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Fruchtfliegen ticken bei Depressionen wie wir – wie das Forschenden hilft

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Von: Jana Stäbener

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Schwarzbäuchige Fruchtfliege weint.
Werden Fruchtfliegen dauerhaftem Stress ausgesetzt, so bekommen sie Depressionen. (Symbolbild) © Shotshop/IMAGO/Collage

Fruchtfliegen können auch depressiv werden. Deswegen sind sie für Forschende das perfekte Untersuchungsobjekt, um Naturstoffe als neue Medikamente zu testen.

Sie sind die am weitesten verbreitete mentale Krankheit: Depressive Störungen gehören laut des Bundesgesundheitsministeriums zu den häufigsten und auch am meisten unterschätzten Erkrankungen. Etwa 16 bis 20 von 100 Menschen erkranken irgendwann in ihrem Leben mindestens einmal an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Ältere Menschen haben öfter Depressionen öfter als junge – trotzdem warnt ein Kinderpsychiater aktuell vor allem vor den psychischen Belastungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche.

In welchem Alter Menschen zum ersten Mal depressiv sind, erklären wir hier. Doch nicht nur Menschen, auch Tiere können depressives Verhalten an den Tag legen. Auch Tiere entwickeln bei Dauerbelastung oder konstantem psychischem Stress Depressionen. Eine Tierart ist uns Menschen dabei sogar besonders ähnlich – diese kleinen, nervenden Fruchtfliegen, die sich im Sommer in unserer Küche doch eigentlich ganz pudelwohl zu fühlen scheinen. Forschende der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) untersuchen die kleinen Tiere und kommen so der Behandlung depressiver Zustände immer näher.

Fruchtfliegen mit Depressionen helfen, Medikamente auf den Markt zu bringen

Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher:innen der JGU auf der Website der Universität und in der Zeitschrift Current Biology. Besonders die Wirkung von Naturstoffe, etwas aus dem Ayurveda-Bereich, untersuchen die Wissenschaftler:innen an der sogenannten Drosophila-Fliege (auch Taufliege oder Fruchtfliege genannt). „Einige könnten antidepressiv wirken oder prophylaktisch die Resilienz gegenüber chronischem Stress stärken, es kommt also erst gar nicht zu einem depressionsartigen Zustand“, erklärt Roland Strauss, Professor am Institut für Entwicklungsbiologie und Neurobiologie der JGU.

Diese Anwältin mit hochfunktionalen Depressionen spricht offen über ihre Morgenroutine.

Ziel sei es, diese Stoffe langfristig als Medikament auf den Markt bringen zu können – vorausgesetzt die Tests an den Fruchtfliegen seien erfolgreich. Vielversprechend sind die Fliegen als Versuchsobjekte jedoch – schon seit einigen Jahren beschäftigen sich die Forscher:innen aus Mainz mit ihnen. Warum? Weil bei der „Drosophila“, wie beim Menschen auch, der depressionsähnliche Zustand mit einem Serotonin-Mangel einhergehe und durch Antidepressiva behoben werden könne. „Bei der Drosophila-Fliege können wir genau untersuchen, wo die jeweiligen Stoffe eingreifen, denn wir können die gesamte Signalkette analysieren“, sagt Strauss.

Mentale Krankheiten kann auch eine Infektion mit Covid-19 auslösen. So wie bei dieser ungewöhnlichen Psychose eines Teenagers, die durch Corona ausgelöst wurde.

Depressive Fruchtfliegen: Sie laufen langsamer und bleiben für Zucker nicht stehen

Aber wie erkennt man bei Fruchtfliegen, dass sie depressiv sind? Die Forschenden setzen die Fliegen mildem, wiederkehrenden Stress aus – etwa unregelmäßig auftretende Vibrationen einer Unterlage. Daraufhin bilden die Fliegen einen depressionsartigen Zustand aus: Sie laufen langsamer, bleiben für zufällig entdeckten Zucker nicht stehen, klettern anders als entspannte Artgenossen nicht über Lücken. Was die Depression verbessert, so zeigt die Studie, sind nicht nur einige Naturstoffe, sondern auch eine Extraportion Zucker am Abend (was uns Menschen sicherlich nicht unbekannt vorkommt).

Doch Vorsicht: Menschen sollten sich diese kleine süße Belohnung jedoch nicht als Vorbild nehmen – es gebe für sie gesündere Arten, sich selbst zu belohnen, so die Forschenden der JGU. Für die Fliegen sei der Zucker nichts weiter als das: eine Belohnung, die im Gehirn Dopamin ausschütte. Menschen können sich ja auch mit einem leckeren, gesunden Essen ohne Tonnen von Zucker, Sport oder ein Treffen mit Freund:innen belohnen. Hier schreiben wir übrigens darüber, was an dem Gerücht dran ist, dass vegane Ernährung depressiv macht.

Wichtig ist es sicherlich, über die eigenen Depressionen offen zu sprechen – so wie diese männlichen Stars, die über psychische Gesundheit sprechen – was alle tun sollten.

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