Top-Managerinnen verdienen mehr als Top-Manager (kein Scherz)

Vermutlich anders erwartet, verdienen weibliche Vorstandsmitglieder mehr als männliche. Das zeigt eine neue Studie.
Frauen verdienen weniger als Männer – „Gender Pay Gap“ heißt diese Lücke. Bei Frauen in Vorständen ist das nicht so, zeigt der „Mixed Compensation Barometer 2022“ von der Prüfungs- und BeratungsgesellschaftErnst & Young (EY). Hier liegen die Frauen vorne. Wie lange das noch so ist, bleibt jedoch abzuwarten. Im vergangenen Jahr ist das Gehalt von männlichen Vorstandsmitgliedern im Vergleich zum Vorjahr stärker gestiegen als von weiblichen.
Topmanagerinnen verdienen mehr als ihre männlichen Kollegen
Weibliche Vorstandsmitglieder verdienten im vergangenen Jahr laut der Studie im Schnitt etwa 2,4 Millionen Euro. Das seien 348.000 Euro mehr als ihre männlichen Kollegen. „Der Frauenanteil in den Vorstandsgremien wächst nur langsam. Aber zumindest liegen Frauen in der Vergütung vorn“, sagt Jens Massmann, Partner und Spezialist für Vorstandsvergütung bei EY. Laut einer anderen Studie müssen Frauen, die mehr verdienen als ihre Männer, oft trotzdem noch im Haushalt mehr tun.
Schon seit 2015 liegen Topmanagerinnen nach Angaben von EY mit ihrem Gehalt im Schnitt oberhalb der Männer. Die Gehälter von CEOs seien für den Vergleich nicht miteinbezogen worden, da es „nach wie vor nur sehr wenige weibliche CEOs gibt“, heißt es in der Mitteilung von EY. EY untersuchte das Gehalt von Topmanager:innen in deutschen Spitzenunternehmen aus DAX, MDAX und SDAX.
Vorsprung von weiblichen Vorstandsmitgliedern beim Gehalt nimmt ab
Der Vorsprung beim Gehalt bei weiblichen Vorstandsmitgliedern hat laut EY 2021 im Vergleich zum Vorjahr abgenommen. Statt durchschnittlich 421.000 Euro im Jahr verdienten Frauen demnach nur noch 348.000 Euro mehr als Männer. Insgesamt habe das Gehalt von Topmanager:innen im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht.
Wenn man die Unternehmen getrennt betrachtet, zeichnet sich laut EY ein unterschiedliches Bild ab: Im DAX und SDAX lägen Frauen in Vorständen mit den Gehältern vorne. Im MDAX wiederum haben nach den Angaben der Studie die Männer einen leichten Vorsprung. Im Schnitt verdienten männliche Vorstandsmitglieder hier 1,5 Millionen Euro, weibliche nur 1,4 Millionen Euro.
Pandemie, Inflation und Ukraine-Krieg könnte Trend bei Vorstandsgehältern beeinflussen
Eine „Gender Pay Gap“ lässt sich in der Gehaltssteigerung feststellen. Bei männlichen Topmanagern stieg das Gehalt nach Angaben von EY im vergangenen Jahr um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei Frauen wiederum nur um 17 Prozent. Als eine Frau, die in der Tech-Branche in Colorado arbeitete, sich öffentlich über ihre Gehaltserhöhung freute, wurde sie gefeuert.
Der Verdienst aller Top-Manager:innen stieg von 1,9 Millionen im Jahr 2020 auf 2,4 Millionen, wie aus der Studie hervorgeht. Bei den CEOs sei der Verdienst sogar von 2,6 auf 3,3 Millionen Euro gestiegen. Die Pandemiefolgen, die Inflation und der Ukraine-Krieg könnten laut EY ein Grund sein, dass der Trend bei den Vorstandsgehältern im kommenden Jahr „nicht mehr so eindeutig nach oben“ zeigen wird.