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Unfassbarer „Femizid-Trend“ auf Tiktok: Männer schwärmen davon, wie sie Frauen ermorden – App löscht Videos

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Von: Jana Stäbener

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TikTok Videos, die Gewalt gegenüber Frauen verherrlichen. Der neuste Femizid-Trend auf TikTok hat es in sich.
Seit geraumer Zeit tauchen auf TikTok Videos mit gewaltverherrlichenden Mord-Fantasien auf, die App hat einige davon bereits gelöscht. © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa, TikTok Screenshots (Collage)

Beim Femizid-Trend posten junge Männer TikToks, in denen sie den Mord an Frauen verherrlichen. TikTok löscht die Videos, was bleibt sind die Reaktionen der Nutzer:innen.

Seit rund zwei Wochen posten auf TikTok vor allem junge Männer die unfassbarsten Femizid-Fantasien gegenüber Frauen. Für ihre Videos benutzen sie den Sound „Lost“ von Frank Ocean, ein beachy Song, der wirklich nicht zu diesen schrecklichen Inhalten passt. Genau dieser Kontrast macht den neusten TikTok-Trend so bizarr: Während der freundliche Beat im Hintergrund läuft, zeigen sich die Männer vor der Kamera und beschreiben mit Text in aller Ausführlichkeit, wie sie eine Frau umbringen würden. SPÖ Politiker:innen warnten schon vor diesem gefährlichen TikTok-Trend*. TikTok positioniert sich auf Nachfrage von Buzzfeed News Deutschland gegen die Inhalte. Die meisten der Videos habe man bereits gelöscht.

Femizid-Trend auf Tiktok: Wo kommen diese Gewalt-Fantasien her?

Dass die meisten der Videos nicht mehr zu finden sind, ist erleichternd. Trotzdem gehen einem die Worte einiger User nicht mehr aus dem Kopf. Ein User (siehe unten) schreibt beispielsweise: „Stell dir vor, wir gehen auf ein Lasertag-Date, aber anstatt einer Laser-Pistole benutze ich eine echte und du bist tot.“ Ein anderer beschreibt detailreich, wie er mit einer Frau im Fitnessstudio trainiert und diese dann in die Kniekehlen kickt, damit sie dann von den Gewichten erschlagen wird.

Stell dir vor, wir gehen auf ein Lasertag-Date, aber anstatt einer Laser-Pistole benutze ich eine echte und du bist tot.

TikTok-User

Man fragt sich, wo um alles in der Welt diese Gewalt-Fantasien herkommen. Laut Der Standard sehen Expert:innen im TikTok-Algorithmus schon lange eine Gefahr. Durch die Nutzung der Sounds kann sich die gleiche Art von Inhalten ziemlich schnell verbreiten – und wirkt nebenbei noch harmlos. Auch „WarToks“ im Ukraine-Krieg sind solch ein verstörender TikTok-Trend.

„Frauenfeindlichkeit hat auf TikTok keinen Platz“: TikTok bezieht Stellung zum Femizid-Trend

Als BuzzFeed Deutschland Deutschland TikTok zu dem Femizid-Trend um Stellungnahme bittet, reagiert eine TikTok-Sprecherin mit einem klaren Statement: „Frauenfeindlichkeit hat auf TikTok keinen Platz. Inhalte, die hasserfülltes Verhalten und Gewalt gegen Frauen fördern, verstoßen gegen alles, wofür wir als sichere und inklusive Plattform stehen, und werden entfernt.“

Um Inhalte auf TikTok zu kontrollieren, setze die Plattform auf eine Kombination aus Moderationsteams und Technologie. Inhalte, die den Community-Richtlinien widersprächen, würden entfernt. Dazu gehörten neben hasserfülltem Verhalten auch gewalttätige Drohungen, zu denen die Femizid-TikToks definitiv gezählt werden können. Tatsächlich sind fast alle TikToks, die Femizide verherrlichen, bereits verschwunden. Momentan findet man unter dem Sound „Lost“ vor allem Reaktionen auf den geschmacklosen Trend – und auch ein paar Gegenvorschläge für Dates ganz ohne Gewalt.

Femizid-Trend: TikTok-Userin repostet die gewalttätigen Videos mit News zu echten Femiziden

Die TikTok-Nutzerin @divergentredhed hat es sich zur Aufgabe gemacht, Videos, die den gewaltverherrlichenden Trend bedienen, zu fotografieren und mit einem realen Beispiel für einen Femizid zu reposten. Laut Amnesty International stirbt jeden dritten Tag eine Frau durch einen sogenannten Femizid, ein Begriff, der 1976 von der Soziologin Diane Russell vom englischen „Homocide“ (Mord) abgeleitet wurde.

Für TikTok-Userin @divergentredhed hat es einen ganz persönlichen Grund, Videos zu reposten, die Femizide verherrlichen: Sie ist, wie sie es in ihrer TikTok-Bio schreibt, selbst Überlebende häuslicher Gewalt. Auf ihrem Kanal findet man mittlerweile über 30 Reposts, die alle auf einen einzelnen Femizid aufmerksam machen. Mit dem Video eines Users, der schreibt: „Stell dir vor, wir gehen bei einem Date wandern und oben angekommen stoße ich dich vom Berg runter und du stirbst“, teilt sie beispielsweise die Geschichte von einer jungen Frau, deren Verlobter sie von einer Klippe stieß, weil sie ihn nicht heiraten wollte.

Stell dir vor, ich lade dich ein, bei mir zu übernachten und wenn wir dann gemütlich im Bett liegen, schneid ich dir die Kehle durch.

TikTok-User

Good News: Weil die Femizid-TikToks mittlerweile nahezu verschwunden sind, finden sich unter dem Sound nun auch Gegenvorschläge für richtige Dates – ganz ohne Gewaltfantasien.

Kill them with Kindness: Mit schönen Beschreibungen von Dates erobern sich Frauen den TikTok-Sound zurück – immerhin.

Mehr zum Thema TikTok? Schau dir unseren Artikel zu Valerisssh an. Sie ist ein ukrainischer TikTok-Star und ist nahm ihre Follower bei der Flucht aus dem Kriegsgebiet mit.

*BuzzFeed.at ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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