Zahlreiche Fußballspieler erhalten Hassnachrichten – viele sind homophob oder rassistisch

Ein großer Teil der Fußballspieler wird im Netz offenbar homophob oder rassistisch angefeindet, wie aus einem Bericht der FIFA hervorgeht. Über die Hälfte gab demnach an, Hassnachrichten erhalten zu haben.
Fußballspieler:innen sind in den sozialen Netzwerken zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt. Nach einem Bericht der Fußballverbände FIFA und FIFPRO werden 55 Prozent aller befragten Fußballspieler:innen im Internet angefeindet oder diskriminiert. Homophobie trat in den Hassnachrichten am häufigsten auf, Rassismus am zweithäufigsten.
Für die Studie der FIFA wurden die Accounts von Spielern und Trainern aus dem Finale der Europameisterschaft 2020 (England vs. Italien) und dem Afrika-Cup 2022 (Senegal vs. Ägypten) auf diskriminierende Aussagen untersucht. Dafür wurden über 400.000 Twitter- und Instagram-Posts von einer Künstlichen Intelligenz analysiert. Der Zeitraum, in denen die Accounts verfolgt wurden, war von dem Ende des Halbfinales bis drei Tage nach dem Finale.
Mit dem N-Wort beleidigt – Rabbi Matondo, Spieler bei Schalke, erhielt Hassnachrichten auf Instagram
Der Schalke-Spieler Rabbi Matondo hatte im vergangenen Jahr öffentlich gemacht, dass er auf Instagram mit dem N-Wort beleidigt wurde. „Eine weitere Woche auf Instagram, wo rein gar nichts gegen Rassismus getan wird“, schrieb er auf Twitter. Statt rassistische Äußerungen würde Instagram seinen Account blockieren, wenn er Videoclips von seinen Spielen postete.
Ryan Sessegnon, Spieler bei Hoffenheim, erhielt ebenfalls rassistische Hassnachrichten über Instagram:
40 Prozent der befragten Fußballer in der FIFA-Studie wurden homophob, 38 Prozent rassistisch beleidigt
Homofeindlichkeit im deutschen Profi-Fußball ist ein Problem, wie Fußball-Fans in einer kürzlich veröffentlichten Studie des deutschen Lesben- und Schwulenverbands angaben. Der FIFA-Bericht macht jetzt deutlich, dass homosexuelle Spieler besonders auf Social Media angefeindet werden. 40 Prozent aller Hassnachrichten, welche die Spieler erhielten, waren homophob. Nilla Fischer zum Beispiel, die Kapitänin der Frauenmannschaft des VfL Wolfsburg, berichtete gegenüber dem Magazin 11 Freunde davon, homophobe Nachrichten bis hin zu Morddrohungen erhalten zu haben.
Weitere 38 Prozent der Beleidigungen gegen die Fußballer waren dagegen rassistisch. Schwarze Spieler aus England, die während des Europafinales einen Elfmeter verschossen haben, wurden am meisten diskriminiert. Der am häufigsten angegriffene Spieler wiederum stammt aus Ägypten. Oftmals sind die Täter:innen Fans gegnerischer Mannschaften. Weniger erwartbar ist die Tatsache, dass die Mehrheit der Täter:innen aus denselben Ländern stammt wie die betroffenen Spieler.
FIFA und FIFPRO wollen Fußballspieler:innen besser schützen – und scannen dafür Instagram und Co.
FIFA und FIFPRO teilten am Samstag mit, dass sie Spieler:innen in Zukunft besser vor Missbrauch schützen wollen. Es soll ein spezieller Moderationsdienst für Männer- und Frauenturniere eingerichtet werden. Die sozialen Medien sollen automatisch nach Begriffen aus Hassreden gescannt und die Beiträge schnellstmöglich gelöscht werden. Damit soll verhindert werden, dass der Kommentar von den Adressat:innen und den Follower:innen gesehen wird.
90 Prozent der Konten, welche die von der Studie aufgedeckten missbräuchlichen Kommentare verfasst haben, können außerdem mit hoher Wahrscheinlichkeit identifiziert werden. Die Kontoaktivitäten werden deshalb an die entsprechenden sozialen Plattformen und die Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet.
Auch mitten auf dem Platz sind Fußballer:innen rassistischen Äußerungen ausgesetzt
Hetze gegen Fußballer:innen findet nicht nur online, sondern auch direkt auf dem Platz statt. Im vergangenen Jahr wurden die französischen Spieler Mbappé, Kanté und Pogba von Fans der bulgarischen Mannschaft unter anderem mit Affenlauten rassistisch angegriffen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete. Dasselne ist auch Osnabrücks Spieler Aaron Opoku in einer Drittliga-Partie zwischen dem MSV und Osnabrück passiert. Das Spiel wurde abgebrochen.
„Ich brech dir alle Knochen“, „leg dich ins grab“ und „verpiss dich du Hurensohn“ sind Rufe aus dem Publikum, die sich der BVB-Jungprofi Youssoufa Moukoko anhören musste. In dem U19-Derby gegen Schalke 04 hatte der damals 15-Jährige, gleich drei Mal ein Tor geschossen. Später berichtete er von seinen negativen Erfahrungen auf Twitter:
Die WM 2022 findet in dem homofeindlichen Staat Katar statt
In diesem Jahr steht die Weltmeisterschaft in Katar bevor. Die Spiele stehen in der Kritik, weil dort Menschenrechte stark eingeschränkt werden. Als Robert Habeck Katar im März einen Besuch abstattete, um für einen neuen Energievertrag zu werben, erntete er Spott im Netz. Auch Homosexualität ist in dem Land verboten. Ob Beleidigungen gegenüber homosexuellen Spielern während der WM zunehmen werden, wird sich zeigen.