Wir fragen einen Chatbot, ob er unser Bildungssystem grundlegend verändern könnte
Der KI-Bot ChatGPT verfasst eigenständig ganze Texte. BuzzFeed News fragt den Bot, ob er das Bildungssystem auf den Kopf stellen wird. Er antwortet eher bescheiden.
Künstliche Intelligenz kann heute schon viele verrückte Dinge – diese sieben Dinge zum Beispiel sind heute schon mit KI möglich. Es gibt beispielsweise schon eine KI-Journalist:in, die für die taz eine Kolumne schreibt. Seit November bekommt sie Konkurrenz, denn jeder kann jetzt die neue künstliche Intelligenz ChatGPT von Open AI kostenfrei im Internet testen. Sie schreibt Texte – fast wie ein echter Mensch. Ist das eine Gefahr für Unis und Schulen?
Chatbot ChatGPT erstellt in wenigen Sekunden KI-Texte
Die Stiftung OpenAI, die den KI-ChatBot ChatGPT entwickelt hat, wird von Microsoft und Elon Musk, der als Twitter-Chef zurücktreten will, finanziert. Testen kann den Bot jeder, der Interesse hat, direkt auf der OpenAI-Website. Dafür braucht es nur eine E-Mail-Adresse und Handynummer, schreibt Heise. Und dann kann sofort los gefragt werden: Der Bot erstellt Texte, wenn man ihn dazu auffordert, ihn etwas fragt oder ihm auch nur eine Aussage hinwirft. Nach wenigen Sekunden ist ein KI-Text da.
Könnte das ein Problem sein, fragt das ZDF Lehrer- und Hochschulverbände. „Eine durchaus berechtigte Sorge ist, dass es zusehends schwieriger werden könnte, die Vortäuschung eigenständiger Erkenntnisleistungen zum Beispiel in Hausarbeiten zu erkennen“, so Matthias Jaroch, Sprecher des Deutschen Hochschulverbands.
Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, sieht das optimistischer: „Sorgen macht uns als Lehrerverband ChatGPT nicht“, sagt er dem ZDF. Schülerinnen und Schüler hätten schon lange die Möglichkeit, sich bei Aufgaben, Übersetzungen, Aufsätzen oder Hausaufgaben, Hilfen aus dem Internet zu holen.

KIs wie ChatGPT entwickeln sich immer weiter
Noch erkenne man zwischen einer KI (die manchmal sogar rassistisch sein kann) und einem echten Aufsatz wirklich einen Unterschied. Die Aussagen des Bots seien oberflächlich und wenig komplex. Außerdem sehe man, wenn sich Aufsätze von Schülern und Studierenden zu sehr ähneln.
„Lehrkräfte berichten, dass es meist schnell auffällt, ob jemand Aufgaben selbstständig gelöst hat, die genauen Quellen seiner Recherchen angeben kann oder ob er eben Unverdautes von sich gibt“, sagt Meidinger dem ZDF. Für die Zukunft sei es natürlich wichtig, Künstliche Intelligenz und Chatbots (manche wie der „Lamda“ Chatbot wirken fast menschlich) im Auge zu behalten.
Denn bei der Version, die momentan kostenfrei ist, bleibt es ja nicht. ChatGPT entwickle sich ständig weiter und könne irgendwann vielleicht auch einmal als Recherchetool genutzt werden. Dann könnte man Schülern anhand der KI beibringen, Quellen kritisch zu denken und Quellen zu hinterfragen, sagt Meidinger.
ChatGPT äußert sich gegenüber BuzzFeed News
BuzzFeed News DE, ein Portal von IPPEN.MEDIA, ist neugierig. Wir melden uns bei OpenAI an und geben dem Chatbot ChatGPT die Überschrift unseres Textes „ChatGPT schreibt automatisch Aufsätze und könnte unser Bildungssystem grundlegend verändern“. Seine Antwort: „Es ist wahr, dass Chatbot-Technologie wie GPT (Generative Pre-trained Transformer) in der Lage ist, automatisch Aufsätze zu schreiben. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass Chatbots das Bildungssystem grundlegend verändern werden.“ (siehe Screenshot unten)

Chatbots seien in erster Linie Werkzeuge, die Menschen bei der Erledigung von Aufgaben helfen könnten. „Sie können in vielen Bereichen nützlich sein, aber sie sind kein Ersatz für menschliches Denken und Lernen“, sagt der Bot. Sie seien nicht in der Lage, diese Informationen auf kreative Weise zu interpretieren oder zu analysieren.
„Sie können Aufsätze schreiben, aber sie können nicht die Art von tiefgründigen Analysen und Einsichten liefern, die von Schülern und Studenten erwartet werden.“ Es sei wichtig, Schülern verantwortungsvolles Schreiben und Forschen beizubringen, ergänzt die Chatbot-KI. Gruselig. Klingt fast so wie die Worte von Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger.
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