Energiekrise für 40 Prozent der Unternehmen existenzbedrohend – Verband fordert „Gaspreisbremse ab Januar“
Jedes vierte befragte Familienunternehmen will wegen der Energiekrise Jobs abbauen. Kein Wunder, denn Entlastungen kommen nur „tröpfchenweise im Mittelstand an“, so der BVMW.
Obwohl Deutschland seit dem Ukraine-Krieg eine Rekordmenge an erneuerbarem Strom produziert, reicht das noch nicht, um die Auswirkungen der Energiekrise auf Einzelpersonen und Unternehmen aufzufangen. Wie unter anderem die Tagesschau berichtete, gefährdet die Energiekrise immer mehr Arbeitsplätze in deutschen Unternehmen. So gab in einer Umfrage ein Viertel der Unternehmen an, dass sie planen, Arbeitsplätze abzubauen.
Geplanter Arbeitsplatzabbau bei Familienunternehmen überrascht „in keiner Weise“
Laut Tagesschau führte das Ifo-Institut die Umfrage gemeinsam mit der Stiftung Familienunternehmen bei 1060 Unternehmen (davon etwa 900 Familienunternehmen) durch. Die Ergebnisse: Rund 25 Prozent der befragten Unternehmen planen einen Arbeitsplatzabbau. Im April waren es noch 14 Prozent.
Zusätzlich zum Abbau von Arbeitsplätzen stellen sich 57 Prozent der Firmen darauf ein, geplante Investitionen zu verschieben – mehr als noch im Frühjahr 2022. Neun Prozent der Unternehmen wollen außerdem, Betriebsstätten ins Ausland verlagern – drei Prozentpunkte mehr als noch vor sechs Monaten.
„Von den Studienergebnissen sind wir in keiner Weise überrascht“, sagt Alexander Stork vom Bundesverband Mittelstand (BVMW) gegenüber Buzzfeed News DE. Er ist stellvertretender Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung beim BVMW und Experte für den Energiemarkt. Schon im August zeigten Mitgliederumfragen des Verbandes, dass 72 Prozent der Unternehmen unter den explodierenden Energiepreisen litten – mehr als 40 Prozent sogar ihre Existenz bedroht sahen. „Diese Zahlen sind in den vergangenen Wochen weiter angestiegen“, so Stork.

„Es wird mehr Tempo benötigt, um Arbeitsplätze und Zukunftsinvestitionen im Mittelstand zu sichern“
„Dass die Lage so dramatisch ist, liegt nicht zuletzt an den lediglich tröpfchenweise im Mittelstand ankommenden Entlastungen“, erklärt Stork. Das Problem sei, dass das Energiekostendämpfungsprogramm nicht wie zugesagt für den breiten Mittelstand geöffnet worden sei und Entlastungen beim Gaspreis für kleine oder mittlere Unternehmen erst ab März greifen würden.
„Auch eine tragfähige Lösung zur Umsetzung der Strompreisbremse liegt noch in weiter Ferne“, bemängelt Stork gegenüber Buzzfeed News DE. „Es wird mehr Tempo benötigt, um Arbeitsplätze und Zukunftsinvestitionen im Mittelstand zu sichern“, so der Energie-Experte. Für den BVMW seien dafür drei Schritte wichtig: „Die Einführung der Gaspreisbremse für mittelständische Unternehmen ab Januar, wirksame Hilfen zur Sicherung der Liquidität in den Unternehmen und eine schnellstmögliche Umsetzung einer wirksamen Strompreisbremse.“