Nach GNTM nun auch Love Island: Die Show wird diverser - erstmals Transgender-Kandidatin

Die 22-jährige Jessica ist weltweit die erste Transfrau bei der Datingshow „Love Island“. Ein starkes Zeichen, das hoffentlich nicht nur das Image des Senders aufpolieren soll.
Germanys Next Topmodel lebt das Diversity-Motto in der laufenden Staffel ja bereits stark vor. Angefangen von den unterschiedlichsten Körperformen- und größen über diverse Hautfarben bis hin zu einer umfangreichen Altersrange: Dieses Jahr zog der Sender Pro 7 wirklich alle Register. Doch auch andere Sender scheinen sich über Diversität Gedanken zu machen. So auch RTL - bei der deutschen Ausgabe der Datingshow „Love Island“ ist dieses Jahr erstmals eine Transgender-Kandidatin mit dabei: Jessica.
Wer ist Jessica?
Jessica, oder auch Jess genannt, ist 22 Jahre alt und als Mann geboren. Mit 12 Jahren outete sie sich das erste Mal vor ihrer Mutter, seitdem lebt sie als Frau. Nach drei geschlechtsangleichenden Operationen fühlt sie sich in ihrem Körper sichtlich wohl. Bereits in der ersten Episode zeigte sie sich selbstbewusst, charismatisch und gut gelaunt. Vor ihren Mitbewerberinnen outete sich Jessica ganz direkt und hatte damit keine Probleme. Ihr sei eine offene Art wichtig, sagte sie bereits am Anfang. Nach einer jahrelangen gescheiterten Beziehung, entschied sie sich bei Love Island mitzumachen. „Ob ich jetzt trans bin oder nicht: Ich hätte mich auf jeden Fall beworben“, sagte sie in Hinblick auf ihre sexuelle Identität.
Die 22-Jährige kämpft trotzdem
Um nochmal auf GNTM zurückzukommen. Bereits vergangenes Jahr hat das Transgender-Model Alex Mariah Peter die Show gewonnen. Das zeigt, dass sich im Kampf um Akzeptanz in der Gesellschaft etwas tut. Doch in Sachen Dating scheint dieser in der Öffentlichkeit geführte Kampf härter denn je. Denn obwohl Jessica so selbstsicher auftritt, verlangt die Show doch einiges von ihr ab. „Es ist immer wieder krass, sich immer wieder outen zu müssen und rechtfertigen zu müssen, für das, was man ist“, sagte sie beispielsweise im Zuge des Outings gegenüber dem Kandidaten Adriano. „Ich merke, dass Adriano mich als Mensch mag. Darum ist meine Angst jetzt, dass es auch bei ihm am Ende heißt: ‚Du bist cool, aber mehr wird da nicht draus‘“, teilte sie Mitbewerberin Vanessa mit.
Sender und Community stehen hinter Jessica
Es ist natürlich auf den ersten Blick schön zu sehen, dass eine deutsche Dating-Show, die ihren Fokus bislang auf heterosexuelle, cisgeschlechtliche Menschen gelegt hat, damit bricht. Auf Nachfrage des Berliner Kuriers, wie denn RTL dazu stehe, teilt eine Sendersprecherin mit, dass man Jessicas Offenheit um das „Thema Transgender“ bewundere und: „Das Wohl unserer Protagonist*innen hat für uns oberste Priorität!“. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Sender bis zum Schluss dazu bekennt und Jessica die Kämpfe, die möglicherweise auf sie zukommen, nicht alleine ausfechten lässt.
Auf Instagram hat die gebürtige Polin längst eine stabile Community. „Jess ist einfach so eine starke Frau“, „Team Jess“ oder „Du bist echt ein Vorbild, weil ich auch gerade diesen Prozess durchmache“, heißt es etwa in ihren Storys auf Instagram.
Viele Medien handeln rückschrittlich
Die Sendung wird seit Staffelstart natürlich von zahlreichen Medien aufgegriffen. Die Star-Rubriken sind voll vom Klatsch und Tratsch rund um die Couples. Doch nicht alle tragen auch wirklich zu einer fortschrittlichen Entwicklung bei und verstärken zudem klassische Rollenbilder. In vielen Headlines ging es nur darum, was Adriano - also ein cis Mann, über das Outing dachte und wie es ihm damit ging. „Sein Flirt Jessica ist transgender: Das war Adrianos Reaktion“ schreibt etwa die Bunte.de. Ihre Gefühl und Ansichten werden dabei komplett ausgeblendet.
„Gleich in der ersten Folge von ‚Love Island‘ flogen zwischen Adriano und Jessica die Funken. Dann gestand sie ihm, dass sie transgender ist. Wie hat er es aufgenommen?“, heißt es weiter in der Bunte.de. Mit „sie gestand ihm, dass sie transgender ist“ wird Jessica als jemand dargestellt, der etwas Falsches getan hat - als wäre es immer noch falsch, eine Transfrau zu sein. Das ist natürlich fatal und sollte in jedem Fall hinterfragt und diskutiert werden.