Parks, Kinos, Pubs: An diesen Orten verabschiedeten sich die Menschen von Queen Elizabeth
Tausende Menschen versammelten sich im Hyde Park in London, um die Beerdigung von Queen Elizabeth live mitzuverfolgen und ihr die letzte Ehre zu erweisen.
Da am Montag wegen des britischen Feiertags weder Schule noch Arbeit stattfanden, versammelten sich in London Millionen von Menschen in Parks, Pubs und Kinos, um gemeinsam das Begräbnis der verstorbenen Queen zu verfolgen.
Tina Trott machte sich um 13:30 Uhr von ihrem Haus in Hull, East Yorkshire, auf den Weg, um die Beerdigung der am längsten regierenden Monarchin Großbritanniens in all ihrer Pracht mitzuverfolgen. Gemeinsam mit ihrem 14-jährigen Sohn machte sie sich auf die 241 km lange Reise nach London, in der Hoffnung – wenn sie früh genug in London ankämen – die historische Verabschiedung von Queen Elizabeth nach zehn Tagen Staatstrauer mitzuerleben.
„Ich hatte keine Gelegenheit, den Sarg zu sehen, das ist wirklich schade“, sagte die 50-Jährige zu BuzzFeed News US. Als sich die Straßen entlang der Prozessionsroute der Queen füllten, wurden diejenigen, die sich keinen Platz in der ersten Reihe sichern konnten, von Stewards vor Ort in den Hyde Park geleitet. Die lange Schlange vor dem Sarg der Queen wurde zur Vorlage für zahlreiche sehr britische Tweets.
Live-Übertragung der Beerdigung von Queen Elizabeth im Hyde Park: „Man fühlte sich ziemlich vereint“
Wie Tausende andere Besucher:innen wurde Trott in den Park geführt. Trotz ihrer Frustration fand sie schnell Gefallen an der Atmosphäre. Sie kaufte von einem Straßenverkäufer ein inoffizielles Programm als Souvenir und schloss sich anderen Familien an, die gemeinsam picknickten und mit Bierdosen auf die Queen anstießen. „Es war herrlich“, erzählte Trott. „Man fühlte sich ziemlich vereint. Alle waren super nett zueinander.“
Nicht nur treue britische Untertan:innen hatten sich mit Tausenden von anderen im Hyde Park versammelt, wo die Beerdigung auf drei Großbildschirmen übertragen wurde. Marie Esteve und ihre Freundin Anaïs Retouret hatten bereits geplant, London von ihrem Zuhause in Frankreich aus zu besuchen, als sie vor elf Tagen vom Tod der Queen erfahren hatten.
Trauer um die verstorbene Queen Elizabeth: „Das Ende einer Ära“
„Es war nicht unsere Königin. Ich glaube, wir haben ein anderes Verhältnis zueinander, aber als Anaïs mir schrieb: ‚Die Queen ist tot.‘ Das war ein Schock“, sagt Esteve. „Es war wie das Ende einer Ära“, sagt Retouret. Sie erzählten BuzzFeed News US, dass sie überrascht gewesen seien, wie viele andere junge Menschen ebenfalls anwesend waren und wie magisch die Erfahrung war.
„Wir sahen viele junge Leute und ich sagte gerade zu Anaïs, dass es wirklich seltsam war, dass sich all diese Menschen aus so vielen verschiedenen Ländern zum selben Zeitpunkt an einem Ort versammeln und Jahre später ‚Ich war dabei‘ sagen werden“, so die 25-Jährige. Andere sahen sich die Beerdigung an, als handele es sich um den neuesten Blockbuster.
Doch nicht jede:r trauert um die Queen: Unsere Autorin erzählt, warum der Tod der Queen sie nicht traurig macht.
Beerdigung von Queen Elizabeth: Live-Übertragung im Kino, aber ohne Popcorn
Cheryl Whitney hatte sich eine Karte für eine ausverkaufte Vorführung im Vue, einer britischen Kinokette, reserviert. Sie wusste, dass sie dem Tod der Queen gedenken wollte, teilweise inspiriert durch ihre Mutter, die 1997 an der Beerdigung von Princess Diana teilgenommen hatte. Ursprünglich hatte sie geplant, zum Buckingham Palace und zur Mall zu gehen, „weil wir die Politiker:innen und Würdenträger:innen sehen wollten, die an der Beerdigung teilnehmen“, so die aus Südlondon stammende 25-Jährige.
„Bei so vielen Menschen sah es sehr voll aus, und wir wussten, dass wir einen Großteil der Beerdigung verpassen würden, wenn wir nur in der Menge stehen würden“, so Whitney. Dann habe sie gehört, dass das Kino für alle geöffnet würde, die die Beerdigung auf einer großen Leinwand und in bequemen Sesseln verfolgen wollten. Die Vorführung war kostenlos – die einzige Bedingung war, dass es kein Popcorn geben würde.
„Wir sahen also, dass es eine Möglichkeit gab, das Ganze mit allen anderen im Kino zu sehen“, fuhr sie fort. „Also sagten wir: ‚Warum nicht?‘ Lass uns einfach hingehen und wenigstens im Zentrum Londons sein, wo die Action stattfindet.“ Obwohl es keinen formellen Dresscode gab, bestand Whitney darauf, sich angemessen zu kleiden. Für ihren Kinobesuch trug sie daher als Zeichen des Respekts formelle, schwarze Kleidung. Was Queen Elizabeth darüber wohl gedacht hätte? Das haben wir uns auch in diesen 10 Momenten gefragt.
„Es ist ein königliches Begräbnis, also muss man sich auch für einen königlichen Anlass kleiden“, sagte Whitney. „Deshalb trage ich meinen Fascinator (leichter Kopfschmuck für Frauen, Anm. d. Red.), meine Tante-Absätze und ich habe ein paar Blumen in der Hand, die ich nach der Beerdigung vor dem Buckingham Palace niederlegen werde.“
Beerdigung von Queen Elizabeth: Londons Pubs und Kneipen profitierten von den zahlreichen Besucher:innen
Im Obergeschoss einer der ältesten rekonstruierten Tavernen von Mayfair versammelten sich etwa 30 Gäste in einem ruhigen Raum in dunklerem Ambiente. Die Anwesenden nippten an ihren Pints und knabberten Chips, während weitere Gäste, die es nicht nach Vorne geschafft hatten, die Zeremonie in der Stille des Coach & Horses verfolgten.
„Wir sind einfach nicht durchgekommen und haben am Ende alles verpasst“, sagte die 29-jährige Lauren Palmer, die mit ihrem Cousin und einem Freund aus Bristol angereist war. „Ich habe nichts gegen den Pub, aber wenn hier wegen eines solchen Anlasses ist, kann es sich nur wie ein kleiner Wermutstropfen anfühlen. Aber ich werde mir einen Drink holen und mich hinsetzen“, sagt Palmer gegenüber BuzzFeed News US.
Überall in der Stadt versuchten die Menschen, die Mahnwachen zu verlassen und sich den Weg aus dem logistischen Labyrinth zu bahnen, das durch provisorische Barrikaden und Straßensperren entstanden war. Derweil wurden die wenigen Kneipen, die geöffnet waren, mit einem Ansturm von Gästen belohnt, die nach der Beerdigung etwas trinken wollten.
Viele Menschen reisten extra für die Beerdigung von Queen Elizabeth nach London
Die Freundinnen Sandra und Tracy, die aus Datenschutzgründen ihre Nachnamen nicht nennen wollen, hatten sich um vier Uhr morgens auf den Weg von Yorkshire nach London gemacht, um die letzte Reise der Queen mitzuerleben. Beide Frauen, denen zu Ehren der verstorbenen Monarchin der zweite Vorname „Elizabeth“ gegeben wurde, fühlten sich mit ihrem Vermächtnis verbunden. Apropos Vermächtnis: Queen Elizabeth hinterlässt ihre geliebten Corgi-Hunde, um die sich jetzt Prinz Andrew kümmert.
„Wir hatten einfach das Gefühl, dass wir hier sein mussten“, sagt Tracy. „Wir hatten gehofft, einen Teil der Prozession zu sehen, aber wir konnten nicht dabei sein. Also haben wir uns allen im Park angeschlossen, und es war einfach herrlich. Die Stimmung war so gut.“
Der Tag habe sich gelohnt, meinte Sandra, und ergänzte, dass der Abschied noch nicht ganz vorbei sei. „Ich denke, sobald wir ein paar Blumen für die Queen niedergelegt haben, werden wir uns einen schönen Platz suchen und einen Toast aussprechen“, sagt Sandra. „Ja, ich denke, das wäre schön.“
Autorin ist Ade Onibada. Dieser Artikel erschien am 21. September 2022 zunächst auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Aranza Maier.