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Düsseldorf will Jugendliche mit Schallwellen-Gerät aus der Innenstadt vertreiben

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Von: Felicitas Breschendorf

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Links sieht man eine junge Frau, die ihre Ohren zuhält. Rechts einen Lautsprecher. Das Gerät „The Mosquito“, das nur für Jugendliche hörbare Geräusche aussendet, sieht ganz ähnlich aus. Es soll in Düsseldorf verteilt werden.
Jugendliche sollen mit unangenehmen Geräuschen aus der Innenstadt in Düsseldorf vertrieben werden. Das Gerät „The Mosquito“ sieht ähnlich aus wie ein Lautsprecher. © IMAGO / Panthermedia/ Collage/ BuzzFeed

Jugendliche sollen mit Schallwellen aus der Innenstadt in Düsseldorf vertrieben werden. Die unangenehmen Geräusche sind nur unter 26 Jahren wahrnehmbar.

Es gibt Töne, die meist nur von jungen Menschen gehört werden können, die 25 Jahre oder jünger sind. Sie sind besonders hoch und schrill, deshalb für das menschliche Gehör sehr unangenehm. Jugendliche sollen mit diesen Geräuschen jetzt aus der Innenstadt in Düsseldorf vertrieben werden. Die Schallwellen sollen mithilfe des Geräts „The Mosquito“ ausgesendet werden.

Jugendliche halten sich gerne in Innenstädten auf. Sie treffen sich in größeren Gruppen, plaudern in der Sonne, trinken zusammen. Bei solchen Zusammenkünften kann es natürlich schnell auch etwas lauter werden. Das scheint einige in der Stadt Düsseldorf zu ärgern. Im Rahmen des Projekts „Sicherheit in der Innenstadt“ prüft die Stadt Düsseldorf jetzt den Einsatz von dem Störsender „The Mosquito“, der die unangenehmen Geräusche verursachen soll.

Am Donnerstag, den 19. Mai, soll darüber diskutiert worden, ob Jugendliche mit den unangenehmen Geräuschen künftig tatsächlich vertrieben werden. Menschen unter 26 Jahren könnten dann nicht mehr gemütlich durch die Düsseldorfer Innenstadt laufen, ohne von hohen Piepstönen gestört zu werden.

The Mosquito: Ein Störsender, um Jugendliche zu vertreiben

„The Mosquito“ ist ein grauer Kasten, der Töne aussendet, die nur von Menschen unter 26 Jahren gehört werden können. Der Störsender soll an beliebten Plätzen in der Innenstadt verteilt werden. In der Altstadt, dem Ausgehviertel der Stadt, sollen die Geräusche hauptsächlich zu hören sein.

Der Störsender wurde 2005 in Großbritannien entwickelt. Das Ziel von „The Mosquito“ war schon damals, Jugendliche zu vertreiben, wie der Spiegel berichtet. Der Erfinder aus Wales habe versucht, Jugendliche fortzuscheuchen, die seine Tochter belästigten. Seit 2006 ist „The Mosquito“ auch in Deutschland auf dem Markt und bisher nicht verboten.

Auch junge Menschen, die in der Innenstadt arbeiten, können die Geräusche hören

Warum gibt es überhaupt Geräusche, die nur von Jugendlichen gehört werden können? Es gibt bestimmte Frequenzen, die man nur bis zu einem Alter von 25 Jahren wahrnehmen kann. Es handelt sich um besonders hohe Töne zwischen 17 und 18,5 Kilohertz. Das liegt daran, dass Menschen beim Altern einen zunehmenden Hörverlust erleiden. „The Mosquito“ erzeugt Geräusche, die in dieser hohen Frequenz liegen. Sie können demnach nur von jungen Leuten bis 25 Jahren gehört werden.

Das Problem: Junge Menschen unter 25 Jahren in der Innenstadt von Düsseldorf sind nicht ausschließlich Jugendliche, die sich störend verhalten. Junge Mitarbeiter:innen in der Gastronomie in der Altstadt könnten von den Geräuschen ebenso gestört werden. Auch jede Person unter 25, die einfach nur durch die Innenstadt schlendern möchte, wäre betroffen.

„Eine menschenverachtende Maßnahme“: Kritik an den Geräuschen in Düsseldorf

Der Antrag zu den Störgeräuschen ist durch die Linken veröffentlicht worden. Die Forderungen zu einem Einsatz von „The Mosquito“ stamme von Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller. Gegenüber dem WDR wollte die Stadt diesen Antrag nicht bestätigen. Sowohl Linke, als auch Grüne kritisieren den Plan scharf. „Ich weiß nicht genau, was wir dort prüfen müssen. Es ist doch jetzt schon klar, dass dieses System, dieses Ultraschall-Dauergeräusch, eine menschenverachtende Maßnahme darstellt“, erklärte etwa die Bezirksbürgermeisterin Annette Klinke (Die Grünen).

Der Jugendrat wiederum warnt laut der Rheinischen Post, dass die Maßnahme allen Jugendlichen unterstellt, sich unangebracht in der Stadt zu verhalten. „Alle Jugendlichen, die einen Abend friedlich am Rheinufer verbringen, würden in eine kriminelle Ecke gedrängt“, erklärte Erik Stephan, Sprecher vom Jugendrat. Außerdem könne es zu einer Verdrängung der Jugendlichen in andere Stadtteile und Wohngebiete führen.

Sind die Störgeräsuche gesundheitsschädlich?

Ob die Geräusche das Gehör schädigen können, ist umstritten. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat das Gerät bereits getestet. In ihrem Gutachten, das der Rheinischen Post vorliegt, steht, „dass eine gesundheitliche Schädigung des Hörvermögens nicht gänzlich ausgeschlossen werden“. Es sei bekannt, dass es zu Störungen des Gleichgewichtssinns kommen könne. Schwindel und Kopfschmerzen sind ebenfalls möglich.

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