Regierung plant 15 Millionen E-Autos: Viel zu wenig, um verheerende Folgen zu vermeiden

E-Autos statt Verbrenner können CO2-Emissionen schnell und deutlich reduzieren. Forscher:innen zufolge reichen die geplanten 15 Millionen E-Autos aber bei weitem nicht aus.
Auf jeder politischen Ebene sieht man gerade, wie es aussieht, wenn 1,5-Grad-Politik so weit verwässert werde, dass die Klimaziele nicht eingehalten werden können, sagte Luisa Neubauer kürzlich bei einer Pressekonferenz der „Fridays For Future“-Bewegung. Mit der 1,5-Grad-Politik meint sie das Ziel, die globale Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius, möglichst aber 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Darauf hat sich die internationale Staatengemeinschaft 2015 im Pariser Klimaabkommen geeinigt und die neue Bundesregierung hat sich im Wahlkampf erneut dazu bekannt.
Der Verkehr ist laut Umweltbundesamt einer der größten Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen die Emissionen im Verkehrssektor bis zum Jahr 2030 im Vergleich zum Jahr 2019 halbiert und bis zum Jahr 2045 auf Null reduziert werden. Dafür will die neue Bundesregierung unter anderem die Zahl der E-Autos bis 2030 auf 15 Millionen auf Deutschlands Straßen erhöhen. Einer Studie des Wuppertal Instituts im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge reicht das allerdings bei weitem nicht.
E-Autos sollen Treibhausgase deutlich reduzieren
Fast zwei Drittel der Emissionen im Verkehrssektor verursacht der Autoverkehr. Fahren künftig mehr Autos mit klimafreundlichen Antrieben, anstatt Diesel- oder Benzinautos auf Deutschlands Straßen, könnten Treibhausgas-Emissionen durch die Antriebswende deutlich reduziert werden. Schneller und deutlicher als mit der Mobilitätswende, die darauf abzielt, Autofahrten ganz zu vermeiden und auf klimafreundlichere Alternativen wie Bahn und Fahrrad setzt, schreibt Tobias Austrup von Greenpeace im Vorwort der Studie.
Wenn es um die Umrüstung geht, geht es aber häufig auch um fehlende Ladepunkte für die E-Autos. Der Ausbau geht voran, aber in vielen Landkreise und Städten hapert es jedoch immer noch. Das zeigt eine ausführliche Datenanalyse von IPPEN.MEDIA, die ihr hier nachlesen könnt.
Für das Klimaziel gibt es eine „Fünf-Millionen-Lücke“ bei den E-Autos
Das Bundesklimaschutzgesetz beinhaltet für verschiedene Sektoren wie Industrie, Landwirtschaft und Verkehr jährliche Ziele für die Emissionsreduzierung. Für den Verkehrssektor ist das Ziel, 2030 höchstens 85 Millionen Tonnen CO₂ auszustoßen. Nimmt man an, dass der Anteil der CO2-Emissionen des Autoverkehrs an den gesamten Emissionen des Verkehrssektors etwa gleich bleibt, dürfen die Emissionen des Autoverkehrs im Jahr 2030 nicht über 52 Millionen liegen, schlussfolgern die Autor:innen der Analyse. Zum Vergleich: 2019 verursachte der Autoverkehr laut Umweltbundesamt 101 Millionen Tonnen CO₂.
Mit den im Koalitionsvertrag geplanten 15 Millionen E-Autos in Deutschland wären dann nach Schätzungen der Studie rund 30 Prozent aller Autos elektrisch und der gesamte der Autoverkehr würde 2030 demnach trotzdem weiter über 64 Millionen Tonnen CO₂ verursachen. Also über zehn Millionen Tonnen zu viel, was für das Klima weiter verheerende Folgen haben könnte. „Um die Klimaziele dennoch zu erreichen, wären neben den 15 Millionen reinen Stromern noch zusätzlich über 17 Millionen Plug-in-Hybride notwendig – oder eben 20 Millionen rein batterieelektrische Fahrzeuge“ schreibt der Verkehrsexperte Austrup. Daher der Titel der Analyse: „Die Fünf-Millionen-Lücke“.
E-Auto-Boom: Verbot von Neuzulassungen für Verbrenner ab 2025 geplant
Außerdem zeige die Analyse, dass die Maßnahmen, die im Koalitionsvertrag stehen, selbst für die geplanten 15 Millionen E-Autos nicht ausreichen werden. Eine weitere Studie vom Wuppertal Institut beschäftigte sich bereits im Sommer 2021 mit Maßnahmen, die die Antriebswende hin zu mehr E-Autos beschleunigen könnten.
Dazu zählen unter anderem eine Neuzulassungsssteuer, die sich an der CO2-Emission des Autos orientiert, ein Neuzulassungsverbot für Verbrenner-Autos schon ab 2025 und generell ein höherer CO2-Preis. Verkehrsexperte Tobias Austrup schreibt außerdem, dass sich auch ein Blick nach Frankreich, Niederlande oder Dänemark lohne, denn die „haben bereits Neuzulassungssteuern eingeführt und ihre Dienstwagenbesteuerung klimafreundlich umgestaltet“.