im C&A bald nicht mehr in einer Xl-Abteilung geben. (Symbolbild) © Richard B. Levine/ Imago

C&A will Plus-Size-Mode in Zukunft hauptsächlich online anbieten. Ein Soziologe erklärt, wie diskriminierend das für hochgewichtige Personen ist.

Plus-Size-Personen erfahren im Alltag Diskriminierung, zum Beispiel beim Reisen. Auch beim Einkaufen ist es für sie nicht immer einfach, das richtige Kleidungsstück zu finden. Das Modehaus C&A hat jetzt laut dem Magazin Stylebook angekündigt, die XL-Abteilung aus den Läden zu streichen. Stattdessen soll XL-Mode in Zukunft hauptsächlich online verkauft und zum Teil in die allgemeine Kollektion integriert werden.

Der Soziologe Friedrich Schorb, der zu Gewichtsdiskriminierung forscht, hält diesen Entschluss für „stigmatisierend“, wie er gegenüber BuzzFeed News DE mitteilt. „Es könnte der Eindruck entstehen, dass C&A hochgewichtige Personen nicht im Laden haben möchte – auch wenn das Modehaus es ökonomisch begründet.“

„C&A schiebt hochgewichtige Personen ins Internet ab“, sagt der Soziologe

Trotz, dass Plus-Size-Models immer mehr Beachtung geschenkt wird, beobachtet Schorb eine zunehmende Stigmatisierung von hochgewichtigen Menschen. Bekannte Modemarken wie Abercrombie & Fitch machten in der Vergangenheit Schlagzeilen damit, keine Plus-Size-Mode mehr zu produzieren. Mittlerweile bietet der US-amerikanische Hersteller jedoch wieder Plus-Size an – vor allem im Online-Shop. Auch H&M schloss laut Stylebook im Jahr 2020 seine Plus-Abteilung im Ladengeschäft. 

„Statt mit diesem Trend mitzugehen, sollte C&A sich davon abheben. Das Modehaus sollte offensiv damit werben, dass sie Mode für alle anbieten und offen für jeden sind. Hochgewichtige Personen werden so ermutigt, in die Läden zu kommen“, sagt Schorb gegenüber BuzzFeed News DE. Eine Folge könne sein, dass die Verkaufszahlen von XL-Mode im Laden wieder stiegen. Gleichzeitig würde C&A etwas gegen die Diskriminierung von hochgewichtigen Personen tun. Bodyshaming ist leider immer noch ein großes Problem – selbst Günther Jauch aus der Sendung „Wer wird Millionär“ wird es vorgeworfen.

Hochgewichtige Personen können ihre Kleidung bei C&A in Zukunft hauptsächlich online kaufen. Auch das findet Schorb stigmatisierend. „C&A schiebt hochgewichtige Personen ins Internet ab.“ Wenn man online etwas einkauft, habe man mit größeren Hürden zu kämpfen, als im Laden. Wenn die Teile nicht passen, müssen sie zum Beispiel zurückgeschickt werden. In Zukunft wollen mehrere Modemarken für die Rückgabe Gebühren verlangen. Für hochgewichtige Personen, die nur noch online einkaufen können, würde das laut Schorb „eine starke Benachteiligung“ bedeuten. H&M hat bereits eine Rückgabegebühr eingeführt.

Alle Kleidungsstücke in großen Größen als Teil der Kollektion wäre „inklusiver“

Statt einer XL-Abteilung plant C&A XL-Größen zum Teil in die Kollektionen zu integrieren. Bei jedem einzelnen Kleidungsstück wären dann neben kleinen auch große Größen vorhanden. Würde C&A das nicht nur teilweise, sondern für alle Kleidungsstücke, planen, fände Schorb die Entscheidung richtig. Eine XL-Abteilung habe nämlich auch etwas Diskriminierendes an sich. „Es gibt ja auch keine Zero Abteilung“. Die Trennung aufzuheben, wäre „inklusiver“, würde also Personen jeden Gewichts beim Einkaufen gleich behandeln.

Um Plus-Size-Personen in der Gesellschaft sichtbarer zu machen, zeichnet eine Künstlerin Plus-Size-Disney-Charaktere.

Was C&A tun könnte, damit Plus-Size-Personen sich wohler fühlen

C&A nennt als Grund, die XL-Abteilung zu schließen, auch dass im Laden zu wenig große Größen gekauft werden. Stattdessen würden die Kund:innen diese größtenteils online kaufen. Schorb kann sich vorstellen, dass das durchaus daran liegen kann, dass sich hochgewichtige Personen beim Einkaufen unwohl fühlen. „Zum Beispiel, wenn gesagt wird: Da hinten ist die XL-Abteilung.“ Solche toxischen Kommentare müssen Plus-Size-Personen beim Shopping nicht selten über sich ergehen lassen.

Einfach die XL-Abteilung aus den Läden zu entfernen, sei jedoch nicht die Lösung, meint Schorb gegenüber BuzzFeed News DE. Sein Vorschlag: „Verkäufer:innen sollten im Umgang mit hochgewichtigen Personen sensibilisiert werden. Sie sollten zum Beispiel nicht das Gewicht kommentieren und Begriffe wie ‚Übergröße‘ vermeiden.“ Dann würden sich übergewichtige Personen willkommener und weniger diskriminiert im Laden fühlen. Das heißt, sie würden auch wieder mehr vor Ort kaufen.

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