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Wegen der Energiekrise stellt erster Vermieter Warmwasser ab - Mieterbund entsetzt: „geht so nicht“

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Von: Robert Wagner

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Eine Frau beim Duschen
Für die Mieter:innen der Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde mittlerweile Realität: Warm duschen ist nur noch zu festen Zeiten möglich. © Amphiro AG/dpa

Die Energiekrise verschärft sich zunehmend. Auch Gas wird teurer. Nun dreht der erste Vermieter seinen Mieter:innen das Warmwasser ab.

Schon länger appelliert die Politik an die deutsche Bevölkerung, angesichts der drohenden Gasknappheit ihren Energieverbrauch zu senken. Im April forderte beispielsweise der Chef der Bundesnetzagentur die Deutschen dazu auf, weniger warum zu duschen. Nun müssen die ersten Mieter:innen in Deutschland offenbar gezwungenermaßen auf warme Duschen verzichten, zumindest zu bestimmten Tageszeiten. Die Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde in Sachsen zieht aus der aktuellen Energiekrise Konsequenzen und dreht in ihren Wohnungen das Warmwasser stundenweise ab.

Ihre Mieter:innen haben seit dem 1. Juli nur noch von vier bis acht Uhr morgens, von elf bis 13 Uhr mittags und von 17 (am Wochenende 16) bis 21 Uhr abends Zugang zu Warmwasser, wie RTL berichtet. In den Zeiten dazwischen müssen sie sich mit kaltem Wasser begnügen. Außerdem wird die Heizung bis September grundsätzlich nicht mehr aufgedreht. Betroffen sind etwa 300 der insgesamt 600 Wohnungen im Besitz der Genossenschaft. Diese Maßnahmen seien den Mieter:innen bei einer Mitgliederversammlung am 23. Juni angekündigt worden, teilte man RTL mit.

Energiekrise: Gaspreise sind um ein Vielfaches gestiegen

Ziel sei es, die Mieterinnen vor deutlich höheren Rechnungen zu bewahren, erklärte Vorstand Falk Kühn-Meisegeier gestern gegenüber der dpa: „Es geht nicht darum, die Mieter zu ärgern, sondern sich auf das einzustellen, was wir im nächsten Jahr vielleicht sonst nicht mehr bezahlen können.“ Man wolle den Menschen helfen, gut durch die aktuelle Krise zu kommen. „Bei uns wohnen keine Einkommensmillionäre. Die Leuten müssen einfach die Preisspirale bewältigen können.“

Als Vermieterin müsse die Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde die Betriebskosten unter anderem für Gas im Voraus zahlen und gegenüber dem örtlichen Energieversorger in Vorkasse gehen. Aufgrund der massiv gestiegenen Gaspreise hätten sich die entsprechenden Kosten vervielfacht. Statt der sonst üblichen 100.000 Euro seien es nun 400.000 Euro, die die Genossenschaft aktuell zahlen müsse, zitiert die dpa Kühn-Meisegeier. Das Gas wird mittlerweile dermaßen knapp, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck sehr zum Leidwesen von Fridays For Future wieder mehr Strom mit Kohle produzieren will.

Die Mieter:innen hätten ihrerseits bereits im April für die Vorauszahlung der Betriebskosten das Doppelte des sonst Üblichen bezahlen müssen. Die tatsächlichen Kosten werden aber erst mit der Betriebskostenabrechnung für 2022 beglichen. Die wird erst im Herbst nächsten Jahres fällig.

Mieterbund zum abgestellten Warmwasser: „Geht so gar nicht“

Während die betroffenen Mieter:innen selbst laut der Genossenschaft Verständnis für diese drastischen Maßnahmen zeigen, rege sich in den sozialen Medien großer Unmut darüber. Man beziehe „virale Dresche“, wie es Kühn-Meisegeier gegenüber der dpa ausdrückt. Auch der Mieterbund in Sachsen sieht die Sache äußerst kritisch. Dass ein Vermieter einseitig entscheidet, seinen Mieter:innen das Warmwasser abzudrehen, „geht so gar nicht“, sagte Sprecher Florian Bau der dpa. Unter Umständen könnten die Betroffenen sogar die Miete mindern, denn „mängelfrei ist eine Wohnung dann, wenn 24 Stunden am Tag warmes Wasser zur Verfügung steht“, so Bau. Auch gebe es einen gesetzlichen Anspruch auf warmes Wasser.

Aus der Wohnungswirtschaft sind in letzter Zeit mehrfach Appelle an die Mieter:innen zu hören gewesen, den Vermieter:innen entgegenzukommen und von sich aus die Abschläge zu erhöhen. Allein schon um extreme Nachzahlungen zu vermeiden, rät laut dpa auch der Mieterbund zu diesem Schritt. Wie man im Alltag dazu beitragen kann, den Energieverbrauch zu senken, und dabei auch noch Geld spart, erklären wir euch mit diesen fünf Tipps zur Energiekrise.

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