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Jugendstrafe nach tödlicher Attacke gegen trans* Mann beim CSD

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Von: Robert Wagner

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Der Angriff auf einen trans* Mann in Münster hat bundesweit für Entsetzen gesorgt. Sieben Monate später ist der 20-jährige Täter verurteilt worden.

Münster (dpa) - Rund sieben Monate nach dem gewaltsamen Tod eines trans* Manns beim Christopher Street Day in Münster ist der 20-jährige Angeklagte zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren verurteilt worden. Das Landgericht sprach den Heranwachsenden am Mittwoch (22. März) wegen Körperverletzung mit Todesfolge schuldig und ordnete eine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt für suchtkranke Straftäter an.

Täter ist suchtkrank und kommt in eine Entziehungsanstalt

Die Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag eine Jugendstrafe von fünf Jahren gefordert und sich für eine Entziehungsanstalt ausgesprochen. Der psychisch instabile Heranwachsende sei bereits mehrfach wegen Körperverletzung aufgefallen, einmal verurteilt worden. Die Gefahr weiterer erheblicher Straftaten bestehe, hieß es auf Anklageseite. Einer Gutachterin zufolge braucht der Heranwachsende eine Suchttherapie und psychotherapeutische Unterstützung, dann gebe es gute Chancen mit Blick auf die Reduzierung von Rückfallrisiken. 

Die Verteidigung hatte sich für eine „angemessene Jugendstrafe“ ausgesprochen - ohne ein genaues Strafmaß zu nennen. Das Wichtigste für den Mandanten seien eine Therapie und ein Überwinden seiner Drogen- und Alkoholsucht. Im Jugendstrafrecht steht der Erziehungsgedanke im Vordergrund, nicht die Strafe. 

Tat von Münster löste Debatte um queerfeindliche Gewalt aus

Der Angeklagte hatte die Tat gestanden und Reue gezeigt. Malte C. (25) war beim CSD im August 2022 nach zwei Schlägen gegen den Kopf auf dem Asphalt aufgeschlagen. Er hatte sich zuvor schützend vor Menschen gestellt, die am CSD teilgenommen hatten und vom Angeklagten aggressiv beschimpft und beleidigt worden waren. Der 25-Jährige starb Tage später an den Folgen eines Schädelhirntraumas.

Die Tat hatte deutschlandweit schockiert und auch Debatten um Queerfeindlichkeit ausgelöst. Die queere Menschenrechtsorgansiation ILGA Europe veröffentlichte vor Kurzem einen Bericht, nach dem die Fälle von Gewalt gegen queere Menschen so stark wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr angestiegen sind. Die queer-politische Sprecherin der Linkspartei sprach gegenüber BuzzFeed News DE von „gefährlichen Zeiten für queere Menschen.“ Für eine homophobe, queer- oder transfeindliche Einstellung sahen die Prozessbeteiligten beim Angeklagten aber keine Hinweise.

Der Hass gegen queere Menschen nimmt immer mehr zu. In Berlin haben zwei Anwältinnen die erste Kanzlei mit Fokus auf queere Mandant:innen als Safe Space im Rechtswesen eröffnet.

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