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Unternehmen bereiten sich auf Cannabis-Legalisierung vor

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Von: Robert Wagner

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In Deutschland könnte der weltweit größte Markt für legales Bubatz entstehen. Firmen sehen großes Potenzial.

Frankfurt/Genf (dpa) - Es könnte einer der weltweit größten Märkte für Cannabis werden: Kommt die geplante Legalisierung des Stoffs in Deutschland auch für den Freizeitgenuss, winken Cannabis-Firmen lukrative Geschäfte. Dann könnte es den Stoff in lizenzierten Fachgeschäften zu kaufen geben. Deutsche und ausländische Unternehmen erwarten einen Riesen-Markt und haben bereits Pläne für die Legalisierung. Besonders Firmen aus der Schweiz sehen sich gut gerüstet, denn Cannabis wird dort seit vielen Jahren legal angebaut.

Cannabis für den medizinischen Einsatz hat bereits einen Boom erlebt. Seit der Liberalisierung 2017 vervielfachte sich der Markt geschätzt von einer auf elf Tonnen im Jahr 2022. Die Bundesregierung will aber einen Schritt weitergehen und Cannabis streng reguliert auch für den Genuss legalisieren – in Form einer kontrollierten Abgabe in lizenzierten Geschäften an Erwachsene. Noch in diesem Frühjahr will Gesundheitsminister Karl Lauterbach einen Gesetzesentwurf vorlegen.

Deutschland könnte der weltweit größte Markt für legales Cannabis werden

Bei einer Legalisierung würde der Markt einen enormen Schub bekommen und geschätzt auf 400 bis 800 Tonnen Cannabis wachsen. „Bereits heute gibt es rund vier Millionen Cannabiskonsumenten in Deutschland“, sagt Lars Möhring, Vorstandschefs des Cannabis-Händlers Enua Pharma.

„Im Fall einer Legalisierung entsteht einer der größten Cannabis-Märkte für den Freizeitkonsum, vielleicht sogar der größte Markt weltweit“, sagt Benedikt Sons, Mitgründer des Cannabis-Händlers Cansativa. „Die Legalisierung lässt sich nicht aufhalten“, glaubt er.

Cansativa ist die einzige Firma in Deutschland, die Medizinalcannabis aus hiesigem Anbau vertreiben darf und bietet Apotheken auf einer Plattform alle gängigen Cannabis-Produkte an. „2017 gab es fünf Produkte, heute sind es mehr als 200“, sagt Sons. 2022 handelte Cansativa 2,5 Tonnen Cannabis. Am Firmensitz nahe Frankfurt können unter strengen Sicherheitsvorkehrungen zehn bis 20 Tonnen medizinisches Cannabis gelagert werden.

Auch ausländische Unternehmen sind am deutschen Cannabis-Markt interessiert

Cansativa ist längst nicht die einzige Firma, die sich auf die Legalisierung vorbereitet. Im November ging das Berliner Start-up Cantourage an die Börse. Mit den Einnahmen will es die Produktion ausbauen, neue Märkte erschließen und sich für eine Freigabe zum Genuss rüsten. Auch die Frankfurter Firma Bloomwell, die Schauspieler Moritz Bleibtreu als Investor gewann, mischt mit.

Zudem drängen börsennotierte Firmen aus Nordamerika in den Markt. Gegenüber Start-ups sind sie im Vorteil: Anlagen zum Cannabis-Anbau kosten leicht mittlere zweistellige Millionen-Beträge. Die Auflagen sind hoch, erklärt Cansativa-Mitgründer Jakob Sons: „Das reicht von einer heruntergeregelten Raumtemperatur, künstlichem Licht und hohen Sicherheitsvorkehrungen bis hin zu genauen Dokumentationspflichten.“

Schweizer Firmen sind zuversichtlich: „Besseres Cannabis könnte der deutsche Markt kaum bekommen“

Schweizer Firmen sehen sich daher im Vorteil. „Wir haben nicht so hohe Sicherheitsauflagen für den Anbau wie in Deutschland und nur ein Viertel der Stromkosten“, sagt Mike Toniolo, Gründer von TB Farming in Schönenberg an der Thur. Toniolo beschäftigt sich seit 27 Jahren mit der Zucht von Hanfpflanzen und hat rund 450 eigene Züchtungen. 2022 erhielt er die erste Schweizer Lizenz zur Produktion von Medizinalcannabis. Seine Firma habe auch Kunden in Deutschland, sagt er.

Wenn Cannabis in Deutschland legalisiert würde, könne er schnell hochwertiges Freizeit-Cannabis liefern, sagt Toniolo. Der Ausbau der Produktion von 1,2 auf 6,5 Tonnen im Jahr ist schon geplant, mit Luft nach oben. Schweizweit gebe es rund ein Dutzend Firmen, die nach Deutschland liefern könnten. Die Branche sei bereit: „Wir haben das Know-how durch jahrelange Erfahrung, wir haben hohe Qualitätsstandards, und wir können günstiger produzieren, als es in Deutschland möglich wäre: Besseres Cannabis könnte der deutsche Markt kaum bekommen.“

Jugendärzte melden Kritik an der geplanten Cannabis-Legalisierung an. Sie fordern eine „Staffelung nach Alter“ bei der THC-Obergrenze.

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