„Nie wieder Kino“: TikToker:innen haben kein Bock auf Randale bei „Creed 3“

In mehreren Kinos in Deutschland randalieren Jugendliche bei der Vorstellung von „Creed 3“. Steckt dahinter wirklich ein TikTok-Trend?
Vergangene Woche startete der Film „Creed III – Rocky‘s Legacy“ in deutschen Kinos – mit einem Aufschrei, den Kinobesitzer:innen so sicher nicht erwartet haben. In mehreren deutschen Kinos, darunter in Essen, Bremen und Hamburg, kam es während der Vorstellung des Films zu Tumulten: Zuschauer:innen werfen Snacks durch den Saal, klettern über Sitze oder werden handgreiflich. Steckt dahinter ein gefährlicher TikTok-Trend?
Das Drama „Creed III“ ist der neunte Film der Boxer-Saga rund um Sylvester Stallone, die 1976 mit „Rocky“ begann. Und es ist der erste, in dem Sylvester Stallone nicht mehr als Rocky mitspielt.
Polizei bezeichnet Randalierer:innen im Kino als „Möchtegern-„Influencer“
Im vergangenen Jahr erzeugte der TikTok-Trend „Gentle Minions“, bei dem Jugendlichen bei der Vorstellung des gleichnamigen Films mit Bananen warfen, große Aufmerksamkeit. Die Essener Polizei berichtet nun von einem Vorfall am Samstagabend (4. März) in einem Essener Kino, bei dem Jugendliche die Vorstellung störten, bis diese abgebrochen werden musste. Nach eigenen Angaben kann die Polizei nicht ausschließen, dass es sich bei dem Verhalten der Zuschauer:innen bei „Creed IIII“ erneut um einen „negativen TikTok-Trend“ handelt.
Den TikTok-Trend stellt sich die Essener Polizei so vor, dass einige Personen „ein derart asoziales Verhalten“ zeigen, welches dazu führen soll, den Kinofilm abbrechen zu lassen. „Dass man hierdurch vielen anständigen Leuten den Abend vermiest, scheint die angehenden ‚Social Media-Stars‘ und Möchtegern-‚Influencer‘ nicht im Geringsten zu interessieren“, heißt es in der Mitteilung der Polizei.
Jugendliche sind auf TikTok genervt von Randalen bei „Creed 3“
Die Polizei bezieht sich auf Nachfrage von BuzzFeed News DE auf TikTok-Videos, die die Randale im Kino zeigen: Zuschauer:innen, die vor ihren Sitzen stehen oder rumgrölen. Kinosäle voller Popcorn und umgeworfenen Getränken. Das Chaos in den Kinosälen war bei „Gentle Minions“ ähnlich groß. Diese Videos dokumentieren aber lediglich die Erlebnisse im Kino. Weder die User:innen, die die Videos hochladen, noch jene, die sie kommentieren, wirken davon begeistert. Auf TikTok finden sich nach eigener Recherche keine Aufforderungen, das Verhalten nachzuahmen.
Experten sind bislang noch zurückhaltend. Für eine typische Challenge fehle dem Thema ein Hashtag und ein typischer Sound, sagt Marcus Bösch, Wissenschaftler an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. „Ohne die verbreitet sich ein Thema bei TikTok nicht.“
Auf TikTok scheinen die Jugendlichen eher genervt von den Tumulten bei „Creed 3“. Die TikTokerin @sh1rin.mh zeigt die Auseinandersetzungen in einem Hamburger Kino, die sie live mitbekam. Am Ende wird die Leinwand schwarz. Die Vorstellung sei abgebrochen und sie nach Hause geschickt worden. Ärgerlich, denn sie selbst habe nur „entspannt Creed gucken“ wollen, wie sie schreibt. „Stell dir vor, du bezahlst Geld und dann wird Film abgebrochen“, fühlen TikTok-User:innen in den Kommentaren mit ihr mit.
„Creed zu ernst genommen“, vermuten TikToker:innen den Grund für die Randale
Warum die Personen im Kino die Randale auslösen, können die TikTok-User:innen nicht nachvollziehen. „Creed zu ernst genommen“, regt sich ein TikTok-User etwa auf. „Die Leute denken, die wären Boxer Legende nach dem Film“, kommentiert der User Asiret ironisch. Einige TikTok-User:innen wollen nun abwarten, bis der Hype vorbei ist und zum Beispiel erst Mitte des Monats ins Kino gehen. Andere zeigen sich völlig frustriert. „Nie wieder Kino“, schreibt der TikToker @ati.5858.
Der TikToker @helloatakan stellt für das Schauen von „Creed“ drei Regeln auf. Die wichtigste: „Benimm dich, schrei nicht rum“.
Kommentare unter Videos zu „Creed III“ teilweise rassistisch
Robert de Lubomirz-Treter von der Landesanstalt für Medien NRW hält die Verbreitung auf TikTok noch für zu niedrig. Durch den Mechanismus des Videoportals könnte aber ein Trend daraus werden, sagt er. In den Kommentaren zu den Clips aus den Kinosälen gebe es gerade auffällig viele rassistische Äußerungen, die den Widerspruch anderer Nutzer erzeugten. „Das sorgt für Interaktion und damit für Traffic und spült das Thema bei noch mehr Menschen auf die Displays.“
Das erinnert an eine Debatte über die Angriffe an Silvester dieses Jahres. Hier kritisiert der TikToker @kiandezshow die feindlichen Kommentare:
(Mit Material der dpa)