Fridays for Future in Deutschland: Wer steckt hinter der Klimaschutz-Bewegung?
Für „Fridays for Future“ demonstrieren Millionen junger Menschen gegen den Klimawandel. Was fordern sie? Die Klimaschutz-Bewegung einfach erklärt.
Berlin – Die Protest-Bewegung „Fridays for Future“ ist spätestens seit Frühjahr 2019 in unzähligen deutschen Städten und Gemeinden angekommen. Weltweit haben sich mehr als 14 Millionen Menschen dem schwedischen Vorbild „Skolstrejk för Klimatet“ angeschlossen und protestieren an Freitagen regelmäßig gegen den Klimawandel. Doch wer steckt hinter der Klimaschutz-Bewegung? In diesem Text findet Ihr alle wichtigen Informationen zu den School Strikes for Climat.
Name | Fridays for Future (FFF, engl. School Strike for Climate, Youth for Climate, Climate Strike, Youth Strike for Climate) |
---|---|
Entstehung | August 2018 |
Teilnehmer:innen | 14.000.000 in 213 Ländern weltweit |
Wichtige Personen | Greta Thunberg, Luisa Neubauer, Anuna de Wever |
Forderungen | Bis 2035: Reduzierung der Treibhausgase auf Null, Kohleausstieg bis 2030 |
Wichtige Länder | Deutschland, Schweden, UK, USA, Indien, Frankreich |
Greta Thunberg und „Fridays for Future“: Wie entstand die Klimaschutz-Bewegung?
Die Klimaschutz-Bewegung „Fridays for Future“ (auch FFF oder School Strike for Climate genannt) hat ihre Anfänge im August 2018. Zu dieser Zeit protestierte die damals 15-jährige Greta Thunberg gemeinsam mit anderen Klassenkamerad:innen drei Wochen lang vor dem schwedischen Parlament und kritisierte die Klimapolitik der dortigen Regierung – obwohl sie eigentlich in der Schule hätte sein müssen. Sie teilte ihren Protest auf Twitter und Instagram und wurde bald zum Vorbild für Millionen junge Menschen, die an Freitagen seitdem regelmäßig für das Klima die Schule schwänzen und protestieren gehen.
„Fridays for Future“ ist keine NGO: Soziologe Dieter Rucht vom Berliner Institut für Protest und Bewegungsforschung bezeichnet die Klimaschützer:innen 2019 gegenüber dem ZDF als „Graswurzelbewegung ohne formelle Hierarchien“. Im Laufe des ersten Jahres schlossen sich den Klimastreiks auch Gewerkschaften und Umweltorganisationen an und riefen zum Protest auf. Um zu verhindern, dass sich andere Unternehmen ihrer Bewegung bedienen können, reichte eine Stiftung der Familie Thunberg im Dezember 2019 einen Antrag auf markenrechtlichen Schutz ein, der nur in Teilen gewährt wurde.
Wer finanziert sich „Fridays for Future“?
„Fridays for Future“ finanziert sich durch Spenden. Davon werden beispielsweise Sticker, Plakate und auch technische Services wie das Website-Hosting bezahlt. Die Spenden werden für das jeweilige Land einzeln entgegengenommen. Wer in Deutschland spenden möchte, wendet sich direkt an den Unterstützerverein „Alle fürs Klima e.V. i.G.“.
Fridays for Future: Wofür protestieren die jungen Leute?
Bei der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris einigten sich 197 Staaten auf ein neues, globales Klimaschutzabkommen, das am 4. November 2016 in Kraft trat. Das Hauptziel, auf das sich die Teilnehmer:innen in der Konferenz einigten: Die Klimaerwärmung darf 1,5°C nicht überschreiten.
„Fridays for Future“ fordert, dieses 2015 beschlossene Ziel einzuhalten. Die verschiedene Landesverbände präsentieren auf ihren Webseiten unterschiedliche Forderungen und Vorschläge, wie die Regierung dieses Ziel einhalten könnte. Als Kernforderungen für Deutschland nennt die Protest-Bewegung folgende sechs Ziele:
- Bis 2035 null Treibhausgase ausstoßen
- Kohleausstieg bis 2030
- 100% erneuerbare Energien bis 2035
- Ende der Subventionen für fossile Energieträger
- Ein Viertel der Kohlekraftwerke abschalten
- Eine CO2-Steuer auf alle Treibhausgasemissionen, die sich am Umweltbundesamt orientiert (180€/Tonne CO2)
Unmittelbar vor der Bundestagswahl im September 2021 riefen die, von Medien als Klimakinder bezeichneten, Aktivist:innen unter dem Hashtag #AlleFürsKlima zum neunten globalen Klimastreik auf. In einem Interview mit der Heilbronner Stimme kritisierte die FFF-Bundessprecherin Pauline Brünger damals, dass die politische Diskussion eine „unfassbar verlogene“ sei und es nur darum ginge, wer das beste Klimaprogramm hätte.
Erfolg der Grünen bei der Bundestagswahl: Was hat „Fridays for Future“ bewirkt?
Bis heute sieht „Fridays for Future“ seine Forderungen in der rot-grün-gelben Regierungserklärung nicht erfüllt. Sie berufen sich auf ein Dokument des „Wuppertal Instituts“ von 2020, in welchem aufgelistet ist, was Deutschland in den nächsten Jahren tun müsste, um seinen Teil zum 1,5-Grad-Ziel zu leisten. Vor der Bundestagswahl 2021 machten die Klima-Aktivist:innen noch einmal deutlich, dass ihnen die Ziele im Wahlprogramm bei keiner Partei weit genug gehen.
Dabei erhofften sich nach Angaben der FAZ vor allem die Grünen und ihre Spitzenkandidatin Annalena Baerbock große Zugewinne von den Fridays-for-Future-Protesten. Das neue Klima-Bewusstsein der Deutschen, an dem Klimaproteste nicht ganz unschuldig sind, hat zum Wahlerfolg der Grünen als drittstärkste Kraft sicher beigetragen. Dennoch blieb der große Erfolg, den die Partei sich gewünscht hatte, aus.
Deutschland, Schweden und USA: Wo wird überall gegen den Klimawandel gestreikt?
Insgesamt streikten nach Angaben der Klimaschutz-Organisation bereits 14 Millionen Menschen gegen den Klimawandel. Die Klimaschutz-Demonstrationen beschränken sich dabei nicht nur auf Deutschland, Schweden oder die USA: Weltweit kämpfen junge Menschen in mehr als 210 Ländern für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels.

Deutschland gilt als erfolgreichster Ableger der Klimaschutz-Bewegung. Hier fanden nach Informationen von FFF allein im Jahr 2019 an über 1.600 Orten globale Klimastreiks statt. Bundesweit sind unzählige Ortsgruppen und Landesverbände entstanden, die auf eigenen Internetseiten und Social Media Kanälen wie WhatsApp und Instagram zu den Freitags-Demonstrationen aufrufen.
Das wohl berühmteste Gesicht von Fridays for Future Deutschland ist Luisa Neubauer. Sie wurde seit Anfang 2019 zur führenden Persönlichkeit der deutschen Bewegung. Schon vor ihrer Arbeit für FFF war Neubauer Mitglied in mehreren Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs). Heute ist sie auch bei Bündnis90/Die Grünen. Neben ihr sind auf Bundesebene auch Jakob Blasel, Ragna Diederichs, Carla Reemtsma und Franziska Wessel bekannt.
„Fridays for future“ heute: Corona und Ukraine
Während der Corona-Pandemie wurde es um die Klimaaktivist:innen ruhiger. Die Anzahl an Demonstrationen ist heute nicht mehr so hoch, wie noch 2019. Sie nahm ab 2020 stark ab, was man auch den Daten auf der FFF-Website entnehmen kann. Kontaktbeschränkungen und andere Maßnahmen gegen Corona machten es für die Teilnehmer:innen schwer, weiterhin regelmäßig zu demonstrieren.
In einem Interview mit BR24 sagten bayrische Klima-Aktivist:innen in vielen Ortsverbänden sei der Schwung raus. Die Corona-Krise sei greifbarer als die Klimakrise, weswegen Klimaschutz und Umwelt 2020 und 2021 in den Hintergrund traten. Laut den Klimaschützer:innen ein bedenkliches Phänomen, denn die Klimakrise sei weitaus bedrohlicher und langfristiger als die Corona-Pandemie.
Nach dem Angriff Wladimir Putins auf die Ukraine am 24. Februar 2022 rief die ukrainische Organisation von „Fridays for Future“ dazu auf, gegen den Krieg zu demonstrieren. Pauline Brünger sprach am 1. März 2022 in einer FFF-Pressemitteilung davon, „dass Klimagerechtigkeit und Frieden untrennbar miteinander verbunden sind“ und lud Klima-Aktivist:innen dazu ein, gegen den Krieg zu demonstrieren. Ihre Kollegin Luisa Neubauer bezeichnete den Ukraine-Konflikt in einer Talkshow bei Markus Lanz als „fossilen Krieg“ und forderte von der deutschen Politik die „Unabhängigkeit von russischem Gas“, wie ZDF berichtete.