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Der Verband der Fleischwirtschaft sieht den Hauptgrund dafür in den dramatisch gestiegenen Preisen für Fleisch und Fleischprodukte. „Die Inflation führt zu Kaufzurückrückhaltung und zu vermindertem Konsum“, sagt Hauptgeschäftsführerin Heike Harstick. Auch eine frühere Untersuchung von Monitor Deloitte, der Unternehmensberatung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, zeigt, dass Menschen durch die Inflation weniger Geld für nachhaltige Produkte ausgeben.
Rind-, Kalb- und Schweinefleisch war nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus dem Dezember 2022 rund 20 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, Geflügel hatte sich sogar um mehr als 30 Prozent verteuert. „Dass sich eine solche Inflation auf das Einkaufsverhalten auswirkt, ist ganz klar“, sagte Harstick.
Doch der Bundesverband der Verbraucherzentrale widerspricht im Gespräch mit BuzzFeed News DE, dass die Deutschen aufgrund der Inflation weniger Fleisch essen. Bei der Verbraucherzentrale meldeten sich, wie sie erzählt, zwar immer mehr Menschen, die sich am Ende des Monats keine Lebensmittel mehr leisten könnten – mit Fleischverzicht habe das aber wenig zu tun. „Schon vor dem Ukraine-Krieg und der steigenden Inflation hatte der Fleischverzicht eine hohe Priorität“, erklärt Verbraucherschützerin Christiane Seidel.
Stattdessen sind sich laut der Verbraucherschützerin mittlerweile mehr Deutsche darüber bewusst, dass sich ihre Ernährung auf die Umwelt auswirkt. „Viele Menschen wollen sich nachhaltiger ernähren.“ Das sei aber nicht der einzige Grund: „Der Rückgang von Rind-, Kalb- und Schweinefleisch spricht dafür, dass sich einige auch gesünder ernähren wollen.“ Rotes Fleisch, zu dem die drei Fleischsorten gehören, gelte schließlich als ungesünder.
Nach einer Analyse aus der Schweiz weisen 97 Prozent der Legehennen Knochenbrüche auf. „Dass weniger Konsument:innen Fleisch essen, kann daran liegen, dass sie mehr auf Tierhaltung achten“, so Seidel. Bilder, die die katastrophalen Zustände von Tieren in Schlachthöfen zeigen, seien mittlerweile stark verbreitet. In diesem Aspekt sind sich Verbraucherzentrale und Fleischwirtschaft-Verband einig. Letzterer gibt an, die Branche leide aufgrund negativer Berichterstattung in den Medien unter einem Imageproblem.
„In Deutschland wird mehr Fleisch gegessen als die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Wir begrüßen also die Entwicklung hin zu einem bewussteren Konsum“, sagt Lebensmittel-Expertin Seidel BuzzFeed News. Nur weil aber weniger Fleisch gegessen wird, heiße das nicht, dass sich jeder Mensch vegan ernähren könne.
„Vegane Ersatzprodukte sind weiterhin oftmals teurer als Fleisch. Vegane Ernährung sollte keine Frage des Geldbeutels sein“, sagt Seidel mit Hinblick auf Ersatzprodukte, die auch immer wieder in der Kritik stehen, ungesund zu sein. Vegane Ernährung ohne Ersatzprodukte sei dagegen womöglich günstiger als eine Ernährung mit Fleisch, merkt sie an. Eine Oxford-Studie aus dem Jahr 2021 zeigt, dass der Umstieg auf eine vegane Ernährung ohne viel Ersatzprodukte die Lebensmittelrechnung um rund ein Drittel senken kann.
(Mit Material der dpa)
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