Fridays For Future: 17-jährige Aktivistin erklärt, was Klimaangst mit ihr macht - „bringt nichts, sich lähmen zu lassen“

Bei vielen jungen Menschen löst der Klimawandel Angst aus. Klimaangst spürt auch Fridays For Future Aktivistin Jule Pehnt. Wie sie die Angst nutzt, erzählt sie hier.
Es sind nur noch wenige Tage, dann ruft Fridays For Future zum inzwischen zehnten globalen Klimastreik auf. Auf der ganzen Welt und in mehr als 250 Städten in Deutschland finden am 25. März wieder Proteste für mehr Klimaschutz statt. Aktivistin Jule Pehnt engagiert sich seit zwei Jahren bei der Klimaschutz-Bewegung in Freiburg. Im Gespräch mit BuzzFeed News Deutschland berichtet die 17-Jährige von Klimaangst, die immer wieder hochkommt und wieso sie weiterkämpft.
Als „Climate Anxiety“, also Klimaangst, wird die Angst vor dem Klimawandel und seinen Folgen bezeichnet. Der Begriff komme aus Gesprächen zwischen Klimaforschenden, erklärt die Psychotherapeutin Katharina van Bronswijk im Gespräch mit dem SWR. Inzwischen bezeichne der Begriff allgemein die Angst, die Menschen fühlen, wenn sie sich mit dem Klimawandel beschäftigen.
„Ich glaube, man muss zwischen einer Klimaangst unterscheiden, die wir hier in Deutschland haben, wo wir ja noch relativ wenig von der Klimakrise betroffen sind und einer Klimaangst, die unsere Mitaktivist:innen in betroffenen Regionen haben, die essenzielle Ängste haben, dass die Klimakrise sie wieder trifft“, sagt Pehnt. Bei ihr selbst löse eher die Ungewissheit Angst aus und „Zukunftsszenarien, die auf uns zukommen, wenn alles weiterläuft wie bisher“.
Klimaangst betrifft viele Aktivist:innen bei Fridays For Future
Klimaangst betreffe Aktivist:innen unterschiedlich stark, sagt Pehnt. Die Schülerin aus Freiburg spüre sie vor allem, wenn sie Nachrichten zum Klimawandel lese oder als der neue Klima-Bericht des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)) rauskam. Expert:innen warnten bereits im Vorfeld, dass der Weltklimabericht „apokalyptische Ängste“ auslösen könnte.
Das führt einem immer wieder krass vor Augen, die Welt, in der wir leben werden, wenn wir jetzt nicht handeln, wird eine ziemliche Scheißwelt.
Sie habe Angst, dass die Klimakrise immer mehr Menschenleben kostet. Das habe sich natürlich verstärkt, je mehr sie sich mit dem Thema Klima auseinandergesetzt habe und sich engagiert habe. So wie Jule Pehnt gehe es vielen Aktivist:innen bei Fridays For Future. Sie glaubt aber auch, dass das Engagement eine Möglichkeit sei, mit der Angst umzugehen und sie ein bisschen zu lösen. „Es bringt nichts, sich von der Angst lähmen zu lassen. Wir versuchen zu vermitteln, dass es hilft, auf die Straße zu gehen und für eine bessere Zukunft zu kämpfen“, so die Aktivistin.
Klimaangst kann motivierend wirken, sagt die Fridays-For-Future-Aktivistin
Einer Studie der Universität Koblenz-Landau zufolge vermeiden Menschen, die unter Klimaangst leiden, sich im Alltag mit dem Klimawandel zu beschäftigen. Gleichzeitig haben die Forschenden aber auch beobachtet, dass zumindest in ihrer Stichprobe die Klimaangst nicht lähmend wirke, sondern eher motivierend, erklärt der Umweltpsychologe Gerhard Reese dem SWR.
Jule Pehnt schafft es offenbar gut, die Klimaangst in positive Energie umzuleiten. Dennoch müsse sie sich manchmal „gefühlsmäßig ein bisschen rausziehen“, sagt sie, und „nicht ständig neue schlimme Nachrichten zum Klimawandel lesen und Pause von der Arbeit als Pressesprecherin der Protest-Bewegung machen“.
„Es ist die Angst, aber eben auch die Hoffnung etwas bewirken zu können, die uns Aktivist:innen antreibt“, so die Schülerin. Wenn wir merken, dass wieder Tausende Menschen mit uns auf die Straße gehen und die Gesellschaft sich ändern will, gebe ihr das ein gutes Gefühl.