Dry January? Hier kommen 11 Dinge, die du über einen Monat ohne Alkohol wissen solltest
Einen Monat lang auf Alkohol verzichten – das machen Leute im Dry January. Wir erklären, auf was der „trockene Januar“ wirklich bringt und worauf du achten solltest.
Neues Jahr, neue Vorsätze. Das bedeutet wahrscheinlich, dass du oder jemand, den du kennst, versucht auf Alkohol zu verzichten, zum Beispiel diesen Monat – dem Dry January. Aber was genau ist dieser Dry January eigentlich? Ganz einfach, du trinkst im ganzen Monat Januar keinen Alkohol, sozusagen ein Mini-Neujahrsvorsatz. Angefangen hat das ganze als Gesundheitskampagne der Wohltätigkeitsorganisation Alcohol Concern UK aus Großbritannien im Jahr 2012.
Laut der Organisation haben sich 2022 über 130.000 Leute für den Dry January angemeldet, wobei insgesamt deutlich mehr Leute mitmachen. Im Jahr 2018 seien es geschätzt vier Millionen Menschen gewesen, so die Initiative.
Neben dem „trockenen“ gibt es auch den „veganen“ Januar. Warum der Veganuary der Beginn einer Ernährungswende sein kann, erklären wir hier.
Dry January: Was motiviert die Leute, keinen Alkohol zu trinken?
Was motiviert Leute also dazu, den ganzen Januar nichts zu trinken? Für einige ist es ein Weg, das viele Trinken während der Feiertage auszugleichen. Für andere ist es eine Art Willenstest – ist es machbar? Wieder andere befürchten, ein Alkoholproblem zu haben und wollen im Dry January herausfinden, ob ihre Gedanken berechtigt sind.
Falls du selber am Dry January (oder auch Dry February, March oder April) teilnimmst, oder darüber nachdenkst, findest du hier jetzt alles, was du wissen musst, wenn du einen Monat lang keinen Alkohol trinken wilst.
1. Eventuell trinkst du auch nach dem Dry January weniger Alkohol.
In einer von Alcohol Concern UK finanzierten Online-Studie befragten Wissenschaftler:innen der University of Sussex Leute, die sich für den Dry January 2018 registriert hatten, zu ihrem Trinkverhalten als sie sich angemeldet hatten, in der ersten Februarwoche und im August.
Etwa 800 Leute antworteten im August und sagten, dass sie seit dem Dry January durchschnittlich weniger in der Woche trinken, statt durchschnittlich 4,3 Drinks nur noch 3,3. Außerdem trinken sie auch pro Treffen weniger, etwa 7,1 Drinks statt 8,6 wie vor dem Dry January. Betrunken waren sie ebenfalls weniger – 2,1 Mal im Monat statt 3,4 Mal.
An der Umfrage nahmen Leute teil, die sich für den Dry January angemeldet hatten, aber nicht zwingend den ganzen Monat nichts getrunken hatten.

2. Du sparst wahrscheinlich Geld.
Stell dir mal vor: Du bist mit deinen Freund:innen in einer Bar und während jede:r seine oder ihre Kreditkarte rauskramt, legst du ganz entspannt fünfzehn Euro für ein paar nicht-alkoholische Getränke plus Trinkgeld auf den Tisch. Es ist ein gutes Gefühl.
In der Online-Umfrage sagten 88 Prozent der Leute aus, dass sie im Dry January Geld gespart haben! Nice.
3. Dry January ist eine gute Zeit, um dich mit deiner Beziehung zu Alkohol auseinanderzusetzen.
George F. Koob ist der Vorstand vom Institut für Alkoholmissbrauch und Alkoholismus (NIAAA) in den USA. Er erklärt BuzzFeed News US, dass du genau darauf achten solltest, wie sich dein Körper während dieses Monats fühlt, da es dir viel über dich selbst offenbart – vor allem, wenn es dir dank Alkoholverzicht besser geht.
„Darauf sollte man wirklich achten: Fühlst du dich besser? Kannst du besser arbeiten? Verbringst du mehr Zeit mit deinem Partner oder deiner Partnerin? Verbringst du mehr Zeit mit deinen Kindern?“, erklärt Koob. „Wenn du alle diese Fragen mit ‚ja‘ beantwortest, sagt das ziemlich viel.“ Denn Alkohol schadet jungen Menschen besonders, findet eine Studie heraus.
4. Nur weil du den Dry January durchziehst, heißt das nicht, dass du kein Alkoholproblem hast.
Du ziehst den Dry January durch. Bedeutet das jetzt, dass du kein Alkoholproblem hast? Leider nein.
Laut Koob kann Trinkverhalten, das auf ein Alkoholproblem hindeutet, stark variieren. Auch wenn du nur am Wochenende trinkst, kannst du ein Alkoholproblem haben, weil du zum Beispiel, wenn du trinkst, übermäßig viel Alkohol konsumierst. Dann hast du sicher auch oft einen Kater, den du jedoch nicht mit dem Durchfallmedikament „Elotrans“ behandeln solltest. Nur weil du dich im Januar nicht absolut elend fühlst, heißt das nicht, dass es dir gut geht. „Es gibt viele verschiedene Verhaltensmuster, nur weil du nicht unter den allgemein bekannten Entzugserscheinungen leidest, bedeutet das nicht, dass du kein Problem hast.“
In Deutschland sind es etwa 7,9 bis neun Millionen Menschen, die in riskanter Form Alkohol konsumieren. Laut der ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) spricht man von einer Alkoholabhängigkeit, wenn mindestens drei der sechs festgelegten Suchtsymptome, wie zum Beispiel körperliche Entzugserscheinungen oder verminderte Kontrollfähigkeit, über einen längeren Zeitraum gleichzeitig auftreten.
5. Der Einfluss des Dry January ist sehr individuell und hängt davon ab, wie viel du normalerweise trinkst und was du für eine Beziehung zu Alkohol hast.
Die Wahrscheinlichkeit einer Alkoholabhängigkeit wird bei Frauen als gering eingeschätzt, wenn sie nicht mehr als sieben Getränke pro Woche und davon nicht mehr als drei an einem einzigen Tag zu sich nehmen. Bei Männern sind es nach Angaben des NIAAA nicht mehr als 14 Drinks pro Woche und nicht mehr als vier an einem einzigen Tag. Das bedeutet nicht, dass Menschen, die sich an diese Richtlinien halten, nie ein Alkoholproblem haben, sondern nur, dass das Risiko geringer ist als bei Menschen, die mehr trinken.
Als moderater Alkoholkonsum gilt ein Getränk pro Tag für Frauen und zwei Getränke pro Tag für Männer. Als Rauschtrinken gilt ein Konsum von mindestens vier Getränken bei Frauen und fünf Getränken bei Männern auf einmal an mindestens einem Tag im Monat.
Wenn du eher wenig trinkst, ist der Dry January vielleicht keine große Sache für dich. Wenn du allerdings viel trinkst, solltest du mit deinem Arzt sprechen, bevor du einen kalten Entzug machst. Alkoholentzug tritt bei Leuten auf, die besonders viel trinken und dann abrupt aufhören und sollte definitiv nicht unterschätzt werden, da es potenziell lebensbedrohlich sein kann.

In den vergangenen Jahren ist der Alkoholkonsum vor allem in der LGBTQIA+ Community stark angestiegen. Suchtmittel sind für queere Menschen häufig eine Bewältigungsstrategie bei Diskriminierung.
6. Auch wenn du wenig Alkohol trinkst, fühlst du dich im Dry January vielleicht genervt und gestresst.
Viele Menschen trinken, um dem Alltagsstress zu entkommen oder um besser einschlafen zu können, auch wenn sie das unterbewusst tun. Ohne Alkohol, muss man sich plötzlich mit diesen Problemen auseinandersetzen. „Die Erregungs- und Stresssysteme im Gehirn werden aktiviert, wenn man aufhört zu trinken“, so Koob.
7. Im Dry January brauchst du wahrscheinlich eine Art Ersatz für Alkohol.
Wenn du wegen deines Stresses getrunken hast, ist es jetzt an der Zeit, einen gesünderen Bewältigungsmechanismus zu finden.
Vielleicht hilft es dir, Alkohol durch ein anderes Getränk zu ersetzen – wie wäre es mit Wasser (mit oder ohne Sprudel) mit Geschmack? Einige Expert:innen empfehlen, in ein alkoholfreies Getränk genauso viel Zeit und Energie zu investieren wie in einen Cocktail: Mische zum Beispiel Früchte und andere Zutaten dazu, um das gleiche Erlebnis auch ohne Alkohol zu haben.
8. Vielleicht schläfst du im Dry January besser.
Koob zufolge hilft Alkohol zwar beim Einschlafen, aber nicht beim Durchschlafen. In der Umfrage der University of Sussex gaben 71 Prozent der Befragten an, im Dry January besser zu schlafen und 67 Prozent sagten, sie hätten mehr Energie.
9. Es kann jedoch sein, dass du nicht besonders viel Unterstützung von Freund:innen und Familie bekommst.
Leider unterstützen dich wahrscheinlich nicht alle Leute in deinem Umfeld bei deinem Dry January. Wenn du davon erzählst, sind die, die nicht mitmachen, vielleicht verärgert, und versuchen vielleicht sogar, dein Vorhaben zu sabotieren, wie Daily Mail berichtet.
Vielleicht haben sie das Gefühl, dass du sie verurteilst, sie verstehen deine Beweggründe nicht oder fühlen sich einfach durch die Tatsache bedroht, dass du deine eigene Beziehung zu Alkohol hinterfragst. Ein Grund dafür ist, dass Alkohol zu positiv dargestellt wird – nicht nur in Filmen, sondern auch in der Werbung. Eine Suchtexpertin bezeichnet ein Verbot von Alkohol-Werbung in Deutschland deswegen als „Gewinn“.
Auf Twitter teilen einige User:innen, wieso sie nichts vom Dry January halten: Sie wollen zum Beispiel Wein, Whiskey und Rum treu bleiben, außerdem wäre Januar sowieso schon ein elendiger Monat.


Ganz wichtig: du bist niemandem eine Erklärung für deinen Alkoholverzicht schuldig. Trink einfach deine Limo, lächel und denk dir deinen Teil.
In Japan ist es die Regierung, die junge Menschen „sabotiert“ und sie mit einer Kampagne zum Alkohol trinken animieren will, weil es Steuereinnahmen bringt.
10. Deswegen ist es wahrscheinlich eine gute Idee, es mit ein:er Freund:in zu machen.
Vielleicht hast du mehr Erfolg, wenn du den Dry January mit ein:er Freund:in, Partner:in oder Kolleg:in machst. Auf diese Weise hast du jemanden, bei dem du dich ausweinen kannst, wenn es mal schwierig wird. Untersuchungen haben gezeigt, dass jede Lebensumstellung, die du aus gesundheitlichen Gründen machst, wahrscheinlicher erfolgreich ist, wenn du Freund:innen hast, die dir dabei helfen.
Was auch hilft: Diese 13 trockenen Tweets, damit du den Dry January auch durchziehst.
11. Und zu guter Letzt: Du fühlst dich wahrscheinlich ziemlich gut, wenn du den Dry January machst.
In der Umfrage sagten 93 Prozent der Teilnehmer:innen aus, dass es für sie ein Erfolgserlebnis war, den Dry January erfolgreich zu beenden. Kein schlechter Start ins neue Jahr, oder?
Wenn du unter einem Alkoholproblem leidest, kannst du dir bei der Telefonberatung der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) unter 0221/892031 oder bei der Onlineberatung Hilfe holen. Außerdem findest du im Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen Suchtberatungsstellen in deiner Nähe.
Autorin ist Lauren Strapagiel. Der Artikel erschien am 04. Januar 2019 auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Friederike Hilz.