Wohnraum für Geflüchtete wird knapp – „niemand möchte leichtfertig Turnhallen belegen“
Viele Unterkünfte für Geflüchtete stoßen an ihre Kapazitätsgrenze. Menschen aus der Ukraine und anderen Ländern müssen in Turnhallen, Zelten und Containern unterkommen.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs flüchten Menschen vermehrt nach Deutschland. In vielen Kommunen fehlt der Platz, um Geflüchtete aufzunehmen. Die Geflüchteten müssen in Zelte, Containern und Turnhallen ziehen.
Mehr als eine Million Menschen sind seit Beginn des Ukraine-Kriegs bisher nach Deutschland geflüchtet. Die Zahl der Geflüchteten steigt laut dem Innenministerium zurzeit deutlich an. „Das beobachten wir zwar jedes Jahr im Sommer und Herbst, aber dieses Jahr hat diese Entwicklung eine höhere Dynamik“, sagte Innenminiserin Nancy Faeser beim Besuch des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf), wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Neben dem Ukraine-Krieg seien laut Innenministerium auch finanzielle Not, wiederaufflammende Konflikte und eine verschärfte Klimakrise die Ursachen.

Kommunen müssen für die Unterbringung von Geflüchteten auf Not- und Sammelunterkünfte zurückgreifen
Überall in Deutschland gibt es spezielle Unterkünfte für Geflüchtete. Das sind Häuser mit mehreren Wohnungen, in denen die geflüchteten Menschen leben können. Das Problem ist, dass diese Unterkünfte an ihre Grenzen kommen. Welcher Landkreis wie viele Geflüchtete aufnimmt, regelt das Land über sogenannte Verteilkontingente. Im April betrug das gesamte Kontingent der Kommunen 100.000 Menschen. Für das kommende halbe Jahr hat das Innenministerium die Kommunen angewiesen, insgesamt 70.000 weitere Schutzsuchende aufzunehmen.
„Die Lage bei der Unterbringung der Flüchtlinge ist ähnlich wie während der Flüchtlingskrise 2015/2016“, sagte Hubert Meyer, Geschäftsführer des Niedersächsischen Landtags gegenüber der dpa. Neben Niedersachsen berichtet auch Bremen, dass Unterkünfte voll sind. Hier sind 9 Dinge, wie du den Menschen, die vom Ukraine-Krieg fliehen, helfen kannst.
Unterbringung in Turnhallen sei nur eine Zwischenlösung, sagt Flüchtlingsrat in Niedersachsen
Statt in Unterkünfte sollen die Geflüchteten zunächst in Not- und Sammelunterkünften unterkommen, also in Turnhallen, Jugendherbergen und Containern. „Niemand möchte leichtfertig Turnhallen belegen“, sagte Meyer laut dpa. Aufgrund der Situation in den kommenden Wochen und Monaten lasse es sich aber „nicht zu vermeiden“.
Der Geschäftsführer des Flüchtlingsrates Niedersachsen kritisiert, dass Hallen nur eine Zwischenlösung sein können. Auf längere Sicht sei es wichtig, dass Geflüchtete in Wohnungen ziehen. Auf diese Weise könne ihnen das Ankommen in der Gesellschaft erleichtert werden. Das Problem dabei: Es ist nicht genügend Wohnraum da. Weber fordert deshalb mehr sozialen Wohnungsbau. Kurzfristig könnten „Systeme für eine bessere Verteilung der Menschen“ aushelfen.
Nancy Faeser verspricht Unterstützung im Hinblick auf den Winter
Im Winter ist die Unterbringung in Notunterkünften noch ungünstiger. Eine warme, eigene Unterkunft ist dann besonders wichtig. Auch deswegen verspricht Faeser den Kommunen laut dpa jetzt Unterstützung. Unter anderem sollen ihnen Bundesimmobilien zur Verfügung gestellt werden. Am Dienstag (11. Oktober) trifft sich Faeser mit Kommunen und Ländern, um die Flüchtlingshilfe besser zu koordinieren. Vor Kurzem warf Friedrich Merz (CDU) Ukrainer:innen, die mit dem Flixbus nach Deutschland kommen, „Sozialtourismus“ vor – und wurde stark kritisiert.