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Omas in China stürzen sich ins Influencerinnen-Leben

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Von: Jana Stäbener

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Wer auf Social Media erfolgreich sein will, muss jung und hübsch sein? Pustekuchen. In China räumen gerade Influencerinnen über 60 so richtig ab.

In China protestieren momentan so viele Menschen wie nie zuvor gegen die strenge Corona-Politik von Xi Jinping. Wer sich auf der chinesischen Version von Tiktok (Douyin) umschaut, der sieht von diesen Protesten jedoch auf den ersten Blick nichts. Zu gut ist hier die staatliche Kontrolle der sozialen Medien, als dass sich auf der Startseite der App Videos von Demonstrationen tummeln würden. Stattdessen sieht man bei Douyin Katzen in Kostümen, Anime-Cosplay und modisch gekleidete Omas, die über einen Laufsteg stolzieren.

China: Alte Influencer:innen wie „Glamma Beijing“ sind nicht mehr wegzudenken

Wie die New York Times (NYT) berichtete, handelt es sich bei den elegant gekleideten Omas um Sun Yang (66) und drei ihrer Freundinnen, die auf der chinesischen Social-Media-Plattform als „Glamma Beijing“ (@glamma_bj) auftreten. Der Begriff „Glamma“ steht dabei wohl für „Glamour-Grandma“. Die ehemalige Englischlehrerin und ihre Mitstreiterinnen sind also nichts anderes, als Mode-Influencerinnen – ein paar Jahrzehnte älter eben, als man das sonst so kennt. Mit nur wenigen Livestreams nehmen sie mehr als 27.000 US-Dollar ein.

Die Mode-Omas (siehe unten) haben auf Douyin über zwei Millionen Follower:innen. Viele sind wie sie über 50 oder gar 60 Jahre alt. Schaut man sich Chinas Bevölkerungspyramide an, so verwundert das nicht, denn laut Zeit ist der Anteil der über 60-Jährigen seit 2010 auf 264 Millionen gestiegen. Damit liegt China, was die Anzahl an alten Menschen anbelangt, weit vorne. Weil laut NYT fast die Hälfte dieser Senior:innen online unterwegs ist, sind alte Influencer:innen in China also nicht mehr wegzudenken.

Unter dem Namen @glamma_bj posten Sun Yang und drei Freundinnen über Mode, Stil und das Leben als über 60-Jährige.
Unter dem Namen @glamma_bj posten Sun Yang und drei Freundinnen über Mode, Stil und das Leben als über 60-Jährige. © Screenshot Douyin

Oma-Influencerinnen: Ältere Generationen können mehr als nur Kinderbetreuung

„Die Zeiten ändern sich“, sagt Lin Wei. Die 67-Jährige „Glamma“ ist ehemalige Krankenschwester. Sie hat sich vorgenommen, auch im Alter aktiv zu bleiben. „Wir müssen mit der Gesellschaft Schritt halten und uns in sie integrieren“, sagt sie der NYT. Ihre Freundin Sun Yang ergänzt: „Wir sehen uns das Alter unserer Eltern an und denken, dass wir anders leben müssen.“ Die Influencer:innen wollen vor allem eines: Zeigen, dass alte Menschen nicht nur in ihren vier Wänden verkümmern müssen.

Sie hinterfragen damit auch die Rolle der älteren Generationen als „Großeltern“, die in China oft noch in einer Art Mehrgenerationenhaus die Betreuung der Enkelkinder übernehmen. „Für frühere Generationen beschränkte sich das Leben eher auf die Familie, das Fernsehen und die Kinderbetreuung“, sagt Bei Wu, Professor für globale Gesundheit an der New York University zur NYT. „Aber jetzt hat diese Generation mehr Freizeit, weil sie weniger Verantwortung für die Enkelkinder hat. Ihr Aktionsradius geht über die Familie hinaus, und so spielen ihre Freunde und ihr soziales Leben eine größere Rolle.“

Mehr China-Themen? Kameras und Kamelreiten: China machte aus einer früheren Stadt der Uiguren eine Art Disneyland.

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