Scholz wollte mit „Doppelwumms“ Emotionen wecken, sagt Expertin

Olaf Schulz spricht über die Strom- und Gaspreisbremse als Doppelwumms. Aber was hat er sich bei dem Wort nur gedacht? Eine Sprach-Expertin gibt Antworten.
Als Olaf Scholz die Strom- und Gaspreisbremse ankündigt, spricht er von einem Doppelwumms. Annette Klosa-Kückelhaus vom Institut für Deutsche Sprache sagt gegenüber BuzzFeed News Deutschland, dass er damit wahrscheinlich mediale Aufmerksamkeit erzielen wollte. „Durch einen Wumms wird man auf etwas aufmerksam, das besondere Wirkung hat“, erklärt sie den Begriff. Wenn Politiker:innen Neologismen wie Doppelwumms verwenden, rufe das bei den Bürger:innen Emotionen hervor.
Olaf Scholz erwähnt den Doppelwumms in der Pressekonferenz im Bundestag über die aktuellen Fragen zur Energieversorgung. Er verwendete die Wortschöpfung also nicht spontan auf Nachfrage. Klosa-Kückelhaus hält es deshalb für wahrscheinlich, dass er sich den Begriff zuvor überlegt hat. Die Bundesregierung will mit Strom- und Gaspreisbremsen die Bürger:innen bei den erhöhten Energiepreisen entlasten. Auch junge Menschen können sich durch die Gaspreiserhöhungen kaum noch ihre Wohnungen finanzieren.
Vom Wumms zum Doppelwumms
In Bezug auf die Maßnahmen in der Pandemie sprach Olaf Scholz vor zwei Jahren über einen Wumms. Der Begriff steht lautmalerisch für einen dumpfen Laut beziehunhsweise Aufprall. Laut Klosa-Kückelhaus wird Wumms oft in Comics verwendet – zum Beispiel, wenn etwas explodiert oder jemand hinfällt. Ähnlich wirkungsstark wie ein lauter Wumms sollte für Scholz demnach das Corona-Maßnahmenpaket sein. „Dieses Mal erhofft er sich das gleich für zwei Maßnahmen: Wegfall der Gasumlage einerseits und Einführung der Gas- und Strompreisbremse andererseits“, sagt Klosa-Kückelhaus. Deshalb sprach Scholz womöglich von DOPPELwumms.
Olaf Scholz erhofft sich mit Doppelwumms vermutlich einen Medien-Hype
Die Germanistin forscht über Neologismen, also Wortneuschöpfungen. Auch mit Wumms hat sie sich auseinandergesetzt. „Wenn Politiker:innen so ein Wort verwenden, kann er oder sie sicher sein, dass es besondere Aufmerksamkeit erregt“, sagt Klosa-Kückelhaus. Sie meint damit auch die Aufmerksamkeit der Medien, die das Wort wiederum verbreiten. „Doppelwumms“ ist ein Begriff, den man so nicht aus der Politik kennt. Bürger:innen werden deshalb laut Klosa-Kückelhaus stutzig und hören näher hin. „Und das ist es ja, was Politiker:innen wollen: dass man ihnen zuhört“, sagt sie.
Es kommt immer wieder vor, dass Politiker:innen Neologismen einsetzten. „Es geht darum, sperrige Dinge wie Strom- und Gaspreisbremse so zu verpacken, dass es bei den Menschen ankommt“, sagt Klosa-Kückelhaus. Auch das Bürgergeld, welches Hartz IV ersetzt hat, gehört dazu. Mit dem Begriff sollten die Sozialleistungen positiver besetzt werden. Politiker:innen setzten die Begriffe laut Klosa-Kückelhaus oft bewusst ein. „Olaf Scholz macht nicht den Eindruck, ein spontaner Redner zu sein. Vieles, was er sagt, wirkt sehr gut vorbereitet, wie bei den meisten Politiker:innen“, sagt sie.
Neologismen wie Doppelwumms wecken Emotionen
Auf Twitter gibt es viele Reaktionen zu Doppelwumms. Einige sind irritiert oder ärgern sich, dass Scholz so einen verniedlichten Begriff über ein eigentlich ernstes Thema verwendet. Andere finden es witzig und erstellen damit Memes. Es habe nichts mit Doppelwumms per se zu tun, dass die Tweets teilweise auch negativ ausfallen. Wenn Politiker:innen etwas sagen, rufe das jedes Mal unterschiedliche Reaktionen aus. Bei auffälligen oder emotionalen Worten seien sie nur besonders stark. „Wenn sachlich berichtet wird und dann kommt auf einmal ein emotionales Wort, fällt das auf“, sagt Klosa-Kückelhaus.
Bei Doppelwumms handelt es sich laut Klosa-Kückelhaus um so ein „Emotionswort“. „Doppelwumms ist ein Ausdruck, der nicht neutral ist. Er löst etwas bei uns aus.“ Eine Explosion, die mit Wumms assoziiert wird, wolle keiner erleben. Maßnahmen, die mit besonderer Wucht in der Krise helfen, jedoch schon. Der Doppelwumms erschreckt positiv.