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Von wegen Doppelwumms: Staat entlastet reichere Menschen mehr als ärmere

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Von: Felicitas Breschendorf

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Statt ärmere Familien, die kaum durch den Winter kommen, unterstützt der Staat Gutverdiener deutlich stärker.

Jede Menge Geld, das die Bundesregierung für Entlastungspakete in die Hand nimmt, soll Bürger:innen angesichts stark steigender Preise entlasten. Besonders jene, die die zum Beispiel die hohen Energiepreise nur schwer bezahlen können. Doch einige Maßnahmen helfen reicheren Haushalten deutlich mehr als Geringverdienern. Das zeigen Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Singles mit geringem Einkommen profitieren laut IW viel weniger von den Entlastungen vom Staat als Besserverdienende. Bei einem Einkommen von 25.000 Euro betrage die Gesamtentlastung eines Singles den Berechnungen zufolge insgesamt 1510 Euro. Verdiene die Person besser, beispielsweise 75.000 Euro, werde sie vom Staat um 2689 Euro entlastet.

Symbolbild einer reichen Person.
Von den Entlastungspaketen profitieren am meisten reiche Menschen, wie das Institut für Wirtschaft feststellt. (Symbolbild) © WavebreakmediaMicro/ Imago

Reiche Familien profitieren stärker von den Entlastungspaketen

Bei Familien ist die Ungleichbehandlung laut IW noch größer. Gerade Familien, die es besonders schwer haben, durch den Winter zu kommen, werden demnach weniger unterstützt. Als Beispiel nennt das Institut eine vierköpfige Familie mit einem jährlichen Bruttoeinkommen von 45.000 Euro. Diese Familie werde vom Staat mit 3552 Euro unterstützt. Eine Familie mit 75.000 Euro Einkommen nach Angaben des IW stattdessen mit 4647 Euro.  

Hier kannst du sehen, wie Familien von den Entlastungen vom Staat profitieren:

Grafik. So viel Geld bekommen Familien durch die Entlastungspakete.
So viel Geld bekommen Familien durch die Entlastungspakete. © Institut für Wirtschaft

Personen mit größerer Wohnung bekommen durch Gaspreisbremse mehr Geld

Die Gaspreisbremse ist Teil vom „Doppelwumms“. Auch diese Maßnahme sei ein Beispiel dafür, dass Reiche mehr Unterstützung bekommen. Personen, die sich eine größere Wohnung leisten können und mehr Energie verbrauchen, werden laut IW stärker entlastet.

Insgesamt 200 Milliarden schwer seien die Entlastungspakete laut IW-Schätzung, die die Bundesregierung bisher auf den Weg brachte. „Es ist richtig von der Politik, angesichts der Schwere der Energiepreiskrise Geld in die Hand zu nehmen. Allerdings dominiert die Methode Gießkanne zu stark“, kritisiert IW-Steuerökonom Tobias Hentze. Die Gießkannen-Methode bedeutet, dass Geld an alle ausgeschüttet wird, ohne es nach Bedarf zu verteilen.

Mittelständische Unternehmen sind trotz Entlastungspaketen bedroht

Durch die Entlastungspakete werden auch Unternehmen unterstützt. Mittelständische Betriebe seien jedoch weiterhin bedroht, berichtet das IW. Energieintensive Betriebe wie Bäckereien und Papierverarbeitungsunternehmen seien in Sorge um ihre Existenz. Auch die EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola hat im Gespräch mit BuzzFeed News Deutschland gewarnt, dass Unternehmen nicht weiterarbeiten können. Um das Problem zu lösen, fordert Hentze, dass der Bund Vorauszahlungen von Unternehmen erstattet.

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