Mehrheit der geflüchteten Ukrainer:innen fühlt sich in Deutschland willkommen
Eine Studie zur Lage der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland liefert schöne News. Die meisten von ihnen fühlen sich hier willkommen.
Eine deutliche Mehrheit der ukrainischen Geflüchteten fühlt sich in Deutschland willkommen. Das ergab eine repräsentative Umfrage unter mehr als 11.000 Ukrainer:innen, die seit dem 24. Februar vor der russischen Invasion nach Deutschland geflüchtet sind.
Es handelt sich um die erste repräsentative Studie über die Lebenssituation von ukrainischen Geflüchteten in Deutschland, die mehrere Forschungseinrichtungen vorgelegt haben, darunter das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Daten für die Studie „Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland – Flucht, Ankunft und Leben“ wurden zwischen August und Oktober erhoben.
Die allermeisten Geflüchteten aus der Ukraine wollen länger bleiben, viele für immer
Trotz der psychischen Belastung durch Flucht und Trennung geht es mit der Integration der aus der Ukraine geflohenen Menschen gut voran. Knapp die Hälfte von ihnen hat bereits regelmäßig Kontakt mit der deutschen Bevölkerung. 76 Prozent der Befragten, die zwischen dem 24. Februar und 8. Juni nach Deutschland geflüchtet sind, fühlten sich bei ihrer Ankunft in Deutschland „voll und ganz“ oder „überwiegend“ willkommen. Mehr als ein Drittel gab an, für immer (26 Prozent) oder zumindest für mehrere Jahre oder kürzer (13 Prozent) im Land bleiben zu wollen.
Ein weiteres Drittel (34 Prozent) will nach dem Krieg wieder in die Heimat zurückzukehren, nur zwei Prozent planen dies innerhalb eines Jahres. Der Rest (27 Prozent) war unentschieden. 17 Prozent der Befragten im erwerbsfähigen Alter hatte zum Zeitpunkt der Befragung eine Arbeitsstelle. Bereits im November ging aus einer Anfrage an die Bundesagentur für Arbeit hervor, dass die Arbeitsbereitschaft unter den Geflüchteten aus der Ukraine hoch ist.
Ukrainische Geflüchtete bemühen sich um Deutschkenntnisse
Entsprechend hoch ist unter den Befragten auch die Bereitschaft, Deutsch zu lernen. 51 Prozent der erwachsenen Geflüchteten besuchten einen Deutschkurs oder hatten bereits einen abgeschlossen. Ein Interesse, das von deutscher Seite erwidert wird: Immer mehr Deutsche lernen seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges die ukrainische Sprache. Allerdings weisen nur wenige der befragten Geflüchteten auch tatsächlich gute Deutschkenntnisse auf. Acht von zehn gaben an, über keine oder nur über eher schlechte Deutschkenntnisse zu verfügen. Nur fünf Prozent schätzten ihre Kenntnisse der deutschen Sprache als gut
Als wichtigstes Motiv, ausgerechnet nach Deutschland zu flüchten, nennen 60 Prozent der befragten Geflüchteten Familienangehörige, Freunde und Bekannte, die bereits hier leben. Andere häufig genannte Motive sind die Achtung der Menschenrechte, das Wohlfahrtssystem, das Bildungssystem, die Willkommenskultur und die wirtschaftliche Lage in Deutschland. 18 Prozent der Flüchtlinge gaben an, der Zufall habe sie nach Deutschland geführt.
Der Krieg in der Ukraine wirkt sich weiter aus – in den Köpfen
Die aus der Ukraine geflohenen Menschen fühlen sich in Deutschland zwar willkommen, aber bringen dennoch Trauer und Leid mit. Auf einer Skala von eins bis zehn schätzten die Befragten ihre Lebenszufriedenheit im Schnitt mit 5,8 deutlich niedriger ein als die sonstige Bevölkerung in Deutschland, wo ein Durchschnittswert von 7,5 erreicht wird. Vor allem bei den zahlreichen geflüchteten Kindern gibt es laut Studie Hinweise auf psychische Belastungen. 80 Prozent der erwachsenen Geflüchteten sind Frauen, von denen 48 Prozent mit minderjährigen Kindern in einem Haushalt leben.
Es sei deutlich zu sehen, „dass Krieg und Flucht Spuren hinterlassen haben, die weiter nachwirken“, sagte laut dpa Nina Rother vom Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, das ebenfalls an der Studie beteiligt war. Zwei Drittel der nach Deutschland Geflüchteten stammt aus Regionen der Ukraine, die besonders stark vom Krieg betroffen sind und von Russlands gnadenlosen Angriffen heimgesucht werden.