Profifußballer Jankto nach Outing: „Jetzt kann ich endlich so leben, wie ich will“
Im Interview mit einem tschechischen Radiosender hat der Fußballprofi Jakub Jankto über sein Coming-out gesprochen. Er nimmt die ihm zugeschriebene Vorbildrolle an.
Mitte Februar erregte der tschechische Fußballprofil Jakub Jankto großes Aufsehen, als er sich in einer emotionalen Videobotschaft als homosexuell outete. Der Mittelfeldspieler vom Spitzenclub Sparta Prag war der erste aktive Erstligaspieler in Europa, der diesen Schritt gegangen ist, und erhielt für sein Outing viel Zuspruch aus dem europäischen und internationalen Profifußball. Wenige Tage später hat Jankto im tschechischen Radio in einem ausführlichen Interview über sein Coming-out gesprochen – und die positiven Reaktionen darauf hervorgehoben.
Outing war „harte Entscheidung“, aber große Erleichterung
Der Entschluss zu seinem öffentlichen Outing sei eine „harte Entscheidung“ gewesen, sagte Jankto im Gespräch mit dem öffentlich-rechtlichen Radiosender ČRo Radiožurnál. Er habe lange mit sich gerungen und sogar darüber nachgedacht, seine Karriere als aktiver Fußballprofi zu beenden. Weil er aber ein Beispiel setzen wollte, habe er davon wieder Abstand genommen: „Du kannst eine andere sexuelle Orientierung haben und trotzdem ganz normal deiner Arbeit nachgehen. Und was ich tue, ist letztlich nur ein Job.“ Das habe auch mit Professionalität zu tun.
Jetzt kann ich endlich so leben, wie ich will, und das ist das Wichtigste für mich. Ich bin auf jeden Fall erleichtert.
Sein Outing sei auf jeden Fall eine große Erleichterung gewesen: „Jetzt kann ich endlich so leben, wie ich will, und das ist das Wichtigste für mich. Ich bin auf jeden Fall erleichtert.“ Zuvor habe Jankto sich gegenüber seiner Familie und engen Freund:innen geoutet, dann auch gegenüber seinem Verein Sparta Prag. Den Schritt an die Öffentlichkeit habe er sorgsam vorbereitet, wobei sein Verein voll hinter ihm gestanden habe.
Spartas Trainer Brian Priske habe ihn „unglaublich unterstützt“, die Mannschaft sein Coming-out „sehr, sehr positiv“ aufgenommen. Mit der Welle an Solidarität und Zuspruch, die er nach seinem öffentlichen Outing auf Instagram erfahren hat, hatte er aber nicht gerechnet. Er habe sehr viele Reaktionen erwartet, „aber nicht, dass die größten Teams und Organisationen der Welt hinter mir stehen.“ Unter anderem hatten Real Madrid, FC Bayern München, Juventus Turin und die UEFA Jankto gratuliert. Er gilt nun als einflussreiches Vorbild, wenn es um die Akzeptanz von Homosexualität im europäischen Spitzenfußball geht.
Schwuler Fußballprofi Jankto sieht sich als Vorbild – „andere Jungs haben noch Angst“
Diese Rolle als Vorbild nimmt Jankto gerne an und das sei auch nötig, denn „offensichtlich haben einige andere Jungs noch Angst vor der Reaktion der Öffentlichkeit.“ Im tendenziell homofeindlichen Männerfußball sei dieses Thema immer noch vorurteilsbeladener als im Frauenfußball. Er hoffe aber, er habe mit seinem Outing und den vielen positiven Reaktionen darauf ein gutes Beispiel gegeben, dass diese Ängste unbegründet sind.

Die Erleichterung hinterher sei „absolut fantastisch“, die positiven Reaktionen aus dem Profifußball „extrem ermutigend“ gewesen. „Ich hoffe nur, dass es nicht bloße Worte, sondern eine echte Form der Unterstützung ist, (...) die an alle Menschen mit einer abweichenden sexuellen Orientierung gehen wird“, ergänzte Jankto.
Die wenigen negativen Reaktionen versuche er möglichst zu ignorieren. „Ich werde definitiv nicht darauf eingehen“, antwortete er, als er gefragt wurde, wie er auf negative Kommentare etwa während eines Spiels reagieren würde. Solche Bemerkungen ließen sich nicht vermeiden. „Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich als erster Fußballer, der diese Art von Erklärung gemacht hat, für manche ein Zielobjekt sein werde.“ Das werde ihn aber nicht davon abhalten, weiterhin ein gutes Vorbild abgeben zu wollen.
Ob die Unterstützung Janktos durch den Weltfußball wirklich nachhaltig ist, muss sich noch zeige. Der FIFA sind die Rechte von LGBTQIA+-Menschen im Ernstfall egal, sagt der Ex-Profi Marcus Urban.